0882 - Brennpunkt Milchstrasse
Kauf genommen hatten, um den vom Tba unterdrückten Völkern in vielen tausend Galaxien zur Freiheit zu verhelfen.
„Geh weiter!" hallte eine Stimme durch den Gang, in dem Gerziell sich befand. „Als Träger der wahren Form steht es dir zu, das größte Geheimnis von Tlagalagh kennenzulernen."
Verwirrt drehte Gerziell sich wieder um.
„Wer hat da gesprochen?"
„Ikroth, der Hüter des Letzten Tempels und Beschützer des wahren Lebens!" hallte es zurück.
„Komm, Gerziell!"
Zögernd setzte Gerziell sich in Bewegung. Er begriff nicht, was dieser Ikroth, der sich als Hüter des Letzten Tempels und Beschützer des wahren Lebens bezeichnete, von ihm wollte. Er gehorchte nur, weil Ikroth ihm verheißen hatte, das größte Geheimnis von Tlagalagh kennenzulernen.
Nach einiger Zeit veränderte sich das Aussehen des Ganges. An den Wänden befanden sich Ornamente. Ein Stück weiter sah Gerziell goldene Reliefs an den Wänden. Die Luft roch seltsam.
Etwas dröhnte anhaltend.
Ein Akkord...?
Das Dröhnen verebbte. Gerziell sah, daß er am Ende des Ganges angekommen war. Vor ihm befand sich eine spiegelglatte stählerne Wand.
Abermals dröhnte es.
In der Mitte der Wand bildete sich ein Spalt, der sich schnell verbreiterte. Als die Schotthälften in die Wände zurückgeglitten waren, wußte Gerziell noch immer nicht, was ihn erwartete. Vor ihm war es dunkel, aber er hatte die vage Vorstellung, vor dem Eingang einer großen Halle zu stehen.
Gerziell verharrte, als er etwas hörte, das nach fernem Chorgesang klang. Es schien, als stiegen einzelne Töne langanhaltend auf und ab.
Plötzlich war es vor Gerziell nicht mehr völlig dunkel.
Ein rötliches Glühen tauchte irgendwo schräg oben auf und warf düsterrotes Licht nach unten.
In seinem Schein erblickte Gerziell so etwas wie eine Statue - oder eine Mumie.
„Das ist das letzte existierende Abbild der wahren Form!" hallte dieselbe Stimme wie vorhin durch die Halle. „Gerziell, du stehst in dieser Zeitspanne auf dem Boden von Gys-Progher - und du wirst der letzte Gys-Voolbeerah sein, der den Letzten Tempel betritt. Viel ist geschehen, seit ich gefunden und nach Gys-Coront gebracht, von den Nyomiten des Träumers gesucht und in der Supernovahölle von Nyunberge verwandelt und zum Ursprung zurückgeschleudert wurde. Ich bin froh, daß die Erste Totale Elektronische Zivilisation Tlagalagh und mich fand und die Ewige Stadt als Kunstwerk betrachtet. Sonst wären wir nie zusammengekommen, Gerziell - und du hättest dich ins Verderben gestürzt."
„Mich - und eine ganze Galaxis mit!" ergänzte Gerziell.
„Nur dich!"
„Das verstehe ich nicht", erwiderte Gerziell.
„Du wirst es bald verstehen, hoffe ich", sagte die Stimme. „Jetzt solltest du zu deinen Brüdern zurückgehen, denn sie werden schon auf dich warten."
Gehorsam und noch benommen drehte Gerziell sich um und kehrte auf dem gleichen Wege zu seinen Brüdern zurück, auf dem er sie verlassen hatte.
Tatsächlich warteten sie in der Offenbarungshalle auf ihn.
Und als sie ihn sahen, schrien sie vor Grauen, Abscheu und Schauder auf - und Gerziell begriff, daß er angesichts des letzten Abbilds der wahren Form unwillkürlich die ursprüngliche Form eines Angehörigen des Alten Volkes angenommen hatte.
Als Träger der wahren Form gab es bei ihm keine psychische Barriere, die ihn daran gehindert hätte, das zu tun - aber es existierte offenbar eine andere Barriere, denn wer die ursprüngliche Form annahm, mußte sie bis zu seinem Tode beibehalten.
Und er wurde gemieden wie ein Aussätziger...
7.
ENTSCHEIDUNG IN DER MILCHSTRASSE
Die Imagination des Unsichtbaren Giganten nahm das in kurzen Intervallen ertönende Tosen des Schrittmachers wahr, der die Maschine aus dem Blackout reißen wollte.
Einmal schien es so, als sollte es gelingen. Die aus dem Giganten geschlagene Energie pulste stoßweise durch die Aufnahmespulen, doch dann erstarb das vielversprechende Geräusch mit einem röchelnden Laut.
Einmal wird es gelingen!
Die Imagination beruhigte sich an ihrer eigenen Hoffnung - und dann durchfuhr sie eisiger Schreck.
Die beiden Materialisierungskerne waren nicht da!
Aber sie waren zurückgekehrt!
Die Imagination des Unsichtbaren Giganten tastete mit immateriellen Fühlern in der gigantischen Finsternis herum, die seine Welt war.
Plötzlich spürte sie etwas.
Sie zuckte erschrocken zurück, doch dann versuchte sie es abermals. Und diesmal spürte sie ganz deutlich die ausgebrannten
Weitere Kostenlose Bücher