0887 - Blutiger Nebel
hatte der Ductor auf Armakath angestellt, um ein Tor… einen Korridor… was auch immer zu öffnen, das einen Zugang zur Erde ermöglichte? Van Zant musste es in Erfahrung bringen. Unter allen Umständen! Denn vielleicht war das von hier aus auch möglich.
Es gab nur eine Stelle auf Parom, an der er mit einer Antwort rechnen konnte - und wenn es eine Antwort gab, dann würde er die auch erhalten! Der Ductor hier war sicher nicht der passende Ansprechpartner, zumal er und seine Praetoren sich kaum dort blicken ließen, wo sich van Zant und seine Mitgefangenen aufhielten.
Nein - van Zant wusste, wo er Auskunft erhalten konnte. Bei der Wurzel Paroms! Wenn die Wächterinnen der acht Welten emphatischen Kontakt auf mentaler Ebene hatten, dann doch wohl die Wurzeln erst recht. Lakir reagierte skeptisch auf Artimus' Idee.
»Paroms Wurzel ist sehr alt. Du hast erlebt, wie unzugänglich sie ist.« Van Zant erinnerte sich - außerordentlich unsanft waren er und Lakir aus der Wurzelhöhle entfernt worden. Doch das schreckte den Physiker nicht.
»Haben wir eine andere Wahl? Nein, haben wir nicht. Wir müssen der Wurzel klarmachen…«
Van Zant wurden die restlichen Worte von den Lippen gerissen. Ein infernalischer Lärm brandete auf. Die drei blickten sich nur kurz an, dann spurteten sie gemeinsam aus dem Gebäude auf die Straße. In einiger Entfernung schien die Luft mit weißem Staub gefüllt zu sein. Weißer Staub…
»Das ist ganz in der Nähe der Kokonwandung.« Lakir begann zu laufen. Die Männer folgten ihr.
Weißer Staub…
***
Man konnte nicht mehr eindeutig sagen, welche Art von Gebäude das noch vor Minuten gewesen war. Durch den dichten Nebel aus Steinstaub hindurch traten van Zant, Lakir und Vinca nahe an die Trümmer heran, die übrig geblieben waren.
»Wie ist das möglich?« Aus Vincas Stimme klang Unglauben. Van Zant hatte keine Antwort parat. Für einige Momente hatte er auf eine Attacke gegen den Kokon von außen getippt… gehofft! Zamorra oder Laertes vielleicht? Doch den Gedanken verwarf er wieder. Das hier hatte andere Gründe. Er zog seine Freunde einige Meter weg von der Ruine. Zum einen standen noch Mauerreste, die nach und nach zusammensackten - zum anderen konnten die Nebengebäude ebenfalls beschädigt worden sein. Das hätte noch gefehlt, wenn sie jetzt unter den Steinen der weißen Stadt begraben wurden, die ihr Gefängnis war.
Der Ductor und ein Teil der Praetoren tauchten jetzt auch auf. Schweigend betrachteten die ungeschlachten Wesen die Szenerie. Nicht lange, dann verschwanden sie wieder, unfähig mit dieser Situation etwas anzufangen.
Lakir hatte sich zur Kokonwandung hin bewegt. Ihre Handflächen lagen auf der glatten Oberfläche des unerklärlichen Gebildes, dessen Sinn noch niemand wirklich erkannt hatte.
Lakirs Augen weiteten sich in völligem Unverständnis, das mit Entsetzen gemischt war. Sie wandte sich den Männern zu.
»Der Kokon vibriert.«
Mit langen Schritten war van Zant bei ihr, legte die Hände gegen die kühle Begrenzung seiner derzeitigen kleinen Welt. Die Vibration war nur schwach zu spüren, doch sie war da, keine Frage. In der nächsten Sekunde zuckte Artimus zurück. Die Intensität hatte ruckartig zugenommen. Rasch erkante er, wie die zitternde Bewegung des Kokons anschwoll, sich wieder selbst zurücknahm, dann erneut aufbaute. Wellenartige Schwingungen… Artimus wurde kalt und heiß zugleich. Er wusste, was das auf Dauer bedeuten musste.
Und nun fühlte er die Vibration auch unter seinen Füßen. Sie kam aus der Tiefe… von dort, wo die Wurzelhöhle lag. Van Zant legte den Kopf in den Nacken. Das obere Ende des Kokons war nicht auszumachen, denn es durchstieß die Wolkendecke über Parom, bohrte sich in den Himmel hinein. Wo es schlussendlich endete, das hatte noch niemand erforscht. Im Grunde war der Kokon ja nichts weiter als eine dünnwandige Röhre mit enorm großem Durchmesser, viele Kilometer hoch… und er war dabei, sich selbst in Schwingungen zu versetzen.
Schwingungen, die eine solche Konstruktion über kurz oder lang zum Einsturz bringen mussten.
Der Kokon würde kollabieren! Er würde in sich zusammenfallen und alles zerstören, einfach alles - die weiße Stadt, vielleicht den gesamten Planeten Parom.
Auch Artimus van Zant und seine Begleiter.
Die drei blickten einander an, Blicke, wie sie eindeutiger nicht hätten sein können.
»Soviel zur Unzerstörbarkeit des Kokons. Wir müssen zur Wurzel. Ich glaube, das Unheil hat seinen
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