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0883 - Mörderisch

0883 - Mörderisch

Titel: 0883 - Mörderisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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damit seine Lippen. Ich sah den Speichel glänzen, der mir vorkam wie altes Fett. Diese widerliche Geste sagte eigentlich alles, ebenso die, die der ersten folgte. Während der letzten Sekunden hatte der Gefangene Speichel in seinem Mund gesammelt und spuckte ihn nun zu Boden. Die breite Lache blieb liegen und schillerte silbrig.
    Es war seine vorletzte Aktion. Er riß seinen Kopf wieder hoch, dann lachte er schrill und kichernd zugleich und zerrte an der Kette. Ich hörte das Klirren trotz der dicken Wände, aber die Kette war stark genug, um zu halten.
    Schluß…
    Er wollte nicht mehr.
    Wie jemand, aus dessen Körper die Kraft hervorgeflossen war, senkte er den Kopf und starrte zu Boden.
    Ich schloß das Guckloch wieder. Noch setzte ich mich nicht normal hin, sondern blieb in dieser verdrehten Haltung. Ich hatte die Stirn gerunzelt, auf der es feucht geworden war. Es war ja nicht viel geschehen, doch das Verhalten dieses schrecklichen Menschen hatte mir klargemacht, daß er noch nicht aufgegeben hatte.
    Er würde kämpfen, und noch waren wir nicht am Ziel.
    Halloween lag vor uns!
    Auf einmal mußte ich an diese Nacht des Schreckens denken. Die Nacht der Geister und Dämonen, die Nacht der Kinder und Jugendlichen, die verkleidet durch die Straßen der Dörfer und Städte zogen, dabei von Haus zu Haus gingen und die Menschen erschreckten.
    Halloween konnte das Grauen bringen…
    Neben mir hockte Sam Wilde wie eingefroren. Er bewegte sich, aber diese Bewegungen und Reaktionen wirkten verdammt sparsam, als würde er sie unter seiner besonderen Kontrolle halten. Gesehen hatte er nichts, möglicherweise etwas gespürt, doch er sprach nicht darüber, sondern deutete durch sein Nicken an, daß er recht behalten hatte.
    »Der Nebel, John, er nimmt zu.«
    Es stimmte. Wir rollten auf einer normalen Straße dahin. Sie war nicht so glatt wie eine Autobahn.
    Immer wieder wechselten sich Wellen und Mulden miteinander ab.
    Ein Gefangenentransporter ist keine bequeme Luxuslimousine, und sie ist deshalb auch nicht so komfortabel gefedert. Die Sitze konnten sogar als primitiv bezeichnet werden. Wir spürten jede Unebenheit im Boden.
    Ich warf einen Blick aus dem Seitenfenster. Noch verdeckte der Dunst nicht die gesamte Landschaft. Die Fahrbahn war von beiden Seiten durch Buschwerk gesäumt. Mal stand es dichter, dann wieder gab es Lücken, so daß ich auf die dampfenden Felder hinausschauen konnte.
    »Es wird so bleiben, John«, sprach mich Sam Wilde an. »Wir befinden uns in einem großen Feuchtgebiet, das erst am Motorway endet. Ich hoffe, daß der Nebel dort nicht so dicht ist, aber versprechen kann ich nichts. Es ist halt die kalte Jahreszeit.«
    »Das stimmt.«
    »Ließ sich das nicht ändern?«
    »Tut mir leid, Sam, da müssen Sie schon Ihren Chef fragen.«
    »Der hätte mir kaum eine Antwort gegeben.«
    »Möglich.«
    In den folgenden Sekunden schwieg Sam. Da auch mir nichts einfiel, blieb das Schweigen zwischen uns, bis der dunkelhäutige Fahrer fragte: »Sie haben ihn gesehen, John?«
    »Ja.«
    »Und?«
    Ich lächelte schmal. »Er ist gefesselt. Kette und Handschellen sind okay.«
    »Das ist wichtig«, flüsterte Sam. »Und wie hat er sich verhalten? Was tat er, als er sah, daß Sie…?«
    »Nichts.« Ich hatte nicht vor, ihm die Wahrheit zu sagen, denn ich wollte ihn nicht beunruhigen.
    Mochte Sam in seinem Job auch gut sein, in seinem Innern allerdings lauerte die Furcht. Eine bedrückende Angst vor der Zukunft, die er und ich in den nächsten Stunden würden meistern müssen.
    Er hatte mich nicht grundlos gefragt, ob ich abergläubisch sei, denn er war es, davon ging ich aus.
    Das fand man oft bei Menschen seiner Hautfarbe. Es steckte noch viel Angst in ihnen, oft übertragen durch ältere Verwandte, die noch an Voodoo, Geister und Dämonen glaubten und es hin und wieder erlebt hatten.
    Als Sam das Gesicht verzog, da wußte ich, daß er etwas sagen würde. »Ich habe noch nie zuvor einen Menschen erlebt, der mir so viel Angst eingejagt hat«, gab er ehrlich zu. »Dieser Natas ist grauenhaft. Er ist ein Meuchelmörder, er ist ein Satan, er ist ein… ein… verdammt, ich finde dafür nicht die richtigen Worte.«
    »Ein Teufel?«
    »Ja, John, ein Teufel auf zwei Beinen. Einer ohne Hörner, ohne Bocksfuß, einer, der… der… verdammt, ich weiß es auch nicht, aber ich bete dafür, daß wir es schaffen.«
    Ich lächelte vor mich hin. »Solange er dort hinten auf seiner Pritsche liegt, kann uns nichts passieren. Aus diesem

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