0886 - Welt der Suskohnen
euch darauf verlassen."
„Wir werden in das Herz der Ungewißheit gehen", eröffnete ihm Rhodan.
Cadaer blickte ihn gleichmütig an. „Ihr müßt wissen, was ihr tut", erwiderte er. „Ich weiß, daß ihr es nicht erreichen werdet. Wenn ihr den Schimmernden Wald seht, wird die Bestie euch holen. Einen nach dem anderen, bis keiner mehr von euch übrig ist." Er erhob sich. „Ich muß jetzt gehen", sagte er. „Mein Volk wartet auf mich."
Er wandte sich ab und ging über die Felsen davon. Plondfair eilte ihm einige Schritte nach, um ihn aufzuhalten, doch Rhodan rief ihn zurück. „Wir werden uns nicht mit ihm belasten", sagte er. „Er hat uns sein Wort gegeben, und ich glaube ihm. Wahrscheinlich ist er uns bei seinem Volk mehr wert als hier. Er wird dafür sorgen, daß wir nicht mehr belästigt werden."
Er gab das Zeichen zum Aufbruch, nachdem er sich davon überzeugt hatte, daß die Verletzten sie aus eigener Kraft begleiten konnten. Der Weg führte über zerklüftete Felsen. Sie kamen zunächst nur langsam voran. Dann aber wurde das Land flacher. Weite Grasflächen wechselten mit lichten Wäldern ab, in denen Rhodan und seine Begleiter schnell vorankamen. Als der Abend hereinbrach, erreichten sie eine Anhöhe, von der aus sie weit über das Land sehen konnten. Weit vor ihnen glitzerte ein riesiges Kristallgebilde im Licht der grünen Sonne. „Das ist es", sagte Galto Quohlfahrt. „Das muß das Herz der Ungewißheit sein,- von dem Cadaer gesprochen hat."
Rhodan beschloß, ein Lager aufzuschlagen, um die Nacht abzuwarten. Außerdem brauchten die Verletzten eine Ruhepause.
Die Männer zündeten ein Feuer an und brachen die Notrationen auf, die sie mit sich führten. „Das sind die letzten Reste", stellte Bully fest und zeigte Rhodan einen Konzentratwürfel, der wenig appetitanregend aussah. „Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen, wie?"
Rhodan lächelte. „Du wirst bald wieder richtig essen können, Bully", versprach er. „Du kannst dich darauf verlassen, daß man auf der SZ-1 nicht mehr lange wartet. Man wird nach uns suchen."
„Wir könnten uns Wild schießen", schlug Quohlfahrt vor. „Hier läuft genug herum."
„Haben wir den Versuchssatz dabei?" fragte Rhodan. „Können wir die notwendigen Eiweißuntersuchungen machen?"
Der Robotologe schüttelte den Kopf. „Daran habe ich in der Eile nicht gedacht", erwiderte er. „Ich habe alles in der Korvette zurückgelassen."
„Dann mußt du warten", sagte Rhodan. „Wir können nicht das Risiko eingehen, uns eine Eiweißvergiftung zu holen."
„Du hast doch so schön abgespeckt", bemerkte Bully mit einem anzüglichen Blick auf Quohlfahrt. „Willst du dir jetzt wieder einen Rettungsring anfressen?"
„Ich kann mich beherrschen", erwiderte der Olliwyner. „Zur Zeit habe ich die Idealfigur. Und dabei werde ich bleiben."
Er strich sich mit den Fingern über den kahlen Schädel, ließ sich auf den Rücken sinken und schlief fast augenblicklich ein. „Mich wundert, daß Cadaer uns so ohne weiteres in ein Gebiet ziehen läßt, das von ihm und seinen Leuten als heilig angesehen wird", sagte Ras Tschubai. „Warum versucht er nicht, uns von diesem Gebiet fernzuhalten?"
„Weil er fest davon überzeugt ist, daß wir dort keine Chance haben", erklärte Fellmer Lloyd. „Unsere Energiestrahler haben ihm da dräußen auf dem Wasser zwar ungeheuer imponiert, sie scheinen aber wirkungslos gegen das zu sein, was uns im oder am Schimmernden Wald erwartet."
„Das wird sich morgen zeigen", sagte Rhodan und teilte die Wachen für die Nacht ein. „Wir brechen auf, sobald es hell ist. Dann werden wir ja sehen, ob wir das ernstnehmen müssen, was Cadaer uns aufgetischt hat oder nicht."
*
Der nächste Tag war kalt und regnerisch. Windböen peitschten den Männern und Frauen das Wasser ins Gesicht. Rhodan trieb seine Begleiter zu schneller Gangart an. Er wollte den Schimmernden Wald so schnell wie möglich erreichen.
Als sie sich dem Kristallgebilde bis auf etwa zwei Kilometer genähert hatten, traten sie aus einem Wald heraus auf ebenes, übersichtliches Land. Die dunklen Wolken zogen ab, und die Sonne brach durch. In ihrem Licht glitzerte und strahlte das Kristallgebilde, als sei es von tausendfachem Leben erfüllt.
Doch konzentrierte sich die ganze Aufmerksamkeit Rhodans nicht auf den Wald, sondern auf eine einzelne Gestalt, die zwischen ihm und dem kristallinen Gebilde stand. Das humanoide Wesen trug einen weiten Umhang, der mit glitzernden
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