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0890 - Die Vergessenen

0890 - Die Vergessenen

Titel: 0890 - Die Vergessenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Körper harte Lichtreflexe und weiche, gelbrote Stellen.
    Der Reporter schauderte. Es hatte eine Weile gedauert, bis er sich von diesem Anblick losgerissen und seinen eigenen Gedanken nachgehen konnte.
    Was würde der lebende Tote tun? Ihn angreifen? Versuchen, ihn zu vernichten?
    Bestimmt. Er würde diesem Trieb folgen, ihn zerreißen und einfach weitergehen.
    Beim letzten Gedankenwort stockte Bill, denn der Zombie hatte sein rechtes Bein ausgestreckt, den Fuß auf den Boden gedrückt, sich abgestemmt und machte sich auf den Weg.
    Der erste Schritt!
    Bill blieb stehen.
    Es folgte der zweite.
    Der Reporter hörte, wie der Kies unter dem Gewicht der lebenden Leiche knirschte.
    Und auch er selbst ging zurück, um einen gezielten Schuß anbringen zu können.
    Deshalb zog er die Waffe.
    Es beeindruckte den Untoten nicht.
    Bill zielte auf den Schädel…
    ***
    Der Raum war ziemlich voll. Kaum jemand paßte noch hinein, und keinen der Versammelten interessierte auch die Kälte, die zwischen ihnen wie eine Eisschicht lag. Sie alle hatten sich zusammengefunden, um über etwas zu sprechen, von dem jeder was wußte. Trotzdem wollte niemand darüber reden, denn so etwas durfte es nicht geben. Die Menschen hier hatten es verschweigen und unter sich ausmachen wollen, was ihnen aber nicht gelungen war.
    Ein Mann, der erst seit einigen Jahren zu ihnen gehörte und für einige von ihnen noch ein Fremder war, hatte die Initiative ergriffen und das Grauen ans Tageslicht gezerrt.
    Er würde mit ihnen reden. Er würde ihnen Bescheid geben, wie die Dinge liefen, und er hatte auch den Vorsitz übernommen. Um die Anwesenden ansehen zu können, hatte sich der Mann auf eine Fußbank gestellt. In dieser Lage ließ er seinen Blick über die Versammelten gleiten, schaute gegen blasse und zugleich gespannte Gesichter. Er sah, daß sich manche Blicke senkten, wenn er sie anschaute, und er wußte, daß die meisten ein schlechtes Gewissen hatten.
    Die Tür war verschlossen worden. Männer und Frauen standen dicht beisammen.
    Einige hatten sogar ihre Kinder mitgebracht. Sie fürchteten sich davor, sie allein zu lassen, was Ferry Grey gut verstehen konnte.
    Auch das Flüstern und Murmeln der Stimmen war verstummt. Eine schweigende Mauer aus Menschen stand vor dem Sprecher, auf dessen Körper das weiche Licht der Deckenleuchte fiel.
    Ferry Grey hatte sich vorgenommen, nicht zu lange zu sprechen, aber er mußte doch einen Bogen schlagen und hielt den Bewohnern von Madston durch seine Rede einen Spiegel vor.
    Er sprach davon, daß es drei aus dem Ort gewesen waren, die in krumme Geschäfte verwickelt gewesen waren, die einfach nicht gutgehen konnten. Sie hatten den Preis zahlen müssen und waren von ihren Auftraggebern umgebracht worden.
    »Ein jeder von uns weiß, daß sie nicht mehr leben«, sagte Ferry. »Zumindest nicht so, wie wir es uns vorstellen. Wir alle hier reden nicht darüber, wir schweigen es tot, obwohl wir schon zuviel geschwiegen haben. Diese Dinge werden uns jedoch irgendwann einholen.«
    »Was soll das denn heißen?« rief jemand aus der Menge. Es war ein Mann mit strohblonden Haaren und einer der Wortführer im Ort.
    »Muß ich das erklären?«
    »Ja.«
    Auch die anderen waren dafür. Sie murmelten ihre Zustimmung oder nickten. Der Sprecher wartete, bis sich die Aufregung gelegt hatte, dann holte er Luft. Seine Worte hatte er sich schon zuvor zurechtgelegt.
    Diesmal kam er nicht auf die drei Männer zu sprechen, sondern auf den verschmutzten See.
    »Wir alle kennen dieses Gewässer, und wir alle meiden es. Als ich hierherkam, wußte ich nicht darüber Bescheid. Sehr bald jedoch erfuhr ich, daß meine neuen Nachbarn - und damit meine ich euch alle eigentlich sehr nette Leute sind, aber sehr schweigsam werden, wenn die Sprache auf den See kommt. Da sind sie plötzlich verstockt. Mich als ehemaligen Reporter interessierte das natürlich besonders, und so fing ich an, nachzuforschen. Ich stellte fest, daß dieses Gewässer eine Geschichte hat. Ja, eine gewisse Historie, wie ein Dorf, eine Stadt oder ein Volk. Aber diese Geschichte war nicht gut«, sagte er mit einer etwas lauter gewordenen Stimme, die er dann senkte. »Nein, sie war sogar böse.«
    »Kennen wir!« rief eine Frau.
    »Stimmt, Mrs Beaver, ein jeder im Ort kennt sie. Und ein jeder verschweigt sie. Das, so habe ich mir gesagt, muß doch einen Grund haben.«
    »Es sind nur Gerüchte«, warf ein anderer ein.
    »Dachte ich zuerst auch. Aber ich habe in meiner langen beruflichen

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