Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0892 - Jagd durch die Zeit

0892 - Jagd durch die Zeit

Titel: 0892 - Jagd durch die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
Vom Netzwerk:
Fortschritte.
    Claudius seufzte, machte eine kleine Pause und schob das »Buch des geheimen Ordens« ein Stück von sich. Er rieb sich die Augen und starrte einen Moment zum Fenster hinaus. Die schmale Sichel des Mondes stand hoch über dem Kirchturm, an dem er von hier aus hoch sehen konnte. Das entlastete die Augen ein wenig. Ich sollte nicht immer in diesem diffusen, grauen Nachtlicht lesen , dachte er. Aber wie immer würde es bei der Absichtserklärung bleiben, denn dazu war die Lektüre viel zu interessant. Als momentan letztes Mitglied des Geheimen Ordens besaß er das Buch, in dem die Wächter allesamt ihren inneren Kampf mit der Flammenfratze schilderten, um ihren Nachfolgern wertvolle Hinweise zu geben und sie auf diesem Weg zu unterstützen. Claudius war ausersehen gewesen, einst die Flammenfratze von Bruder Passionatus zu übernehmen, aber sie war dem fleischeslustigen Mönch zuvor entkommen. Bisher hatte sie nicht wieder eingefangen werden können.
    Claudius besaß auch den Spiegel des Eskil. Die Magie, die in dem fein ziselierten Handspiegel steckte, war in der Lage, etwas bei Svantevit zu bewirken. Das hing nicht unbedingt mit ihrer Stärke zusammen, sondern damit, welche verschiedenen Komponenten in ihr zusammen wirkten. Der »Mix« machte es also, wie Nicole sich einmal ausgedrückt hatte.
    Unwillkürlich wanderten Claudius' Blicke zum Spiegel des Eskil . Er lag auf dem kleinen Nachttisch neben dem Bett. Der junge Mönch zuckte zusammen. Ein heller, silberner Reflex erschien auf der Spiegelfläche. Er schien von links oben nach rechts unten zu wandern!
    Claudius fühlte es unangenehm auf seinem Körper kribbeln. Was war das gewesen? Der Lichtreflex eines verirrten Mondstrahls? Nein.
    Erneut blitzte es auf. Dieses Mal greller als zuvor. Ein fingerdicker, silberner Lichtstrahl spannte sich plötzlich von der Spiegelfläche zur Decke. Er führte in ein hellgelbes Flimmern hinein, das dort in einer Ecke entstanden war.
    Bruder Claudius sah plötzlich Bilder in dem Flimmern. Er bekreuzigte sich. »Heilige Maria Muttergottes«, flüsterte er und fühlte das Grauen in sich hoch steigen.
    ***
    15. Juli 1680, Hofburg Wien
    Die dunkle Gestalt drückte sich hinter einen Vorsprung. Einer der Bleichen kam vorbei. Der Eindringling, der in diesem Teil des Gewölbes unter der Hofburg gar nicht hätte sein dürfen, wartete, bis der Cyborg ihn passiert hatte. Dann sprang er hinter ihn, packte ihn am Hals und legte ihm eine Hand auf den Hinterkopf. Lautlos sank der Bleiche zusammen. Der Angreifer zog ihn in eine Nische. Er nahm ihm den Blaster ab.
    Cyborgs der Ewigen wurden mit Programmgehirnen ausgestattet. Diese bestanden aus einem Dhyarra-Spl itter, der in ihrem Hinterkopf saß. In ihm waren nicht nur alle vorgegebenen Reaktionen auf alle möglichen Situationen gespeichert, sondern auch ein Erinnerungsblock. Da der Dhyarra-Spl itter nicht besonders stark war, konnte ihn Asmodis problemlos mit seiner Magie anzapfen. So erfuhr er, dass es die Cyborgs noch nicht geschafft hatten, die Flammenfratze aus Franziskus' Geist zu befreien und in den Körper eines Magiekundigen zu transferieren. Es war zwar zu einem Versuch gekommen, aber die Flammenfratze hätte sich dabei um ein Haar befreit. Erst ein Mentalblock aus zusammengeschalteten Dhyarra-Splittern, den alle Cyborgs zusammen gebildet hatten, hatte die Flammenfratze wieder in Franziskus' Geist zurückdrängen können. Mehr nicht.
    Asmodis seufzte lautlos. Gerade nochmals Glück gehabt. Beinahe wäre es schief gegangen. Denn er war vollkommen ahnungslos darüber gewesen, dass die Ewigen die Flammenfratze in Franziskus erkannt hatten. So hatte er dem Zisterzienser nur einen schwachen Wachteufel mit auf den Weg gegeben, Der war beim Angriff durch die Cyborgs aber getötet worden. Das hatte er erst einen Tag später erkannt. Einen weiteren hatte es gebraucht, bis er den Zisterzienser wieder gefunden hatte.
    Asmodis drehte sich drei Mal um seine eigene Achse, murmelte einen Zauberspruch und verschwand im Nichts. Ohne Zeitverlust tauchte er direkt neben der Liege auf, auf der die Bleichen Franziskus noch immer fixiert hatten. Zwei Cyborgs fuhren blitzschnell herum, als er aus dem Nichts fiel. Er war schneller. Blassrote Laserstrahlen in ihre Köpfe töteten sie.
    Dann fetzte er mit roher Gewalt die Gurte auf, nahm den Zisterzienser hoch, als sei er eine leichte Puppe und drückte ihn an sich. Wiederum drehte er sich drei Mal um seine Achse und verschwand Schwefel stinkend aus

Weitere Kostenlose Bücher