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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Das soll man nicht so tragisch sehen. Man hat mal was gespürt, das ist alles. Die Feier hat sich übrigens verschoben. Die meisten Gäste müssen weg. Ich ebenfalls.«
    »Ja, zu dieser Bürgerversammlung.«
    Der Wirt war überrascht. »Sie wissen Bescheid?«
    »Ich wollte auch dorthin.«
    »Sie gehören nicht zu uns.«
    »Mein Freund Ferry Grey hat mich eingeladen, die Versammlung ebenfalls zu besuchen.«
    Der Mann verzog den Mund und knöpfte seine dicke Jacke zu. »Ach ja, mein Freund Ferry. Er hat Sie ja geholt und die beiden Zimmer reservieren lassen. Er kann es nicht lassen?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ferry war mal Reporter.«
    »Stimmt.«
    »Sind Sie das auch?«
    »Ja.«
    »Ahhh - deshalb.« Er nickte langsam.
    »Und mein Freund ist von Scotland Yard.«
    Der Wirt schaute Bill nur an. Er sagte kein Wort dazu, sondern schnitt ein anderes Thema an. »So, ich muß jetzt weg.«
    »Und ich gehe mit Ihnen.«
    »Wie Sie wollen.« Die Antwort klang knurrig. Der Mann stemmte beide Hände in die Seitentaschen der Jacke, hielt den Kopf gesenkt und die Stirn gekraust. Es war ihm anzusehen, wie wenig er Bills Begleitung schätzte. Auf Fragen erhielt Bill keine Antworten. Er rührte damit in der Vergangenheit herum, er wollte wissen, was mit den drei Verschwundenen gewesen war und bekam nicht mehr als ein müdes Achselzucken als Antwort.
    »Sie stammten doch aus Madston, Mister.«
    »Man hat sie nicht mehr gefunden.«
    »Der See hat sie verschlungen.«
    »Kann sein.«
    Das Haus war bereits zu sehen. Auch andere Bürger kamen, der Wirt war abgelenkt, begrüßte die Menschen und hörte dann, daß Bill noch eine Frage hatte.
    »Reden Sie schon.«
    »Wie heißen Sie eigentlich?«
    »Boyd heiße ich.«
    »Was? Sind Sie verwandt mit…?«
    »Er war mein Bruder. Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe. Das hätte Ihnen auch Ihr Freund Grey sagen können.« Er ließ Bill stehen und eilte mit langen Schritten zur Tür.
    Der Reporter blieb draußen und pustete die Luft aus. Das war eine Überraschung gewesen. Jetzt kannte er auch den Grund, weshalb dieser Mensch so schweigsam gewesen war. Hier wollte keiner an gewisse Dinge erinnert werden.
    Und trotzdem klarte sich das Dunkel allmählich auf. Bill sah das Licht am Ende des Tunnels.
    Plötzlich stand Ferry Grey vor ihm. »Bill, ich habe dich durch das Fenster gesehen. Bist du allein gekommen?« Er schaute sich um.
    »Ja.«
    »Wo ist John?«
    »Hast du einen Moment Zeit?«
    »Immer.«
    Bill berichtete ihm flüsternd, was sie erlebt und welche Schlüsse sie daraus gezogen hatten. Ferry hörte mit offenem Mund zu. Er schluckte dann, nickte und stöhnte leise. »Verflucht, das ist wirklich ein Hammer! Aber ich glaube, ihr habt das Richtige getan. Dieser Hund ist bestimmt nicht von einem Menschen getötet worden.«
    »Er wurde regelrecht zerfetzt. Du mußt mir helfen, Ferry. Ich will wissen, wo ich die Angehörigen der Verschwundenen finden kann. Das heißt, ich brauche nur noch einen Namen, Wilbur.«
    »Da mußt du zum Pfarrer gehen.«
    »Warum das?«
    »Er war sein Schwager.«
    »Ach du Scheiße!«
    »Ich kann nichts daran ändern, aber es ist so.«
    »Okay, dann besuche ich erst den Pfarrer und gehe dann zurück in den Gasthof.«
    »Am liebsten würde ich dich begleiten.«
    »Tu es doch.«
    »Kann ich aber nicht. Ich werde hier gebraucht. Ich habe mich als Redner zur Verfügung gestellt. Jedenfalls will ich es so kurz wie möglich machen. Wir sehen uns hoffentlich später.«
    »Das denke ich auch.«
    Ferry Grey zog sich zurück. Es war ihm anzusehen, wie frustriert er war und auch wütend. Bill jedoch war froh, daß sich die Bürger versammelt hatten. Die Masse bot mehr Schutz vor irgendwelchen Angreifern. Noch hatte Bill keinen von ihnen gesehen. Noch waren sie Geister oder Gespenster, aber sie konnten sehr schnell zu einer realen Tatsache werden, und dann ging es zur Sache.
    Die Kirche konnte einfach nicht übersehen werden. Vor allen Dingen deshalb nicht, weil vor ihr der größte Tannenbaum stand und sein Licht verströmte. Bill brachte seinen Anblick natürlich mit dem Weihnachstfest in Zusammenhang. Für ihn war so ein Tannenbaum immer etwas Besonderes. Er strahlte das Licht aus, das sich für die Menschen in Hoffnung verwandeln sollte, aber in diesem Fall stimmte es nicht. Bill erlebte kein Gefühl der Hoffnung. Je näher er dem Baum kam, um so kälter kam ihm das Licht vor. Er hatte den Eindruck, daß es nicht paßte, es war wie gewollt und nicht gekonnt. Ein schwacher Trost für

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