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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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den Kopf. Als er aufstehen wollte, spürte er das Vibrieren. Zuerst glaubte er, sich getäuscht oder es sich eingebildet zu haben, das stimmte nicht.
    Unter ihm und zugleich noch relativ weit entfernt, war das Zittern genau zu spüren. Etwas, das er kannte, und es blieb auch nicht auf eine Stelle beschränkt, es drängte unter der Erdoberfläche auf ihn zu und fand seinen Weg von der linken Seite her.
    Bill hielt den Atem an.
    Es war leider zu dunkel, um etwas erkennen zu können. Die Streukraft der Baumlichter reichte nicht so weit, als daß der Untergrund sichtbar vor ihm lag.
    Bill überlegte, was er tun sollte.
    Weglaufen, hier am Ort bleiben und sich dem Grauen stellen? Viel Zeit blieb ihm nicht. Es ging nicht um Minuten, sondern um Sekunden. Er trat etwas zurück und merkte sehr deutlich, daß dieses Vibrieren schwächer geworden war.
    Die Steine klackten gegeneinander. Der Kies geriet ins Rutschen. Er drehte sich, und die leichteren Steine sprangen in die Höhe. Bill stand da und schaute zu. Sein Atem bildete Rauhreif vor dem Mund. Er wartete auf ein bestimmtes Ereignis, er wußte, daß etwas passieren würde, aber er wußte nicht, was es sein würde.
    Auf einmal sah er das Unheimliche oder Unmögliche. Wie es genau zustände gekommen war, konnte er nicht sagen. Es schwebte plötzlich über dem Boden, also mußte es ihn auch verlassen haben, und es war seltsamerweise kein Geistwesen, auch wenn es den Anschein hatte.
    Eine schrecklich aussehende Person mit langen, wirren Haaren, einem Körper und einem Gesicht, in dem die Augen gelblich funkelten.
    Stofflich, feinstofflich?
    Nicht genau erkennbar. Es vibrierte, es zitterte, es strahlte etwas Schreckliches ab, einen Hauch von Hölle und Tod, der Bill Conolly entgegen wehte.
    Heiß und kalt…
    Schaurig und faszinierend. Stinkend nach altem Wasser und verfaulten Leichenteilen.
    Ein Körper?
    Bill wollte es herausfinden. Es drängte ihn, das zu tun. Er streckte die Hand aus, aber er traute sich nicht, diese Person anzufassen, die sich bewegte, bückte und deren Umrisse anfingen zu zittern. Sie zerrten sich zusammen, sie waren plötzlich nicht mehr starr, bewegten sich glatt und geschmeidig, und sie drückten sich dem Toten entgegen, wobei sie über seinem Gesicht schwebten.
    Dann fiel das Wesen, das innerhalb kurzer Zeit zu einem Geist geworden war, nach unten.
    Es verschwand, und Bill stand da, schaute zu, ohne zu begreifen, was da wirklich vorgefallen war. Dieses Wesen mußte mit dem Toten Kontakt aufgenommen haben. Wenn sich Bill nicht getäuscht hatte, war es in dieser starren Gestalt verschwunden und hatte sie übernommen. Ein Toter hatte einen anderen Toten als Gastkörper benutzt.
    Zu begreifen? Für Bill nicht. Er war durch sein Zuschauen regelrecht geschockt.
    Das war, als würde jemand einem Zombie noch einen zweiten daraufsetzen.
    Zombie hoch zwei!
    Bill hätte schreien können vor Wut. Er wußte ja, daß es weiterging.
    Dieser Totengeist war nicht grundlos in den anderen Körper hineingestiegen. Er würde ihn wahrscheinlich als Gastkörper benutzen, und die weiteren Vorgänge konnte sich Bill schon denken.
    Er hatte den Leichnam nicht wieder unter den Tannenbaum geschoben.
    Dicht vor ihm lag er und war gut zu beobachten.
    Bill sah das Zucken der Hand.
    Auch er zuckte zusammen. Obwohl er damit hatte rechnen müssen, war er doch überrascht gewesen. Auch für ihn war es noch immer etwas Besonderes, wenn sich plötzlich ein Toter bewegte. Seine Kehle war rauh geworden, er merkte, daß es ihn anstrengte, den Speichel zu schlucken, und er schaute weiter zu, wie sich die kalte Totenkralle bewegte und dabei über den Kies kratzte.
    Dann stand der »Tote« auf!
    Nicht mit geschmeidigen, sondern mit ruckartigen Bewegungen. Er kantete die Arme, seine bleichen Hände drückte er gegen den Untergrund, und es sah zunächst so aus, als wollte er einen Liegestütz probieren.
    Aber er kam höher, denn auch seine Beine winkelte er an, schob das rechte in dieser Haltung nach vorn, konnte sich abstemmen und auch ein wenig Schwung geben.
    Genau den brauchte er, um sich hinstellen zu können.
    Er stand, drehte sich, der Tannenbaum leuchtete in seinem Rücken, und Bill war so perplex, daß er nicht daran dachte, irgend etwas zu unternehmen.
    Dieses Bild paßte perfekt in einen Horrorfilm, der zur Weihnachtszeit spielte. Im Hintergrund der Tannenbaum und im Vordergrund die untote Gestalt, die zudem vom Schein der Lichter gestreift wurde. Sie hinterließen auf dem starren

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