0882 - Brennpunkt Milchstrasse
und Bewußtseinsfunktionen auf Maschinen nicht aus seiner Welt wegzudenken vermochte, daß er das „Herz" des feindlichen Raumschiffs nicht zerstören durfte, weil dann auch er und seine Mitgefangenen sterben würden. Ihm war klar, daß er nur mit winzigen „Nadelstichen" arbeiten durfte, um gerade soviel Verwirrung bei den Molekülverformern zu stiften, daß sie unfähig wurden, sich gegen eine Kaperung ihres Raumschiffs durch terranische Raumschiffe erfolgreich zu wehren.
Endlich, nach langer Suche, glaubte er etwas gefunden zu haben, das eine dosierte Zuführung von Fremdmaterie in das Unsichtbare erlaubte - und zwar so dosiert, daß man genau die Anzahl der zuzuführenden Atome bestimmen konnte.
Nach einem letzten Blick auf die breiig zerflossene Substanz des Molekülverformers, der diese Anlage hatte bewachen sollen und durch den Anprall Hassans zwischen zwei aktivierte Ablenkungsspulen geraten und zerrissen worden war - und der noch Stunden bis zur völligen Regenerierung benötigen wurde -, senkte der Junge den Zeigefinger auf den Dosierungssensorpunkt und beobachtete das elektronische Zahlenfeld.
Dicht hintereinander wurden zehn Kohlenstoffatome durch einen der Zylinder geleitet und ins Zentrum des Unsichtbaren geschossen. Was danach geschah, konnte Hassan nicht im Einzelnen verfolgen. Er nahm aber an, daß die Atome vom „Herzen" des MV-Schiffs mit ungeheurer Gewalt angezogen wurden und beim Aufprall auf die räumlich winzige, aber massemäßig gigantische Existenz in Energie umgewandelt wurden.
Darauf vermochte er aber erst zu schließen, als er beim nächsten Versuch den Zeigefinger nicht vom Dosierungssensor nahm. Als das elektronische Zahlenfeld den Durchgang von zehn Wasserstoffatomen pro Sekunde anzeigte, wurde der Energieausstoß im „Herzen" des Raumschiffs so groß, daß seine Energie die Anziehungskraft seiner Masse teilweise überwand und durch eine wabernde Aureole für Außenstehende sichtbar wurde.
Rasch zog Hassan Ihaggar seinen Zeigefinger zurück, denn die Aureole sah sehr gefährlich aus.
Außerdem spürte er an einem sich verstärkenden Rütteln, daß sich sein Experiment störend auf die Funktionen des Raumschiffs auswirkte.
Aber er schien den Vorgang, den er ausgelöst hatte, nicht mehr anhalten zu können. Mit vor Grauen weit aufgerissenen Augen sah der Junge, wie sich alles veränderte: die Substanz des Molekülverformers, die Kontroll- und Schaltpulte, der Boden, die Wände, die Decke und das, was sich in dem Raum unterhalb der kreisrunden Öffnung befand.
Als er spürte, daß auch er nicht von der Veränderung verschont blieb, setzte sein Verstand aus.
Mit gellendem Schrei sprang er hoch und stürzte sich kopfüber in den Raum mit dem unsichtbaren „Herzen" des fremden Raumschiffs ...
Die Imagination des Unsichtbaren Giganten spürte, daß die Katastrophe sich nicht mehr würde aufhalten lassen, wenn die beiden Materialisierungskerne nicht bald eingriffen und einen Widerstand materialisieren ließen.
Es grab nur einen Weg! Den Weg durch das Labyrinth der Traumuniversen!
Die Imagination kannte die Schwierigkeiten, die sich ergaben, wenn sie versuchte, genau das zu träumen, was die beiden Materialisierungskerne gerade träumten. Anders waren sie nicht zu erreichen, denn nur so bestand eine gute Aussicht, so mit ihnen zusammenzutreffen, daß sowohl gegenseitige Wahrnehmung als auch gegenseitige Kommunikation möglich waren.
Da die Materialisierungskerne oft begeistert von ihren Ausflügen in die Traumuniversen berichtet hatten, kannte die Imagination des Unsichtbaren Giganten die Vorliebe der Kerne für die Verbreitung von Furcht und Schrecken unter den von ihnen geträumten Wesenheiten.
Vorzugsweise suchten sie ein Traumuniversum auf, in dem es Traum-wesen gab, die sich molekular total verformen und dadurch andere Traumwesen nachbilden konnten. Die Materialisierungskerne verwandelten sich dann oft in kleine heimtückische Wesen mit kindhaften Zügen und kindlich-naiver Grausamkeit. Als solche ritten sie oft auf den geträumten Molekülverformern und zeigten sich erst reichlich spät.
Vielleicht träumen sie jetzt im gleichen Traumuniversum...!
Die Imagination des Unsichtbaren Giganten konzentrierte sich darauf, sich dieses Traumuniversum vorzustellen - und nach einer unbekannten Zeitspanne befand sie sich in diesem Traumuniversum.
Als erstes nahm sie einen langgestreckten Korridor wahr, der in weiter Ferne nach rechts führte.
In der Decke des Korridors befanden
Weitere Kostenlose Bücher