Das Jesus Sakrileg - das Tagebuch der Maria Magdalena 1
„Ich bin in die Welt gekommen als ein Licht, damit, wer an mich glaubt, nicht in der Finsternis bleibe.“
Kapitel 1
Ein dumpfes Klopfen.
Der alte Mann im Zimmer des dritten Stocks hatte Angst vor diesem Klopfen. Er ahnte die Botschaft, die es mitbrachte.
Gerne hätte er auf die nächsten Schritte verzichtet. Aber hier ging es nicht um ihn, sondern um das Wohl vieler.
Um die Ordnung für eine unheilvolle Welt. So hatte er keine andere Wahl, als dem Klopfen nachzugeben und seine Hoffnungen in Gottes Hände zu legen.
„Ja“, sprach er leise mit seiner alten, aber immer noch sehr kraftvollen Stimme.
Er saß auf seinem Stuhl und blickte wie gebannt auf die Person, die eintrat. Sein Gesicht verzog sich nicht, jedoch schloss er seine Augen, denn die wären am liebsten in einer anderen Welt gewesen: einer Schöneren und verheißungsvolleren. Die Zeit, für immer dorthin zu gehen war schon lange da.
Giovanni trat ein und der alte Mann sah den Kummer in seinen Augen sowie die Schwere der Last, die er nicht länger zu tragen vermochte.
Er stan d auf und umarmte Giovanni, um ihm zu zeigen, dass er nicht länger allein war.
Der Gang verriet nicht nur den Stolz und die Würde seiner Person, sondern auch die Gebrechlichkeit und den Fortschritt seiner Krankheit.
„Schlimmes ist passiert?“, wollte er wissen und sein e Frage schien die Antwort bereits zu kennen.
„Ich habe versagt, Eure Heiligkeit. Ich habe Ihr Vertrauen missbraucht“, sagte Giovanni und sank unter Tränen auf die Knie.
Eure Heiligkeit? Ja, er war der Papst. Der Papst, der immer für die Sorgen und Ängste seiner Schäfchen da war. Aber wer war für die Ängste und Sorgen des Papstes da?
Gott?
Vielleicht … Gott und diese Frau.
„Nimm nicht unnötig Schuld auf dich. Erzähl mir alles“, versuchte seine Heiligkeit ihm ein wenig von seiner Last abzunehmen.
Giovanni erzählte alles, weder verschwieg noch beschönigte er. Der alte Mann hörte aufmerksam zu. Seine Befürchtungen schienen eingetroffen zu sein, aber dennoch machte er Giovanni keinen Vorwurf. Es war eine große Bürde, die da auf dem Alten lastete. Solch eine Verantwortung konnte unmöglich ein Mensch alleine tragen.
„Sie lebt noch“, sagte der alte Mann.
„Ich werde sie finden und Euch nicht noch mal enttäuschen.“
„Mich nicht, aber vielleicht werden wir die Hoffnung der Menschen enttäuschen.“
„Nein, ich werde mich noch gleich auf den Weg machen“, sagte Giovanni.
„Wo willst du denn um diese Stunde suchen? Geh schlafen. Es war ein langer und anstrengender Tag. Ruh dich aus. Morgen werden wir nach einer Lösung suchen. Der Herr wird uns den rechten Weg weisen. Verlieren wir nie den Glauben an den Herren, hören wie nie auf zu hoffen“, sagte der Papst.
„Ich werde sie finden. Auch wenn ich mit meinem Leben bezahlen muss, das schwöre ich“, sagte Giovanni, bevor er das Zimmer verließ.
„Sei nicht so hart mit dir. Wir müssen vorsichtig sein. Niemand darf je erfahren, dass wir auch auf dem Schachbrett wirken.“
Der alte Mann auf dem Stuhl atmete tief ein und aus.
Seine Sorgenfalten hatten tiefe Furchen in sein ehemals sehr schönes Gesicht gezeichnet.
Wie gern hast du g elacht. Wo ist es nur geblieben, d achte er und rieb sich mit der linken Hand die Stirn.
Dann stand er auf und ging zum großen Fenster .
Von dort konnte er einige Gläubige sehen, die auf dem Petersplatz standen und beteten, ihn aber nicht sehen konnten.
Er schaute auf die Uhr, die an der Wand neben dem Fenster stand.
Sie zeigte auf 1:51 Uhr in der Früh.
„Noch zu dieser Stunde lieben sie dich, oh Herr“, sagte er leise mit dem Blick zum Himmel gerichtet.
„Wie kann ich da schlafen … viel zu viel steht auf dem Spiel“, sagte er leise zu sich.
Er wusste, wie viel es war, sollte dieses Geheimnis jemals an die Öffentlichkeit gelangen. Dieses hier war nicht vergleichbar mit Texten, die am Roten Meer gefunden worden waren, mit dem angeblichen Beweis, dass das Grabtuch Jesu nicht der Echtheit entsprach, oder mit versteckten Botschaften in irgendwelchen Gemälden, Musikstücken oder Büchern. Er hatte für diese Gral Jäger und Verschwörungstheoretiker, die das Internet beackerten, nicht mehr als die Bitte um Vergebung für ihre Ignoranz übrig.
Dass sie nie eine reelle Bedrohung darstellen würden, hatte er den Ängstlichen in der Kirche klar machen können und mit seiner Überzeugung auch Recht behalten. Der Glaube ließ sich nicht durch solche
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