0887 - Blutiger Nebel
eingedrungen bist. Du hast ihn bewusst gegen mich eingesetzt. Bist du nun stolz auf dich, Attentäter? Wer hat dich geschickt? Kommst du von der ANGST? Bist du ein Agent dieser Macht, die der Plan bannen soll? Sag es mir, ehe ich dich töte - ich will es wissen. Denn dann wäre da zumindest eine Spur Stolz, die mein Ende versüßen könnte.
Zu viele Informationen, die da auf Artimus einstürzten. Die ANGST… niemand wusste, worum es sich dabei handeln konnte. Was konnten die mächtigen Herrscher so sehr fürchten? Existierte diese Bedrohung denn wirklich? Zamorra selbst hatte seine Zweifel daran bekundet, denn er glaubte nicht, dass die Herrscher klaren Verstandes waren. Zu viele Details deuteten darauf hin - Fehler, Unterlassungen.
Der Modergestank wurde nun übermächtig. Wenn die Wurzel ihn nicht in kürzester Zeit verdauen würde, so war es sicher der Geruch, der van Zant über kurz oder lang den Rest geben musste.
Moder, Fäulnis - war es das, was die Wurzel ihm ankreidete. Du hattest den Tod bei dir…
Vielleicht lag sie da nicht einmal falsch. Möglich, sogar wahrscheinlich, dass van Zant bei seiner Ankunft auf Parom Sporen, mikroskopisch kleine Pilze und sicherlich Bakterien von der Erde an seiner Kleidung gehabt hatte. Der Wurzel in Armakath hatte das nie etwas ausgemacht, doch wer sagte denn, dass Wurzel gleich Wurzel war? Die Mitbringsel von der Erde mochten den Verfall der Paromwurzel eingeleitet haben. Nur würde es sicher unmöglich sein, das zu erklären, sich selbst zu entlasten. Zudem spielte Absicht oder nicht für die Wurzel keine Rolle mehr - sie war verloren.
Verloren… wie Artimus van Zant.
***
Der Druck auf seinen Brustkorb erhöhte sich mit jeder verstrichenen Sekunde. Van Zant schwanden die Sinne. Die leise, so weit entfernte Stimme nahm er kaum noch wahr. Sie war in ihm, wie die der Wurzel. Doch sie war so ganz anders. Und sie rief seinen Namen…
Artimus - Artimus van Zant - hast du mich denn schon vergessen?
Der Physiker versuchte mit aller Kraft, die ihm noch verblieben war, bei Bewusstsein zu bleiben. Diese Stimme… er kannte sie. Ja, er kannte sie gut. Mehr noch - er hatte sich einmal in ihren Klang verliebt. Wann war das nur gewesen?
Artimus, hast du denn auch mein Geschenk vergessen, das ich dir gab? Du hast es nie wirklich erforscht. Doch du trägst es immer bei dir - in dir! Weißt du noch? Ich gab es dir mit meinem letzten Atemzug… nutze es, rasch, die Zeit drängt!
Alle Empfindungen, die Atemnot, die Todesangst, sie waren plötzlich zweitrangig, rangierten weit im Hintergrund von van Zants Bewusstsein. Er spürte nur noch die Hitze, die in seiner linken Hand aufflammte. Eine Hitze, die ihm vertraut schien, vor der er sich nicht fürchtete. Nein, davor nicht.
Und vor seinen Augen entstand das Bild aus vergangenen Tagen: Der große Raum… ganz hinten der abgetrennte Bereich, in dem der Vampirdämon Sarkana gefangen war - der Spider, aus dessen schwarzen Dhyarra-Kristallen Energie in den Schattenraum gepumpt wurde. Er sah Zamorra, sah Laertes, Gryf ap Llandrysgryf den Druiden vom Silbermond, sah die kleine Mirjad, die Korsin, die den Tod ihrer Eltern rächen wollte… und er sah sie. Van Zant sah Khira Stolt, die kleinwüchsige Finnin, mit der er sein Leben teilen wollte. Er sah, wie er Khira in seinen Armen hielt… die sterbende Khira, tödlich verwundet durch Sarkana, dessen böse Existenz in diesen Minuten grausam endete. Doch der Sieg war teuer und bitter erkauft worden…
Und er fühlte den Einstich in seine linke Hand. Den Einstich des Splitters, den Khira Stolt in seine Hand bohrte.
Welche Fähigkeiten sie ihm damit eingeimpft hatte, war nie Ziel von Artimus' Forschungen gewesen. Er wusste nur, dass er durch diesen Splitter die Spur von Vampiren verfolgen konnte. Gab es da noch mehr?
War es Khiras Stimme gewesen, die da flüsternd zu ihm gekommen war? Oder nur die Phantasie eines zum Tode verurteilten Mannes?
Artimus' linker Arm befand sich noch außerhalb der Wurzel. Vielleicht war auch das eine Täuschung, doch er glaubte, Khiras Splitter durch die Haut hindurch leuchten zu sehen. Was dann kam, war Intuition, keine logisch gesteuerte Handlung.
Artimus musste alle Kraft zusammen nehmen, um die Wurzel mit seiner Stimme zu erreichen. Der Druck auf seinen Oberkörper wurde unerträglich; die Wurzel klemmte den Physiker nicht nur ein, sondern presste ihr Opfer wie eine Muschel zusammen. Nicht mehr lange, dann musste van Zant das Bewusstsein verlieren - und
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