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089 - Lebende Leichen

089 - Lebende Leichen

Titel: 089 - Lebende Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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immer am Fenster gestanden! «
    Die junge Frau schrie wieder haltlos.
    Plötzlich sank die kleine, schwarze Gestalt oben am Fenster zusammen. Als habe ihr jemand die Beine unter dem Leib weggezogen. Larry Brent glaubte den dumpfen Fall zu hören, mit dem sie auf dem Boden aufschlug.
    X-RAY-3 war der erste, der die schmale, ausgetretene Treppe hinaufeilte und das kleine, mit alten Möbeln ausgestattete Wohnzimmer betrat.
    Am Fenster lag zusammengesunken die alte Frau. Larry Brent griff nach ihrem Puls. Zwischen seinen Fingerspitzen spürte er nichts als dünne Knöchel, von einer eisig kalten Haut überspannt.
    Durchs Fenster hörte er unten die junge, schwarzhaarige Frau stoßweise erzählen.
    » Im Wohnzimmer der Frau Matuschek hat die Couch gequietscht, als ob jemand aufstehe.
    Ich habe durch die offene Tür geguckt, und da stand die tote Matuschek mit dem Rücken zu mir! Plötzlich begann sie zu gehen. Nein, nein, es war gräßlich. Ich gehe nie mehr in das Haus zurück! «
    Larry Brent beschloß zu bleiben.
    Etwas später betrat er die Gaststube des Einhorns. Sie war leer. Hinter der Theke stand ein Mann, der ihm schon vorher in der Menge aufgefallen war, ein breiter, korpulenter Typ mit auffallend strohgelben Stehhaaren. Er sah Larry Brent erwartungsvoll an.
     
    ●
     
    » Kann ich ein Zimmer haben? «
    » Das können Sie. Aber eins muß ich Ihnen gleich sagen: Ich habe kein Personal mehr. Alle Leute sind weggelaufen, bis auf einen Kellner. «
    » Das macht mir nichts aus. Ich helfe mir selbst. Garage? «
    » Natürlich! Hinterm Haus. Einfahrt von der Rückseite. Eine Frage, gehört Ihnen vielleicht der amerikanische Wagen da draußen? «
    » Ja. «
    » Sind Sie Journalist? «
    » Nein. «
    » Oder Leichenbestatter? «
    Larry Brent lachte. » Auch nicht. Warum? «
    » Die Frage ist gar nicht so komisch. Die Totengräber hier sind alle aus dem Häuschen. Verständlich, nicht? Ist eine unangenehme Vorstellung, Tote zu beerdigen, die wieder lebendig werden. Wer tot ist, hat tot zu sein. Das stimmt nicht mehr. Jetzt spazieren sie herum und schauen zum Fenster raus. Und wer weiß, wie oft sie aufwachen? Vielleicht noch im Grab? Wissen Sie es? Ich nicht. «
    » Sind Sie der Wirt? «
    » Ja. Ich heiße Jirasek. Hier ist Ihr Schlüssel. Zimmer elf. Im ersten Stock. Sie können auch jedes andere Zimmer haben. Aber dieser Raum hat den Vorteil, daß Sie von dort auf den Friedhof bei der Kirche schauen können. Falls da nachts welche herausklettern! «
    Der Wirt stieß ein homerisches Gelächter aus, und Larry Brent dachte sich, daß eben jeder auf seine Weise mit dem Grauen tief innen fertig werden mußte.
    Aber was ging in dieser Stadt wirklich vor?
    Vom Einhorn schlenderte Larry Brent zur Post. Er führte ein Gespräch mit der PSA- Zentrale in New York.
    Es kam ihm darauf an, daß ihm X-RAY-1 rasch und reibungslos alle Wege bei den Behörden in Moolstadt ebnete, und zwar über jene Stelle im Wiener Innenministerium, die über Larry Brent und seine Tätigkeit für die PSA in New York, die Psychoanalytische Spezialabteilung informiert war.
    Als Larry das Postgebäude verließ, es trug noch den gelblichen Anstrich wie zu Zeiten der k. und k. Monarchie, fiel sein Blick auf den barocken Turm der Kirche.
    Er hatte sich in seinem Zimmer im Einhorn davon überzeugt, daß man von dort aus tatsächlich ein Stück des Friedhofs an der Kirche sehen konnte. Unwillkürlich schlug Larry seinen Weg dorthin ein.
     
    ●
     
    Der Friedhof war von einer übermannshohen steinernen Mauer umgeben. Ihr Bewurf war an vielen Stellen abgebröckelt. Die Rotbuchen und Kastanienbäume im Friedhof mußten sehr alt sein. Sie überspannten ganze Teile des Areals wie mit einem Blätterdach und hüllten die Gräber und Wege in düsteres Dämmerlicht, das die Sonnenstrahlen nur stellenweise durchdrangen.
    Langsam ging Larry Brent die Reihen entlang. Auf vielen Gräbern standen einfache Kreuze aus verwittertem Stein oder rostigem Eisen. Hin und wieder nur war dazwischen ein etwas prunkvolleres Monument.
    An Brents Ohr drang eine Stimme, die lateinische Worte sprach. Bei der nächsten Wegkreuzung sah er in einem Seitenweg eine Gruppe dunkel gekleideter Menschen um ein offenes Grab stehen.
    Ein Geistlicher hatte eben den Segen erteilt. Nun reichte er den Weihkessel dem Meßbuben zurück und wandte sich zum Gehen. Langsam schritt er auf dem Seitenweg davon.
    Die Trauernden drängten sich an die Gruft heran, um Blumen und einige Handvoll Erde auf den Sarg

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