0887 - Blutiger Nebel
Hände.
»Wir wollten das erst einmal intern untersuchen. Sollten wir den Angehörigen denn sagen, wir wissen nicht, was geschehen ist? Wahrscheinlich ein Verbrechen… dann hätten wir die Klinik auch sofort schließen können. Der Tod ist nichts Ungewöhnliches auf einer Intensivstation, aber diese merkwürdigen Vorkommnisse…« Der Mann war vollkommen überfordert.
Zamorra wandte sich an ihn. »Was ist mit der Krankenschwester, die gestern Nacht Wache gehalten hat?«
Robin übernahm das Antworten. »Die erinnert sich an nichts, hat einen Schock erlitten, als sie aus ihrer Trance erwachte. Und um deine nächste Frage gleich mit zu beantworten - Lea Genada ist, nachdem sie mit ihrem Mann gesprochen hat, in eine Art Koma gefallen. Die Ärzte sagen, dass sie ihr Fieber einfach nicht in den Griff bekommen. Ihr Zustand hat sich drastisch verschlechtert.«
Zamorra ahnte den Grund. Lea hatte lange und intensiv diesen roten Nebel in sich aufgenommen. Professor Lemar mischte sich ein.
»Die Blutwerte der Patientin haben sich dramatisch verschlechtert - ihre Lungen wollen nicht mehr richtig arbeiten - und jetzt ist es kein Wasser, das dafür verantwortlich ist. Wir sind da ziemlich hilflos. Es steht schlecht um Lea Genada.«
Pierre Robin entließ den Chefarzt erst einmal aus seinem Verhör.
»Was denkst du, Zamorra?«
Der Professor der Parapsychologie hatte sich sein Bild gemacht, doch 20 einige Teile darin wollten irgendwie nicht zueinander passen. Für ihn stand fest, dass der Ductor in Armakath einen Weg gefunden hatte, die Vampir-Wächterin mit ihrem Lebenssaft zu versorgen - hier, in diesem Krankenhaus… auf der Erde! Wenn es dem Wesen kaum möglich war, den Kokon in Richtung Hölle zu verlassen, wie konnte es dann eine Verbindung hierher ermöglichen? Da musste es einen Faktor geben, den Zamorra jetzt noch nicht sah.
Was er sah, das war die Unsinnigkeit Sabeth zur Wächterin über die weiße Stadt zu machen - die Fehler häuften sich. Die Herrscher hatten den Überblick verloren… die Herrscher… wenn es denn überhaupt mehrere von ihnen gab. Zamorra glaubte inzwischen, dass diese geheimnisvolle Macht sich aus gutem Grund nie zeigte. Da stimmte einiges nicht mit den Legenden überein, die man um sie herum spann.
Der Professor blickte Robin an, der auf eine Antwort wartete.
»So genau weiß ich das noch nicht, Piere. Ich weiß nur eines: Wenn diese Lea Genada die Wahrheit gesagt hat, dann konnte Sabeth nur relativ wenig Blut zu sich nehmen. Also wird sie bald wieder den brennenden Durst verspüren. Sie wird erneut hierher kommen… und du und ich werden sie dann erwarten.«
Pierre Robin hörte die Worte.
Gefallen konnte er an ihnen nun wirklich nicht finden.
***
Van Zant war sofort hellwach. Wichtige Neuigkeiten - das klang nach Hoffnung auf Flucht…
Lakir schien sich gut erholt zu haben. Von dem Eindruck ihres schmerzverzerrten Gesichts war nicht übrig geblieben. Sie war schön wie immer. Artimus registrierte das erleichterte Lächeln um Vincas Lippen. Der Krieger schien wie von einer tonnenschweren Last befreit.
Lakir lächelte wieder… was konnte sich ein Mann mehr wünschen, der seine Frau über alles liebte?
»Der Kontakt zu Sabeth war unglaublich intensiv. Fast hatte ich das Gefühl, ich könnte sie berühren - ganz so, als befänden wir uns nicht auf zwei verschiedenen Welten, verstehst du?« Van Zant nickte. Die Wächterin sprach weiter. »Ich konnte ihre Qualen körperlich spüren, ihren Durst, der sie in den Wahnsinn zu treiben drohte. Doch nun ist das vorbei. Sie konnte ihre Begierde stillen, und sie wird es auch weiterhin tun können. Es geschieht auf eine Art und Weise, die ich nicht begreife, und Sabeth ist nicht glücklich damit, aber ihre Entbehrungen haben ein Ende.«
Van Zant fragte sich ernsthaft, wie das möglich sein konnte. Eine schlüssige Erklärung hatte Lakir auch nicht. »Ihr Ductor hat einen Weg gefunden, sie mit Blut zu versorgen, doch Sabeth ist nicht zufrieden mit der Art und Weise, in der das alles vor sich geht. Mehr konnte ich nicht erfahren… außer dem Namen der Welt. Es ist die Erde - deine Heimat, Artimus.«
In Artimus van Zants Kopf begannen die Rädchen zu rotieren. Sehr viel wusste er nicht über die acht Knotenwelten und ihre Kokons. Eines aber war sicher - von hier aus war es im Grunde nicht möglich, sich auf andere Welten zu bewegen. Nein, gewiss nicht, denn wäre das machbar, dann hätte er einen solchen Weg längst ausfindig gemacht. Oder?
Was
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