0890 - Stygias Plan
das ständig stärker wurde. »Genau dort, wo dieser Kerl schwebt… Vinca, dort ist etwas, das hier nicht sein dürfte.«
Der Paromer verstand seine Frau nicht, aber er war es gewöhnt, dass Lakir eine weitaus feinere Wahrnehmung als er besaß. Sie war eine Wächterin - alles, was mit den weißen Städten zu tun hatte, war ihr nahe, flog ihr zu.
In den folgenden Sekunden schien Lakir in eine andere Welt abzugleiten, doch das änderte sich mit einem Schlag wieder. Lakirs Hand krallte sich in Vincas Oberarm.
»Dort vorne ist der Kokon brüchig, nein - dünn. Es spielt keine Rolle, wie ich es nennen. Verstehst du, was ich damit sagen will?« Vinca schüttelte den Kopf. »Aber begreife doch! Dort ist der Kokon zwar nicht offen, aber man kann ihn durchdringen. Das ist der Ausweg, den wir gesucht haben.«
Der Krieger blieb skeptisch. »Mag sein, dass ein Praetor das kann, aber wir?«
Lakir lächelte plötzlich. »Wir vielleicht nicht, aber er.« Sie wies auf den Fremden, der nach wie vor hoch über dem Boden schwebte. »Er ist schließlich hier herein gekommen. Also wird er auch wieder verschwinden wollen. Und dann müssen wir schnell sein.«
Vinca schluckte. Ja, verdammt schnell sogar…
***
Die Umrisse von Dalius Laertes und Sabeth verschwanden.
Der Uskuge beherrschte den Sprung, einer Variante von dem, was auch Gryf ap Llandrysgryf, der Druide vom Silbermond, konnte. Bei den Silbermond-Druiden eine Fähigkeit, die von allen beherrscht wurde. Woher der Uskuge dieses Können hatte, war Zamorra nicht klar. Er hatte ihn immer danach fragen wollen, doch in Laertes' Gegenwart ereigneten sich meist so viele Dinge, dass man zu vielem dann nie kam, was man sich vorgenommen hatte.
Irgendwann, das wusste Zamorra sicher, würde er vielleicht der Laertes-Sajol-Verbindung als erbitterter Feind gegenüberstehen. Wenn Dalius' Sohn je die Oberhand gewinnen sollte… Zamorra mochte nicht daran denken.
Jedenfalls war es kein Vergnügen, einen solchen Sprung gemeinsam mit dem Vampir durchzuführen. Es kam anschließend stets zu bitteren körperlichen Reaktionen, die sich Zamorra gerne ersparte. Nach Zamorras Theorie mochte das mit dem schwarzmagischen Teil in Dalius zu tun haben, denn schließlich war und blieb der ein Vampir.
Die beiden Vampire verschwanden aus der Hölle - zumindest sah es danach aus. Doch nur eine Sekunde später erschien Sabeths Schemen erneut, manifestierte sich. Die Asanbosam sackte kraftlos zu Boden. Schwer atmend blieb sie dort liegen.
Nur Momente später erschien auch Laertes wieder. Betroffen blickte er zu Sabeth, der es aber bereits wieder gut zu gehen schien. Zamorra wandte sich an den Vampir. »Du warst in Château, nicht wahr?«
Der Uskuge nickte ungläubig. »Ja, aber ich habe sofort bemerkt, dass ich Sabeth verloren hatte. Wie kann das sein?«
Die Antwort gab Sabeth selbst. Auf ihren Lippen lag ein trauriges Lächeln, wie Zamorra es bei ihr noch nie gesehen hatte. »Sie lässt mich nicht gehen. Ich habe es euch ja gesagt. Es wird mir nichts anderes übrig bleiben, als hier in der Nähe des Kokons zu bleiben. Wenn ich könnte, dann würde ich meinen Platz als Wächterin in Armakath wieder einnehmen.«
Die Männer schwiegen dazu.
»Schaut mich doch nicht so seltsam an. Die Wurzel würde es nicht noch einmal zulassen, dass ich vor dem Verdursten stehe. Sie hat begriffen, wie wichtig ich ihr bin. Ich weiß nicht, was die Zukunft den weißen Städten bringt, es ist mir auch egal. Ich habe begriffen, dass ich noch nie zuvor im Leben so sehr gebraucht wurde.«
Zamorra glaubte Sabeth jedes ihrer Worte. Offenbar hatte die Wurzel die dunkelhäutige Frau sehr gerührt. Er hatte nur keine Lösung für die Vampirin parat. Es schien unmöglich, in den Kokon einzudringen - selbst für eine Wächterin.
Laertes hatte sich einige Meter abseits von den beiden begeben. Der Uskuge schien zu lauschen, und wieder fragte Zamorra sich, welche Fähigkeiten in dem Vampir noch so stecken mochten.
»Auf der anderen Seite des Kokons geschieht etwas. Ich vernehme Todesschreie, eine Armee steht dort direkt vor Armakath. Und sie wird angegriffen, aus der Stadt heraus.« Zamorra konnte nicht verstehen, wie man all diese Informationen hören konnte, doch er schwieg dazu. In Sabeths Augen sah er die Sorge um die Stadt - wenn sie dort auch schlimme Zeiten durchgemacht hatte, so hatte das nicht die Stadt an sich verursacht, sondern allein der Ductor.
»Also gut, schauen wir uns an, was da geschieht. Dalius', schaffst du
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