0890 - Stygias Plan
Laertes straffte seinen Körper. Der Uskuge schien wie ein gespannter Bogen zu sein, bereit zu agieren. »Ich springe mit Sabeth zur Erde. So weit wird die Magie der Wurzel wohl kaum reichen können.«
Sabeth senkte den Blick zu Boden. Dann legte sie ihre Hände in die des Uskugen. »Ich bin bereit. Lass es uns versuchen.«
Zamorra sah, wie Laertes und die Asanbosam verschwanden.
Zumindest hatte es den Anschein…
***
Manchmal setzte Angst neue Kräfte frei.
Bei Lucifuge Rofocale waren es nicht die Kraft seines Körpers und die seiner uralten Magié, sondern die seines Geistes. Ihm war klar, dass er in seinem jetzigen Zustand kein ernsthafter Gegner für dieses Wesen war, das langsam und seines Sieges gewiss auf das Trümmerhaus zukam.
Von den anderen Kreaturen war nichts zu sehen. Offenbar hatten Lucifuge Rofocales Attacken zumindest dort ihre Wirkung gezeigt. Dieser Ductor jedoch - er hatte den schwarzmagischen Energiestrahl augenscheinlich einfach so weggesteckt.
Was steckte hinter diesen Wesen? Woher kamen sie? Was genau wollten sie in den Schwefelklüften? Im Grunde konnte das Lucifuge Rofocale gleichgültig sein, zumindest in diesem Moment, denn hier ging es schlicht um sein Leben, seine Existenz. Über alles weitere konnte er sich seinen Kopf zerbrechen, wenn er den Kokon unbeschadet verlassen hatte.
Der Dämon reagierte. Seine Kräfte mochten geschwächt sein, doch sie waren nicht vollkommen verschwunden. Gute zehn Schritte noch, dann war der Ductor heran. Rofocale konzentrierte sich. Was ihn sonst nur ein Lächeln gekostet hätte, forderte nun seine ganze Aufmerksamkeit.
Plötzlich stiegen die Trümmer, die durch die eingestürzte Wand entstanden waren, pfeilgerade in die Höhe. Dann änderten sie ihren Kurs. Wie eine Welle aus weißem Stein schossen die Trümmer auf den Ductor zu, begruben das riesige Wesen komplett unter sich.
Das würde ihn nicht lange aufhalten, ihn höchstens ein wenig beschäftigen und ablenken. Lucifuge Rofocale zögerte nicht einen Atemzug lang. Mit weiten Sprüngen - einen Bogen um den verschütteten Ductor schlagend - raste der Dämon in Richtung der Durchgangsstelle. Links von sich registrierte er zwei der Wesen, die seinen Attacken zum Opfer gefallen waren - die Praetoren rührten sich nicht mehr, für Lucifuge Rofocale ein sicheres Zeichen, dass er hier ganze Arbeit geleistet hatte.
Zwei weitere der ungeschlachten Kreaturen wanden sich in unsäglichen Schmerzen am Boden. Eine Gefahr ging von ihnen ganz sicher nicht aus. Doch der Dämon wusste, dass es nicht mehr lange dauern konnte, bis der Ductor sich an seine Fersen heftete.
Rofocale hoffte nur, dass der Durchgang ihm nicht zu viel Widerstand entgegenstellen würde. Er war nicht sicher, ob sich seine geschwundenen Kräfte so schnell würden erholen können. Seine Flucht musste schnell vonstatten gehen. Erst einmal wieder in seinem Revier , in den Schwefelklüften angelangt, würde er sich problemlos in Sicherheit bringen können. Zudem war er nicht sicher, ob der Ductor ihm überhaupt folgen wollte.
Wie hatte der Augenlose doch gesagt? Er war verantwortlich für die Sicherheit im Kokon? Nun, dann sollte er gefälligst auch dort bleiben.
Mit jedem Schritt näher an die Kokonwandung hin spürte Lucifuge Rofocale, wie sein geschundener Körper Magie tankte - schwarze Magie! Irgendetwas musste im Zentrum dieser Stadt existieren, dessen Fremdmagie so gewaltig war, dass sie jeden Schwarzmagier regelrecht aussaugte. Erst wenn diese Etwas nicht mehr existierte, würde ein Angriff auf Armakath wirklich von Erfolg gekrönt sein. Es sei denn, die Angreifer gehörten überhaupt nicht zur Schwarzen Familie. Rofocale schob diese Überlegungen weit von sich. Später… er würde diese Idee sicher nicht vergessen.
Lucifuge Rofocale fühlte, wie die alte Kraft seinen Körper durchfloss, wie seine Schwingen zu neuem Leben erwachten. Dann war er heran, bremste direkt vor dem nicht sichtbaren Durchgang ab. Der Dämon konnte die Schwachstelle im Kokon fast riechen, doch dann wirbelte er urplötzlich herum.
Seine Instinkte hatten ihn noch selten im Stich gelassen, so auch hier nicht. Der Ductor raste heran. In leicht vorgebeugter Körperhaltung wirkte er wie ein Rammbock, den nichts und niemand würde aufhalten können. Rofocale behielt die Ruhe. Eiskalt hielt er die Stellung, bis der Fremde auf zwei Schritte an ihn herangekommen war.
Wie ein Pfeil stieg der Dämon in die Höhe, und wo er noch eben gestanden hatte, wartete nun die
Weitere Kostenlose Bücher