0892 - Jagd durch die Zeit
damals im Blick. Denn ich hoffte, dass die beiden durchaus als fähig einzustufenden Forscher das Rätsel irgendwann lösen konnten, warum Svantevit als einziger Dämon überhaupt das entartete Energiefeld anzapfen konnte. Hätten sie es herausgefunden, ich wäre ebenfalls zur Stelle gewesen.«
Sid Amos grinste selbstgefällig. »Bald interessierten sich Capdevila und Sanko aber mehr für die Geschicke der Menschheit, weil mit Svantevit nichts voranging. Sie mischten sich tatkräftig ein. Erst als Eskil von Lund die Flammenfratze abspaltete, erwachte ihr Interesse wieder. Doch sie verloren die Spur der Flammenfratze, als sie nach Eskils Tod auf den nächsten Wächter überging. An diesem Verlust war ich übrigens nicht ganz unbeteiligt, denn ich traute Capdevila und Sanko längst nicht mehr zu, ein Ergebnis zu erzielen. Ich sah, dass es nur einen gangbaren Weg gab, Svantevit dauerhaft zu schwächen. Nämlich zu verhindern, dass er sich wieder mit der Flammenfratze vereinigen konnte. Also musste das abgespaltene Gesicht in der Obhut des Geheimen Ordens bleiben.«
»So kennen wir dich, Assi. Ein Intrigant durch und durch.«
»Wie sagten die alten Ägypter so schön? Deine Worte sind wie Fliegengesumm in meinen Ohren.« Sid Amos grinste erneut. Es war die pure Herausforderung. Aber Nicole ließ sich dieses Mal nicht provozieren.
»Nun gut«, fuhr Amos fort. »Capdevila und Sanko schien es ziemlich egal zu sein, dass die Flammenfratze verschwunden war, denn sie hatten ja die Menschheit als Spielwiese. Aber dann erschien völlig überraschend der ERHABENE auf der Bildfläche und verlangte rasche Ergebnisse. Er brauchte nämlich stärkere Waffen, weil er einen Krieg in der Nachbargalaxis führen wollte. Da wäre ihm die Nutzung dieses Kraftfeldes gerade recht gekommen. Nun mussten die beiden Ewigen wieder nach der Flammenfratze suchen, ob sie wollten oder nicht. Sie verbanden das Angenehme mit dem Nützlichen und gingen an die Fürstenhöfe zurück, wo sie sich in den nächsten Jahrhunderten als hoch gestellte Persönlichkeiten einschlichen. Denn da seinerzeit alles wichtige Wissen an den Kaiser- und Königshöfen zusammenlief, glaubten sie, die Spur der Flammenfratze am ehesten dort wieder zu finden. Irgendwann war den Alphas die Rolle der Berater aber nicht mehr genug. Sie ersetzten Herrscherfiguren. So wie zum Beispiel die österreichische Kaiserin Eleonora Gonzaga von Mantua-Nevers und deren Mann, Kaiser Ferdinand den Dritten.«
Zamorra grinste. »Der gute Pferdinand. Na so was.« Schlagartig wurde er wieder ernst. »Und damit schließt sich mal wieder ein Kreis. Denn damals, als wir die Pesthexe von Wien jagten, hat uns Vassago in seinem Spiegel die beiden Herrscher gezeigt. [8] Gleichzeitig wurde mir das Wissen übermittelt, dass es sich dabei um zwei Ewige, zwei Alphas, handelt.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen, Zamorra. Vassago zeigt nur Bilder in seinem Spiegel, er kommentiert sie niemals.«
»Weiß ich ja. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass die geheimnisvolle Maneki Neko für diese Information verantwortlich ist. Sie war es schließlich, die Vassago gezwungen hat, uns die Bilder zu zeigen, da der Herr Dämon uns ja nicht mehr behilflich sein wollte.«
»Belassen wir es dabei, Zamorra.«
»Von mir aus.«
»Kaiserin Eleonora beziehungsweise die Ewige Sanko war es dann auch, die unverhofft wieder auf die Flammenfratze stieß. Sie erkannte sie in einem Zisterzienser namens Franziskus, der in den Jahren der Pest, 1678/79, Wien besucht hatte. Die Ewigen hatten zu diesem Zeitpunkt längst beschlossen, die Flammenfratze, so sie ihrer habhaft würden, in einen Magiekundigen zu transferieren. Denn nur ein solcher hätte ihnen die Antworten der Flammenfratze, die sie durch Dhyarra-Energie erzwingen wollten, verständlich übersetzen können. Glaubten sie jedenfalls. Auf so einen Schwachsinn können allerdings nur Ewige und anderes Geschmeiß kommen, denen die Kräfte der Magie stets ein Buch mit sieben Siegeln bleiben werden. Es war völlig richtig, dass ich ihnen schon lange nicht mehr traute.«
Zamorra nickte. »Ach, das war also der Hintergrund für ihre Aktion. Jetzt verstehe ich alles. Ich sag's dir gleich, Sid. Mach erst iloch fertig.«
»Der Rest ist schnell erzählt. Als Franziskus im Sommer 1680 zurück nach Deutschland ritt, überfielen ihn ›Men in Black‹ und verschleppten ihn in die Verliese der Wiener Hofburg. Denn wie ich später herausfand, hatten Unsichtbare in der Zwischenzeit die
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