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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Laufbahn gelernt, daß auch in Gerüchten immer ein Körnchen Wahrheit enthalten ist. Und so wird es auch hier gewesen sein, nahm ich an. Ich irrte mich, denn sehr bald stellte ich fest, daß dieses Gerücht kein Gerücht war, es entsprach den Tatsachen, und ich wurde noch neugieriger. Ich stellte fest, daß dieses Gewässer eine Geschichte hatte. Es ist ein uralter See, ein Schlammloch, etwas, das sich besonders als Versteck eignete. Das haben auch eure Vorfahren gewußt, die hier an derselben Stelle gewohnt haben. Auf diesem Gewässer wurden die Hexenproben vorgenommen. Die Hexenverfolgungen sind ein trauriges Kapitel der Geschichte. Ich will jetzt nicht darauf eingehen, wie das genau ablief, aber es war ein guter Platz. Auch für Menschen, die etwas zu verbergen hatten, und es gab drei Frauen, die damals uneheliche Kinder bekamen und in Sünde lebten. Sie aber wollten ihre Kinder nicht, und so taten sie etwas, über das sie nie hinwegkamen. Sie nahmen die Kinder, brachten sie eines Nachts zum Ufer des Sees, fesselten und ertränkten sie dann. Es ist schon lange, sehr lange her, aber die drei Frauen ahnten nicht, daß sie einen Fehler begangen hatten. Keine von ihnen wollte den Vater der Kinder preisgeben, aber es gab nur einen Vater. Er hatte ihnen die Kinder gemacht, er hat sie geschwängert, und er war ein besonderer Mann. Er war jemand, der mit dem Teufel im Bunde stand, der nur ihm gehorchte, der von der Hölle geschickt worden war, um einen sicheren Ort für das Böse zu finden. Er hatte ihn gefunden, es war der einsame, kleine See. Als er jedoch erfuhr, daß seine Kinder in diesem Gewässer ertränkt worden waren, da drehte er durch. Er beschwor den Teufel, der ihn zunächst wohl auslachte, sich dann aber auf seine Seite stellte und ihm eine lange, sehr lange Rache versprach. Irgendwann würden diese Kinder zurückkehren, als schreckliche Gestalten, halb Geist, halb Mensch. Als Wesen, die sich auf und unter der Erde bewegen konnten, erfüllt von der Macht des Bösen, die für sie der Antrieb war. Diese alte Geschichte geriet in Vergessenheit, vielleicht wollte man sich auch nicht mehr daran erinnern. Egal, wie es war, die Zeit überdeckte alles, sie sorgte für ein gewisses Vergessen, der See und damit sein schreckliches Geheimnis blieben. Er war wie jemand, der auf einen bestimmten Zeitpunkt lauerte, und der wiederum trat ein, als man drei Männer umbrachte und ihre Leichen in das Gewässer warf. Sie waren die Beute für die teuflischen Reste der Kinder, endlich hatten sie etwas, das sie übernehmen konnten, und so taten sie es. Glaubt nicht, daß Donald Todd, Francis Boyd oder Dean Wilbur so tot sind, wie ihr es gern hättet. Sie leben auf eine bestimmte Art und Weise, denn sie sind von den Kindern übernommen worden. Ihr Geist steckt in ihnen, sie haben die toten Leiber übernommen. Ihre Körper sind verfault, verwest, wie auch immer, aber ihr Geist hat überlebt, und er dirigiert die Körper der drei angeblich Ertrunkenen. Nicht nur das, er schafft es auch, sich von ihnen zu lösen und einen Weg unter die Erde zu finden. Wir alle kennen das Vibrieren und Zittern des Erdbodens, und wir alle wissen, daß es kein Erdbeben ist. Es ist der Geist oder die magische Aura der drei Kinder, die sich so einfach nicht stoppen läßt. Diese Geister spielen mit den Toten, die ihnen das Schicksal zugeführt hat. So, das ist es, was ich euch sagen wollte.«
    Ferry Grey beendete seine Rede mit einem zweimaligen Nicken und merkte, daß seine Kehle mehr als trocken war.
    Dagegen mußte er etwas tun, griff in die Tasche und holte eine kleine Flasche hervor, in der eine rötliche Flüssigkeit schimmerte. Es war Hustensaft. Er schluckte ihn und schmeckte dessen bittere Süße. Daß seine Rede keinen Sturm der Entrüstung zur Folge gehabt hatte, bewies ihm, wie nahe er der Wahrheit gekommen war. Und daß die Bewohner von Madston zwar nicht alles gewußt, aber geahnt hatten, daß sie unter einem furchtbaren Schicksal litten.
    »So sehen die Fakten aus.«
    »Und woher weißt du das alles?« rief der Mann mit den strohblonden Haaren.
    »Ich habe es in den alten Unterlagen nachlesen können, als ich mich für meine eigene Vergangenheit interessierte.«
    »Wieso das denn?« rief jemand.
    »Ich wollte wissen, wo ich herkam, wo meine Wurzeln liegen. Das ist legitim.«
    »Wo lagen sie?« flüsterte der Gastwirt, der in der ersten Reihe stand und die Augen verengt hatte.
    »Ich will euch es nicht verschweigen«, sagte Ferry Grey. »Mein

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