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0893 - Der Rachegeist

0893 - Der Rachegeist

Titel: 0893 - Der Rachegeist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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herankommen lassen.
    Wieder schwiegen wir. Glenda erhob sich, um in die Küche zu gehen, denn sie wollte frischen Kaffee holen.
    Jane beugte sich zu mir hin. »Kannst du es nicht locken, John?«
    »Wie denn?«
    »Beschwören?«
    Ich hob die Schultern. »Erstens bin ich kein Exorzist, und zweitens fehlen mir da die Möglichkeiten. Ich weiß wirklich nicht, wie ich ein Bewußtsein beschwören sollte, das irgendwo im Unsichtbaren haust. Ich kenne die Möglichkeiten nicht, ich bin da auf fremdem Gebiet, wenn ich ehrlich sein soll.«
    »Wir müssen also warten?«
    »Ja.«
    Jane lächelte kantig. »Soll ich dich nach einer Zeit fragen oder lieber nicht?«
    »Lieber nicht.«
    »Gut.« Sie schaute zur Decke. Nach einigen Sekunden sagte sie: »Ich spüre es auch nicht. Manchmal ist man als Mensch doch in der Lage, etwas Fremdes wahrzunehmen.«
    »Sicher«, sagte Suko.
    Jane wandte sich an mich. »Hast du es denn nicht bemerkt. Du trägst das Kreuz. Hat es dich nicht gewarnt?«
    »Nein, es kam nicht in meine Nähe.«
    Die Detektivin grinste verbissen. »Aus Sicherheitsgründen, denke ich mal.«
    »Kann sein.«
    »Aber ich habe es gemerkt«, sagte Suko. »Ich spürte deutlich, wie es sich in meiner Nähe aufhielt. Es war im Büro, es dauerte auch nur einen Moment, dann war es verschwunden.«
    »Das ist doch günstig«, bemerkte Sarah Goldwyn. »Dann sind wir zumindest vorgewarnt, wenn es sich zu stark in unserer Nähe aufhält. Oder sehe ich das falsch?«
    Wir schüttelten die Köpfe.
    Wohl fühlte sich keiner von uns, mich eingeschlossen. Es war einfach nicht normal für uns, in einem Kreis am Tisch zu hocken und zu warten. Im Innern voller Spannung und Furcht, wie jemand, der auf einen Besuch wartet.
    War es da? War es nicht da?
    Ich hätte ein Monatsgehalt für die Antwort gegeben. Und ich wußte oder fühlte, daß wir unter Beobachtung standen. Es war nur ein Frage der Zeit, wann dieser Feind aus dem Unsichtbaren zuschlug…
    ***
    Glenda Perkins war in die Küche gegangen und hatte mit dem rechten Ellbogen die Tür ins Schloß gedrückt. Sie bemerkte es kaum, weil sie in Gedanken versunken war und immer wieder an dieses verfluchte Phänomen denken mußte, das sich in der Nähe befand, aber für die Menschen unsichtbar war.
    Ein mordender Geist, ein killendes Etwas, ein Bewußtsein, das es tatsächlich schaffte, Menschen und auch Gegenstände so zu manipulieren, daß diese sich veränderten.
    Schlimm…
    In der Küche kannte sich die Frau aus. Schließlich hatte sie manche Nacht in dieser Wohnung verbracht. Sie wußte, wo der Kaffee stand; sie holte die Filtertüte aus der Packung, während sie aus dem Fenster schaute und sich ihr Blick in dem Schneeschleier verlor.
    Der Schnee ließ sich nicht stoppen. Und er blieb auch bei dieser Temperatur liegen. Glenda konnte sich vorstellen, daß London bereits unter dieser weißen Schicht verschwunden war, und sie bedauerte jeden Autofahrer.
    Der Schnee fiel so dicht, daß sie keine Lichter mehr sah. London war unter dieser Glocke verschwunden.
    Glenda tunkte den Löffel in das Kaffeepulver und zählte die Häufchen genau ab. Dann stellte sie die Kanne mit dem Filter auf die Heizplatte und schaltete die Maschine ein. Das Wasser hatte sie zuvor eingefüllt.
    Eigentlich hatte sie wieder in der Zwischenzeit, während der Kaffee durchlief, zu den anderen zurückgehen wollen, darauf verzichtete Glenda. Sie verspürte das Bedürfnis, allein zu sein und wollte überlegen, was noch passieren konnte.
    Für sie war klar, daß dieser erste Angriff nur ein Test gewesen war. Harmlos im Vergleich zu dem, was noch folgen konnte, und sie schloß auch sich selbst nicht aus. Die Nähe zu John Sinclair und Suko war einfach zu direkt. Gedankenverloren stand sie vor der Kaffeemaschine und schaute zu, wie die braune Brühe in die Kanne floß. Es war ein langer, brauner Streifen, der die Kanne immer mehr auffüllte. Aus dem Wohnraum hörte sie keine Stimmen, wahrscheinlich hing jeder der dort Anwesenden seinen Gedanken nach, und auch Glenda schloß für einen Moment die Augen. Ihre Hände hatte sie auf der Platte abgestützt.
    Das Zittern begann in den Fingern und kletterte dann die Arme hoch.
    Glenda hatte das Gefühl, nicht mehr sie selbst zu sein. Die Arbeitsplatte war für sie ein Halt gewesen, jetzt aber war sie mehr als das, denn sie kam davon nicht los.
    Man preßte sie fest.
    Und sie merkte, wie eine andere Kraft dabei war, ihr Gehirn in Besitz zu nehmen. Eine Stimme überschwemmte sie. Glenda

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