0890 - Stygias Plan
Kokonwand auf den Ductor. Ein Abbremsen hatte der nicht einkalkuliert - und so raste er in vollem Lauf auf die Stelle zu, die als Verbindung zwischen Armakath und den Schwefelklüften diente.
Die geballte Ladung Muskeln, Hass und unzähmbare Energie platzte direkt in die Hölle hinein.
Lucifuge Rofocale ahnte nicht einmal, was das bewirken konnte…
***
Stygia hielt es nicht aus auf ihrem Knochenthron.
Ihre Dienerschaft, die zu nichts anderem da war, als der Fürstin der Finsternis die Zeit zu versüßen, die sie in ihrer Regierungshalle verbrachte, bekam die Unruhe der ersten Frau der Schwefelklüfte deutlich zu spüren. Ungeduldig und ruhelos war Stygia immer, das war nicht neu. Sie bestrafte jede Nichtigkeit hart und unerbittlich.
Heute jedoch mussten selbst die leiden, die sich wirklich absolut keiner Schuld bewusst waren. Irgendwann warf die Fürstin alle aus dem Thronsaal. Sie hatte es sich zum Prinzip gemacht, sich erst zu einer Aktion zu bekennen, wenn diese erfolgreich über die Bühne gegangen war. Es war nicht gut, wenn man eine Niederlage in vorderster Front selbst erlebte. Sollte die Sache mit dem Angriff auf Lucifuge Rofocale schief gehen, konnte Stygia dies immer noch als Fehler einer unerfahrenen Amazonenf ührerin verkaufen.
Doch die Unruhe war stärker als das Sicherheitsdenken.
Sie wollte Lucifuge Rofocale sterben sehen - mit eigenen Augen!
Niemand bemerkte es, als eine weitere Amazone aus den Hügeln auftauchte, die um die weiße Stadt herum lagen. Alles war ruhig. Zumindest schien es so, denn Stygia verspürte ein Kribbeln im Nacken. Irgendwo - nicht weit von hier entfernt - hielten sich Feinde auf. Stygia wusste nicht, um wen es sich handeln mochte, sie schwor sich extrem aufmerksam und vorsichtig zu sein.
Am Kokon jedoch tat sich überhaupt nichts. Die Fürstin entdeckte Tigora, die in erster Linie stand, wie es sich für eine Anführerin ziemte. Wieder ging Stygia der Gedanke durch den Kopf, das Lucifuge Rofocale seine Neugier unter Umständen bereits mit dem Leben bezahlt haben konnte.
Das war der unkalkulierbare Teil ihres Planes. Wenn sich binnen zwei Höllentagen hier nichts bewegt hatte, dann würde sie eine Hundertschaft der Amazonen hier belassen, die den Durchgang zu bewachen hatte. Vielleicht würden die ja ausreichen, um dem Dämon den Garaus zu machen, falls der doch noch den Weg aus dem Kokon finden sollte. .
Für eine Sekunde nur hatte Stygia sich ablenken lassen, doch plötzlich schien des gesamte Kokon zu dröhnen.
Es schien, als habe jemand einen überdimensionalen Gong geschlagen, doch der wahre Grund für den anschwellenden Klang war ein anderer.
Es ging alles so blitzschnell. Stygia konnte im ersten Moment nicht sagen, was da mit ungemeiner Wucht und extrem beschleunigter Masse aus dem Kokon in die Hölle platzte. Es wirkte, wie ein grau-weißer Fels, doch dieser Fels war außerordentlich lebendig.
Das Wesen rammte ohne langsamer zu werden, in die ersten Reihen der Amazonen hinein. Die Kriegerinnen war viel zu überrascht, um überhaupt reagieren zu können. Erst nach und nach wurde der Ansturm abgebremst. Der Berserker hatte da schon gut zwei Dutzend der Kriegerinnen unter sich begraben. Knochen brachen wie Glas, wenn seine Masse sie traf. Die Schreie der Frauen hallten über die Ebene, doch endlich kam Bewegung in die Schwesternschaft. Es war Tigoras Stimme, die den Lärm tatsächlich übertönte.
»Die Lanzen! Spießt ihn auf!« Die unverletzten Kriegerinnen zogen sich geordnet einige Schritte zurück, denn um eine Lanze effektiv zu verwenden, musste man Platz zwischen sich und den Feind bringen. Die speziell ausgebildeten Lanzenträgerinnen arbeiteten perfekt. Vier der besten Kriegerinnen ließen ihre Waffe fliegen - und sie alle trafen perfekt. Arme und Beine des Angreifers wurden durchbohrt, schwächten ihn. Doch der Berserker fiel nicht, ging nicht einmal in die Knie, was den anderen Lanzenkämpferinnen das endgültige Aufspießen des Feindes erleichtert hätte.
Mit wilden Bewegungen riss er die Lanzen aus den Wunden heraus… Wunden, die nicht einmal bluteten, ihn auch sonst nicht zu behindern schienen. Ein wütendes Brüllen kam aus dem Maul des Wesens, einem Maul, das sich in eine Art Trichter verwandelte.
Einen Atemzug lang herrschte absolute Stille auf dem Kampfplatz. Eine schreckliche Stille, die Unheil ankündigte. Dann brachen weiße Flammen aus dem Trichtermaul der Kreatur, und gut fünfzig Frauen brannten lichterloh! Die Schreie der
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