0888 - Angriff auf die Vampirstadt
existierte in einer eigenen Dimension, die aus Kuang-shis Träumen gespeist wurde.
Das ursprüngliche Choquai war ein grausamer Ort gewesen, an dem menschliche Sklaven zu Tausenden abgeschlachtet wurden. Doch die Schreckensherrschafft des Götterdämons war vorüber. Das neue Choquai war ein völliger anderer Ort, an dem Fu Longs Vampirfamilie in Frieden leben konnte, ohne von den Menschen gejagt zu werden oder selbst zu einer Bedrohung für andere zu werden.
Nur Fu Long hatte gemerkt, dass ihm etwas fehlte. Der Chinese war schon immer ein Außenseiter im Volk der Nacht gewesen. Eine menschliche Seele im Körper eines Vampirs, die mehr nach Wissen gierte als nach Blut. Fu Long war vor allem ein Gelehrter, der wissen und verstehen wollte. Macht war für ihn immer nur ein Mittel zum Zweck, etwa um die Rückkehr Kuang-shis zu verhindern oder eine sichere Heimstatt für seine Familie zu finden. Doch in Choquai fehlte im auf Dauer die geistige Herausforderung.
Also war er zurückgekehrt. Immer nur für ein paar Stunden, um seinen schier unstillbaren Wissensdurst zu befriedigen. Jin Mei, seine über alles geliebte Gefährtin, war darüber nicht glücklich gewesen. Sie hatte nichts gesagt, aber er hatte es in ihren Augen gelesen. Reichen wir nicht, um dich glücklich zu machen, Geliebter? Doch sie wusste, dass sie ihn gehen lassen musste - und dass er immer zu ihr zurückkehren würde.
Mehrfach war Fu Long kurz davor gewesen, Professor Zamorra zu kontaktieren, hatte sich dann aber dagegen entschieden. Diese Phase seines Lebens war vorüber. Er wollte sich in das Leben der Menschen nicht mehr einmischen, auch wenn er ihrer Welt ab und an einen Besuch abstattete - zumindest bis zum Ende der Öffnungszeit.
»Ich stelle das Buch eben zurück«, sagte der Vampir zu der Aufsicht.
Fu Long stand auf - und wäre fast der Länge nach hingeschlagen. Der Schwächeanfall kam ohne jede Vorwarnung. Der Vampir spürt gerade noch, wie ihm die Beine wegsackten, dann wurde ihm schwarz vor Augen.
Verzweifelt hielt er sich am Tisch fest, da klärte sich sein Blick schon wieder und er hatte die volle Kontrolle über seinen Körper.
»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte der Universitätsangestellte besorgt.
»Es geht schon wieder«, murmelte Fu Long. »Nur ein kleiner Schwächeanfall.«
Doch Vampire hatten keinen Schwächeanfall. Es sei denn…
»Soll ich nicht doch lieber einen Arzt rufen?«
Fu Long winkte unwirsch ab. »In meinem Alter kommt so etwas schon mal vor. Ich muss nur an die frische Luft.«
Der Vampir ließ den unglücklich wirkenden Angestellten allein und eilte aus dem Lesesaal. Es ging ihm tatsächlich wieder gut, aber er war zutiefst beunruhigt. Denn er glaubte, die Ursache des Schwächeanfalls zu kennen.
Choquai.
Irgendetwas musste in dem Vampirreich passiert sein. Fu Long kontrollierte die Träume Kuang-shis, die Choquai hervorgebracht hatten. Dadurch war er selbst inzwischen innerlich so eng mit der Stadt verbunden, dass er jede Erschütterung ihrer Existenz körperlich spürte.
Instinktiv holte er den Hong Shi hervor, den er in einer versteckten Tasche seiner Robe immer bei sich trug. Der Stein war der Schlüssel, mit ihm konnte Fu Long die Träume des schlafenden Götterdämons lenken und die künstlich geschaffene Welt von Choquai stabilisieren.
Das magische Kleinod mit zur Erde zu nehmen, war ein gewisses Risiko. Doch Fu Long hatte Vorsorge getroffen. Ein spezielles magisches Dämmfeld verhinderte, dass der Hong Shi während seiner Besuche mit dieser Sphäre interagierte. So konnten andere Wesen seine Aura nicht wahrnehmen und der Stein selbst keinen Einfluss auf diese Welt nehmen.
Die Verbindung zu Choquai blieb davon unberührt. Der Hong Shi war gewissermaßen Teil dieser Welt, und jetzt reagierte er auf das, was immer in der Vampirstadt vor sich ging. Der sonst so unauffällige schwarze Stein hatte sich verändert und schimmerte blutrot.
Der Herrscher von Choquai hastete leere Flure entlang, bis er gefunden hatte, was er suchte: eine nicht verschlossene Abstellkammer. Der Vampir schlüpfte unbemerkt hinein und konzentrierte sich. Fu Long besaß nicht die Fähigkeit vieler paranormaler Wesen, nach Belieben von einem Ort zum anderen zu springen . Doch Choquai war ein Teil von ihm. Um dorthin zu wechseln, musste er sich nur tief in sich selbst versenken und mit seinen Vampirsinnen Kontakt zu der anderen Sphäre aufnehmen. Fu Long vollzog den Transfer.
Und fand sich mitten in einer Schlacht
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