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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Skulpturenhof, dessen Figuren ein Pseudoidyll vorgaukelten, das so längst keinen Bestand mehr hatte, weder vor der Kunstgalerie und erst recht nicht in ihrem Inneren. Etwas schräg links befand sich die Anlegestelle des Bootes, mit dem hinüber zur künstlichen Museumsinsel des anderen Tate-Ablegers, dem Tate Modern, übergesetzt werden konnte. Aber Boot und Insel lagen wie seit Ewigkeiten verlassen im leichten Nebel, der aus den Wassern der Themse zu kriechen schien.
    Unweit von Zamorras Position stand Hogarth neben dem Offizier, der den Ersatztrupp leitete. Sie waren halb ins Gespräch vertieft, halb verfolgten sie aber auch den Beginn von Zamorras Alleingang, auf den er bestanden hatte.
    Wenn ihre Annahme stimmte, tummelten sich im Inneren des Tate schon viel zu viele Menschen - viele zu viele potenzielle Opfer.
    Er gab sich einen Ruck, winkte Hogarth noch einmal zu, worauf dieser in gleicher Weise antwortete, und wandte sein Gesicht dann wieder dem Portal zu, dessen eben noch geschlossene mittlere der drei Flügeltüren sich in diesem Moment wie die Kiefer eines monströsen Geschöpfes öffneten.
    Niemand, der sie bewegte, wurde sichtbar. Hier wirkten andere Kräfte.
    Hogarth stieß einen Warnruf aus. Die Mitglieder des Einsatzkommandos, die der Treppe am nächsten standen, brachten ihre MPis in Anschlag und schielten aus den Augenwinkeln zu ihrem Teamleiter, von dem sie neue Befehle erwarteten.
    Ohne sich umzudrehen, machte Zamorra eine beschwichtigende Geste. Er gab sich keine Blöße, zeigte mit keinem Wimpernzucken, dass ihn die »Reaktion« des Gebäudes in Sorge oder gar Angst stürzte.
    Kurz darauf hatte er das Treppenende erreicht und überwand auch die letzte Distanz, die ihn von der Schwelle des Eingangsbereichs trennte. Eine Kassenzone gab es nicht. Der Eintritt ins Tate war für jedermann kostenfrei.
    Draußen war es jetzt stockfinster. Eine bewölkte Nacht, in der nur die eilends aufgestellten Flutlichtstrahler des Einsatzkommandos etwas Helligkeit schufen. Vor dem Gebäude jedenfalls. Absonderlicherweise fiel nicht der Hauch eines Schimmers ins Innere der Vorhalle. Es war, als wäre dieser Bereich, als wäre das ganze Gebäude mit tintenschwarzem Beton ausgegossen.
    Doch so massiv diese Finsternis auch wirkte, sie schreckte Zamorra nicht.
    Seine Hand verschob die Glyphen an seinem Amulett…
    ... und schon bohrte sich ein Lichtstrahl wie eine mannsdicke Stange hinein in die Schwärze, die brodelnd zurückzuweichen schien, als scheue sie jede Berührung mit dem Silberlicht.
    Zamorra seufzte erleichtert. Der Schein, den das Amulett erzeugte, fiel zwar schwächer aus als erhofft, aber er brachte wenigstens etwas Licht ins Dunkel des ungewissen Weges, der vor ihm lag.
    Jeder andere an seiner Stelle hätte sich vielleicht doch noch einmal umgedreht, um der Welt draußen »Lebewohl« zu sagen, bevor er sich in den Dunstkreis dessen begab, was das Tate Britain fest in seinem Würgegriff hielt. Zamorra verzichtete darauf. Mit offenen Augen und jeden Muskel seines Körpers in der Erwartung dessen angespannt, was er nicht vorhersehen konnte, vollzog er den entscheidenden Schritt über die Schwelle…
    ... hinein in eine unglaubliche Kulisse.
    Die sich zum Ziel gesetzt zu haben schien, ihn sich einzuverleiben - und ihn augenblicklich mit ihren Chimären attackierte.
    Keine Atempause. Der noch namenlose Feind hatte nur auf ihn gewartet.
    2.
    Vergangenheit
    In der Finsternis war Bewegung, war Rascheln und… war gerade jene Stimme erklungen, die Sir Robert Grosvenors Herz einen Tritt zu versetzen schien, so hart und unmenschlich, dass er sich zusammenkrümmte und beinahe gestürzt wäre.
    Die Kerze, die er mit in das Zimmer mit den Moorleichen gebracht hatte, war von einem Windstoß zum Verlöschen gebracht worden - entweder stand ein Fenster offen oder eine Scheibe war zerbrochen. Momentan war es nicht zweifelsfrei herauszufinden, aber eine Öffnung musste da sein, sonst wäre es ihr nicht gelungen, in den verschlossenen Raum zu gelangen.
    Ihr - der die Stimme gehörte, die Grosvenor mehr als elektrisierte. Die ihn fast überschnappen ließ.
    »Pardonnez-moi… ou est-ce que je suis? Et… qui est-ce que vous êtes…?«
    Er beherrschte die französische Sprache leidlich, wie auch Meredith sie beherrscht hatte. Beherrschte!, verbesserte er sich reflexartig, während er sich um Fassung bemühte und bebend im Dunkel stand. Sie ist nicht tot! Ich wusste es all die Zeit! Sie war nur… weg. Und nun ist sie

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