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0887 - Blutiger Nebel

0887 - Blutiger Nebel

Titel: 0887 - Blutiger Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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Ursprung dort unten in der Wurzelhöhle. Also los, verlieren wir keine Zeit.«
    Vor dem Eingang des Wurzelhauses stand der Ductor. Van Zant hatte keine Lust, seine Zeit mit dem grauen Riesen zu verschwenden.
    »Geh zur Seite. Die Wächterin muss die Wurzel sehen.«
    Der Ductor schien Artimus' Worte nicht zu realisieren. Sein Blick ging in die Höhe, zur Kokonhülle. Die leeren Augenhöhlen des Ductors schienen den Kokon bannen zu wollen, zu beruhigen. Erneut fragte sich van Zant, wie dieses Wesen überhaupt sehen konnte.
    »Der Kokon ist ewig, wie die Wurzel ewig ist.« Der Physiker war nicht sicher, ob der Ductor zu sich selbst sprach. »Die Herrscher werden einen Grund haben…«
    Van Zant platzte der Kragen. »Die Herrscher? Ich könnte dir was erzählen über deine Herrscher , die einen Bockmist nach dem anderen machen. Aber ich spare mir den Atem. Jetzt geh endlich zur Seite, mach den Weg frei.« Der Ductor tat wirklich wie ihm geheißen. Er hatte kein Recht dazu, der Wächterin den Weg zur Wurzel zu verweigern.
    Van Zant und die beiden Paromer begannen mit dem Abstieg.
    Nach wenigen Schritten nur hielten sie inne, denn der Boden unter ihren Füßen begann zu schwanken. Ein dumpfes Grollen drang an ihre Ohren. Es kam von der Oberfläche.
    Es war das zweite Gebäude, das in sich zusammenfiel.
    Einfach so…
    ***
    Sabeth zuckte zusammen.
    Es war nicht der Blutdurst, der sie aus ihrem Halbschlaf gerissen hatte - dieses Mal gab es dafür einen anderen Grund. Die Wächterin Armakaths kam nur mühsam auf die Füße. Seit der Kokon die weiße Stadt eingehüllt und isoliert hatte, war diese körperliche Schwäche ihr ständiger Begleiter.
    Der Ductor versorgte sie mit dem Notwendigsten, oh ja. Aber auf welche für einen Vampir entwürdigende Art und Weise musste sie das überlebensnotwendige Blut zu sich nehmen. Es war so beschämend für eine Frau wie Sabeth, die einmal Königin der Asanbosam-Vampire gewesen war! Ein ganzes Volk hatte ihr zu Füßen gelegen…
    Sabeth verbot sich die Gedanken an die Vergangenheit. Das machte keinen Sinn. Es brachte nur bittere Erinnerungen, die ihr Gemüt noch mehr verdunkelten. Doch ließen sich diese Gedanken denn so einfach verjagen? Nein, ganz sicher nicht… Assunta, Sabeths Ehemann und König… Tahum, ihr Leibwächter und Geliebter… ihr Volk. Alle waren tot, nur sie war übrig geblieben. Da war plötzlich kein Sinn mehr in ihrem Leben geblieben, und da hatte sich für eine gewisse Zeit an Dalius Laertes orientiert, dem Vampir, der ohne Menschenblut existierte.
    Doch auch das brachte ihr keine Erfüllung. Aber als sie in die weiße Stadt Armakath kam, fühlte Sabeth sich plötzlich angenommen. Die damalige Wächterin nahm sie auf, bat sie zu bleiben - Sabeth blieb. Als die Wächterin im Kampf ihr Leben verlor, da wählte die Wurzel der Stadt Sabeth zur neuen Wächterin.
    Es schien Sabeth, dass sich nun endlich ihr Schicksal erfüllte. Das war der Ort, an den sie gehörte, denn nun machte alles wieder einen Sinn. Bis zu dem Tag, da die Herrscher beschlossen, Armakath zu einer der acht Knotenwelten zu machen. Der Kokon umschloss die Stadt… ragte bis in den matschgrauen Himmel über den Schwefelklüften… und machte aus Sabeth eine Gefangene ihrer ureigenen Blutlust. Sie konnte den Kokon nicht verlassen. Doch ohne Blut - Menschenblut - konnte sie nicht existieren.
    Widerwillig versorgte der Ductor Sabeth mit dem Minimum dessen, was sie brauchte. Er schien durchaus noch einen Weg nach draußen zu kennen, auch wenn er ihn für die Wächterin nur mit großem Verdruss ging. Der Ductor verachtete alles Schwache - und Sabeth war für ihn ein Sinnbild für Schwäche. Als er einen neuen Weg entdeckt hatte, auf dem Sabeth ihre Gier stillen konnte, da genoss er die Erniedrigung, die für die Vampirfrau damit einherging. Sabeth hatte keine Ahnung, wie der Ductor es anstellte, doch er führte sie einer Blutquelle zu, an der sie zumindest ein Mindestmaß an Befriedigung erhielt.
    Doch auf welch demütigende Art und Weise geschah das!
    Wie eine Marionette musste sie sich vom Ductor lenken und kontrollieren lassen. Sie erkannte nicht einmal die Umgebung, in der sich alles abspielte. Stets war sie umgeben von rotem Nebel, der ihr die Sicht nahm. Er ließ sie trinken… trinken vom Lebenssaft kranker Menschen, aus offenen Wunden! Sabeth war ein Vampir - kein Monstrum! Der Ductor gestattete ihr noch nicht einmal, sich satt zu trinken. Sabeth kannte den Grund - er wollte sie unter Kontrolle

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