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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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behalten, wollte sie beherrschen. Und das gelang ihm ausnehmend gut.
    Immer öfter zog die Wächterin sich vollkommen zurück. Sie verfügte nicht einmal über die Hälfte ihrer Lebensenergie, also musste sie damit gut haushalten. Sabeth verkroch sich in irgendeinem Gebäude, ganz gleich wo das stand. Möglichst weit weg von den üblichen Orten, an denen der Ductor umherschlich.
    Manchmal schaffte Sabeth es, sich für eine gewisse Zeit weit fort zu träumen. Fort von Armakath, sogar fort aus dieser Zeit - zurück in den Dschungel Afrikas, als es das große Volk der Asanbosam noch gab. Ihr Volk.
    Nicht immer waren es angenehme Träume. Manche endeten im Horror. Sie sah sich neben König Assunta auf dem großen Versammlungsplatz stehen. Sie waren umringt von ihren Untertanen, und doch waren sie alle machtlos, als Sarkana erschien, der Vampirdämon. Seiner Macht konnten sie nichts entgegensetzen - das ganze Volk der Asanbosam verging, hingemetzelt von dem großen Alten.
    Sabeth erwachte und schrie!
    Sie hatte nicht bemerkt, dass sie erneut in den Schlaf geglitten war. Es waren immer wieder dieselben quälenden Bilder der Erinnerung. Doch heute war etwas anders, sie konnte es nur nicht einordnen. Denn in ihrer Vision vergangener Geschehnisse war eine Person aufgetaucht, die dort nicht hätte sein dürfen!
    Eine Frau… eine Weiße dazu. Sabeth konnte sich nicht entsinnen, sie je zuvor gesehen zu haben. Doch da war eine Vertrautheit im Blick der Weißen gewesen, die ungeheuer intensiv schien. Ganz so, als wäre sie Sabeths Schwester… wie unlogisch, ganz und gar unmöglich!
    So verrückt, wie das Säuseln der Stimmen, die Sabeth ab und an vernahm… weibliche Stimmen… war sie eine dieser Stimmen? Sie? Die Weiße aus ihrem Traum? Eine ihrer Schwestern?
    Nur langsam drang das Verstehen in das Bewusstsein der Asanbosam-Vampirin. Es waren acht Welten, acht Städte - acht Wurzeln… und acht Wächterinnen. Sollte der Kontakt zu den sieben Schwestern so intensiv sein? Sabeth verfluchte ihre eigene Situation. Ihre eigentlichen Aufgaben hatte sie vernachlässigt. Die Tatsache, dass sie ein Vampir war, hatte das bewerkstelligt. Der dunkelhäutigen Wächterin war plötzlich glasklar, dass ihre Wahl durch die Wurzel ein Fehler gewesen war - ein Irrtum. Das hätten die Herrscher doch rechtzeitig bemerken müssen. Oder?
    Die klaren Strukturen der weißen Stadt, das war es, was Sabeth einmal neuen Mut gegeben hatte. Die Stadt - die Wurzel - sie, die Wächterin. Das war einfach, ließ keinen Raum für verzwickte Theorien oder ähnliche Wirrungen. Sabeth hatte eine neue Aufgabe in ihrem Leben gesucht und gefunden.
    Alles das war heute vollkommen anders. Sabeth bemerkte erst jetzt, wie stark sie die Orientierung verloren hatte. Was im Kokon geschah, das lief an ihr vorbei. Einfach so. Sie war kein Teil des Planes, der wohl bald in seine nächste Phase gehen musste.
    Das Auftauchen der weißhäutigen Wächterin in ihrem Traum war vielleicht so etwas wie eine Warnung, ein Wachrütteln. Oder ein Hilferuf? Sabeth war verwirrt. Zudem spürte sie wieder den Durst in ihren Gedärmen wühlen. Sie konnte nur hoffen, der Ductor würde sie nicht vergessen. Es machte die Asanbosam wütend, von diesem ungeschlachten Wesen so abhängig zu sein. Abhängig auf Gedeih und Verderb!
    Sabeth ließ sich wieder zu Boden sinken. Die Schmerzen krampften sich in ihrer Magengegend hässlich zusammen. Der Rote Durst war in seiner Präsenz unerbittlich. Die dunkelhäutige Wächterin schloss die Augen. Wenn sie Glück hatte, dann kam der Ductor schon bald, würde sie erneut in diese fremde Welt mitnehmen. Er musste sie dann einfach trinken lassen, bis sie vollständig gesättigt war - er musste!
    Für einen Augenblick schloss Sabeth die Augen - und das Bild sprang ihr mit aller Macht entgegen: Steine… sie regneten vom Himmel… stürzten zu Boden, prallten aufeinander und wurden zu Splitterregen! Weiße Steine - Steine, die einst ein stolzes Gebäude gebildet hatten. Aber das war doch unmöglich. Sabeth erkannte den Kokon - was sie sah, das geschah auf einer Knotenwelt. Plötzlich war sie da, die hellhäutige Wächterin, die sie aus ihrem Traum kannte. Ihr Blick verriet Entsetzen, denn sie stand vor einem Trümmerberg, den Überresten eines großen Gebäudes. In einer hilflosen Geste hob die Frau die Arme gen Himmel…
    So abrupt wie es begonnen hatte, so endete das Bild, die Vision. Sabeth war sicher, etwas gesehen zu haben, das jetzt geschah… auf einer weit

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