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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gehört, Eve?«
    »Ja, ich habe es gehört, und ich finde es ebenso furchtbar wie Sie. Es ist nicht zu fassen. Es darf nicht sein, daß dieser Mensch«, sie schüttelte den Kopf, »daß dieses Wesen zurückkehrt. Ich will es nicht. Ich will ihn nicht haben. Er soll in die Hölle gehen. Er soll dorthin zurückkehren, wo er hergekommen ist.«
    Ich konnte Eve Todd gut verstehen, aber wo oder was war die Hölle?
    Der verfluchte See?
    »Was wollen Sie denn tun, John?«
    »Ich muß ihn finden.«
    »Und dann?«
    »Vernichten.«
    Sie legte eine kurze Pause ein. »Vernichten«, murmelte sie. »Ein Mensch will ein Höllenwesen vernichten. Können Sie das? Schaffen Sie das denn, John?«
    »Das hoffe ich.«
    »Es ist nicht der erste - oder?«
    »Nein, das ist er nicht.«
    »Und wir?«
    »Ich werde sie beide allein lassen müssen. Wahrscheinlich treibt er sich draußen herum. Er wird um das Haus herumwandern. Ich werde mich ihm zeigen müssen. Ich werde so etwas wie ein Lockvogel für ihn sein und hoffe, daß er diesen Köder annimmt.«
    »Und wenn er Sie tötet?« hauchte sie. »Was… was wird dann aus uns werden?«
    »Daran sollten Sie nicht denken. Sorgen Sie nur dafür, daß Janet hier im Raum bleibt. Und behalten Sie bitte die Fenster im Auge. Sollten Sie irgend etwas sehen oder hören, was Ihnen verdächtig vorkommt, dann schreien Sie bitte.«
    »Janet wird es tun.«
    »Das denke ich auch.«
    Wohl war mir nicht dabei, die beiden Frauen allein zurückzulassen, aber ich würde mich nicht zu weit von ihnen entfernen, das hoffte ich zumindest.
    Janet Todd hatte nur von einer Kreatur gesprochen. Es sollten ja drei sein, und ich hoffte, daß ich es auch nur mit eben der einen zu tun bekam. Ich blieb dort stehen, wo der türkisfarbene Kachelofen seine Wärme abstrahlte und gab mich für einen Moment dem Gefühl hin, völlig losgelöst von allen Sorgen zu sein.
    Ich sah auch die Treppe, die in die erste Etage hochführte, ging dorthin, schaltete das Licht ein und war beruhigt, daß sich niemand auf der Treppe zeigte.
    Einen Keller gab es in dem Haus nicht, wenigstens ein Vorteil. Wenn dieses Wesen schon im Haus war, konnte es sich nicht in der Tiefe verstecken.
    Ich schaute mir die Haustür an, bevor ich sie öffnete. Keine Spuren von Gewaltanwendung waren zu erkennen. Wie auch? Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.
    Bedächtig öffnete ich die Tür. Dabei überlegte ich, mit welcher Waffe ich diesem Wesen begegnen konnte. Ich hatte die Beretta, aber auch das Kreuz. Wahrscheinlich war letzteres besser, aber noch war das Wesen nicht zu sehen. Nur die kalte Dezemberluft strömte in mein Gesicht wie ein frostiger Geist.
    Vor dem Haus war alles still.
    Ich öffnete die Tür weiter, hörte aber nichts, keine Schritte, kein Keuchen oder Stöhnen, es war überhaupt nichts geschehen. Ich ließ die Tür offen und trat hinaus ins Freie.
    Auch wenn ich im Licht stand, ich ging nicht zur Seite. Ich wollte den anderen locken, er sollte kommen, erscheinen, mich angreifen, und dann würde ich mich zu wehren wissen.
    Ich sah ihn auch nach etwa einer halben Minute noch nicht. Alles blieb ruhig, dunkel, nur das Licht der Sterne verteilte seinen Glanz und das des abnehmenden Mondes.
    Und doch war er in der Nähe.
    Unter meinen Füßen spürte ich das leichte Vibrieren. Ein kaum merkliches Zittern, auf das ich mich schon sehr genau konzentrieren mußte. Irgendwo war ich darauf auch vorbereitet, sonst hätte ich es kaum zur Kenntnis genommen.
    Ich ging zwei Schritte zurück, um wieder den Lichtschein zu erreichen.
    Hier wartete ich auf das Zittern und darauf, daß es sich verstärkte. Mein Blick fiel über den Boden. Ich wollte herausfinden, wo die Wellen entlangliefen, aber da war nichts zu sehen. Das spärliche Gras bewegte sich zwar, das aber lag am Wind, der die Spitzen kämmte, und von unten her blinkten die Lichter von Madston zu mir hoch.
    Das Vibrieren war gekommen und auch wieder verschwunden. Ich konnte es kaum fassen, aber es stimmte. Unter meinen Füßen tat sich nichts mehr, und auch der Boden in meiner unmittelbaren Nähe verhielt sich ruhig.
    Tief atmete ich durch.
    Wieder verging Zeit, in der nichts geschah. Wie ein Foto lag die Umgebung vor mir. Ich wußte auch, wo der Hund lag. Ich sah seinen Körper als einen kleinen dunklen Hügel.
    Den Einfall, um das Haus herumzugehen, schlug ich mir aus dem Kopf.
    Es hätte nichts gebracht, zudem wollte ich Mutter und Tochter nicht zu lange allein lassen.
    Also zog ich mich wieder zurück.

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