0881 - Erbe des Tba
weil er eben unendlich war und weil von einem Zugang aus immer nur ein beschränkter Teil erreicht werden konnte.
Orghoriet wußte, daß das Spekulationen waren, die keine reale Basis besaßen; dennoch überkamen sie ihn jedesmal wieder, wenn auf den Normalbildschirmen die Sterne und Wolkenstrukturen des Alls verblaßten und der glühende Lichtpunkt sich zu einem flammenden Ring dehnte, in dem sich ein energetischer Strudel drehte und das Raumboot in den Raum hinter dem Nichts schleuderte.
Orghoriet steuerte das Boot auf eines der fünf Raumschiffe zu, die hinter dem Strudel lauerten.
Er wurde angerufen und identifizierte sich. Nach dem Einschleusungsmanöver begab er sich sofort in die Kommandozentrale des ehemaligen Gurrad-Raumschiffs.
„Alles Licht für Tba!" sagte er.
„Alles Licht für Tba!" antworteten die anwesenden Gys-Voolbeerah.
Orghoriet ging auf Baikwietel zu, der sich mit den Leitern der anderen Delegationen um den Kartentisch versammelt hatte und ihm erwartungsvoll entgegensah.
Wortlos reichte Orghoriet ihm die Ausdruckfolie.
Baikwietel las den Text der Nachricht laut vor, dann schaute er Orghoriet an und sagte: „Das deckt sich mit der Emotiosen-dung, die zwei unserer Brüder, die anscheinend besonders empfänglich dafür sind, empfangen haben. Sie unterrichteten uns davon, daß die ,aus dem Tba geborenen Götter' zur Wiederherstellung der Macht des herrlichen Tba und zur Stellung aller anderen unter das GESETZ aufgerufen haben. Alle Verstreuten des Alten Volkes sollen in ihre Raumschiffe gehen und einen bestimmten kosmischen Koordinatenpunkt anfliegen, wo das SCHWERT DER GÖTTER sie erwarten würde, um sie in den Kampf für das Neue Tba zu führen."
„Befindet sich dieser Koordinatenpunkt vielleicht in der Großen Ma-gellanschen Wolke?"
erkundigte sich Orghoriet ahnungsvoll.
„So ist es", sagte Baikwietel bitter. „Aber das SCHWERT DER GÖTTER scheint nicht warten zu wollen, bis die Raumschiffe aller Verstreuten am Treffpunkt ankommen. Es rast gleich dem Werkzeug eines Irrsinnigen durch die Milchstraße und sät neuen Haß auf alle Molekülverformer."
„Wir sollten es vernichten", warf einer der Delegationsleiter ein.
„Das dürfen wir nicht", erwiderte Baikwietel. „Erstens ist die SCHWERT DER GÖTTER zweifellos ein Raumschiff mit zahlreichen Gys-Voolbeerah an Bord - und wir dürfen keine Gys-Voolbeerah töten -, und zweitens scheint das Schiff allen anderen Raumschiffen überlegen zu sein, so daß wir es selbst dann nicht vernichten könnten, wenn wir das wollten."
„Wenn es allen anderen Raumschiffen überlegen ist, warum kämpfen wir dann nicht an seiner Seite und erobern die Milchstraße, um sie zur Keimzelle eines Neuen Tba zu gestalten?" warf ein anderer Gys-Voolbeerah ein.
Eine Weile herrschte beklemmende Stille, dann sagte Baikwietel: „Weil wir nicht ein falsches Tba errichten, sondern auf den Hinterlassenschaften des echten Tba aufbauen wollen."
Kaiser Anson Argyris versteifte sich, als er das Heulen von Alarmpfeifen hörte.
Er blickte auf die Bildschirme seines Arbeitszimmers, auf denen die Umgebung des Kaiserlichen Palasts abgebildet wurde, und er sah Panzerkuppeln gleich Pilzen aus dem Boden schießen. Schwebepanzer „schwammen" gleich silbrig schimmernden Fischen durch die feuchtwarme Luft und verteilten sich an den strategisch wichtigen Punkten rings um den Palast.
Eine Unmutsfalte bildete sich über Argyris' Nasenwurzel. Er schaltete das Visiphon ein und verlangte Fürst Wolfe-Simmer zu sprechen, den Olympischen Rat für Sicherheit.
Jürgo Wolfe-Simmer war nicht zu finden, aber als Anson Argyris gerade verdrossen die Verbindung unterbrach, summte der Türmelder - und der Gesuchte meldete sich über die Sprechanlage.
Der Freifahrerkaiser aktivierte die Öffnungsautomatik - und Wolfe-Simmer stapfte mit seinem üblichen martialischen Gehabe ins Zimmer, baute sich vor dem Schreibtisch Argyris' auf und sagte: „Majestät, ich habe für den Bereich des Kaiserlichen Palasts Sicherheitsstufe Alpha und für den Planeten Olymp Sicherheitsstufe Beta ausrufen lassen und bitte dich nachträglich darum, meine Entscheidung abzusegnen."
Die Unmutsfalte auf Argyris' Stirn vertiefte sich.
„Warum hast du mich nicht vorher gefragt, Jürgo?"
„Aber Majestät!" rief Fürst Wolfe-Simmer erregt. „Dann wäre es ja nicht meine Entscheidung gewesen." Er lächelte schlau. „Aber du hättest genauso entschieden wie ich, denn du weißt, daß mit Molekülverformern nicht zu
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