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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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oder Kadaver fraßen, mehr auf sie überging und so wieder mit Leben vermengt wurde. Dumpfem, gefräßigem Leben.
    Robert Grosvenor, ihr Gemahl, legte sich zu ihr und ihrer gemeinsamen Tochter, die kurz unter seiner Berührung verkrampfte, sich dann aber sogleich entspannte, weil Meredith ihr zärtlich über Kopf und Nacken streichelte.
    So lagen sie lange da. Reglos, als hätte kein Geringerer als der liebe Tod sie wieder vereint.
    3.
    Gegenwart
    Seltsam, jenseits der Schwelle, im Innern des Gebäudes also, war alles hell. Von Dunkelheit keine Spur, auch wenn das Licht seltsam unnatürlich wirkte und seine Herkunft auch nicht genau bestimmbar war. Es umspülte alles, was sich in Sichtweite befand, Zamorra eingeschlossen, der verblüfft hinter sich schaute, wo nun der umgekehrte Effekt zu beobachten war: Draußen, dort wo Hogarth, seine Polizisten und die Flutlichtstrahler standen, schien nun alles Licht erloschen und von Kohlrabenschwärze ersetzt worden zu sein.
    Zamorra griff nach dem Walkie-Talkie, das wie eine Waffe in einem Holster unter seinem Jackett steckte. Schon bevor er den Knopf drückte, um auf Sendung zu gehen, ahnte er, dass er beim Versuch eines Verbindungsauf baus scheitern würde - und tatsächlich, außer aggressivem Ätherrauschen zeigte das Gerät überhaupt keine Reaktion.
    Daraufhin schnallte er es ab und legte es vor sich auf dem Boden ab. Unnötiger Ballast , entschied er.
    Er überlegte, ob er den Schritt zurück tun und Hogarth persönlich über die visuellen Bedingungen in der Galerie informieren sollte - aber daraus würde der Verbündete momentan keinen allzu großen Nutzen ziehen konnte. Und die Zeit drängte. Jede vergeudete Minute konnte über Nicoles endgültiges Schicksal entscheiden - und das ihrer Leidensgenossen.
    Nein, er musste dorthin, wo sie verschwunden war - im Iron-Forge-Gemälde - und die Stelle noch einmal eingehend unter die Lupe nehmen.
    Im Eingangsbereich wurde der Besucher von einer skurrilen Plastik empfangen, die seinem Kunstverstand gleich einiges an Vorstellungsvermögen und Fantasie abnötigte: ein verbogenes, bemaltes Eisengestänge, insgesamt vielleicht zweieinhalb Meter lang und anderthalb breit und hoch. Beulah t 1971, stand auf einem Schild im Boden.
    Zamorra hatte keinen Sinn dafür, doch als er sich davon abwandte und durch eine Zwischentür zum Rezeptionsbereich weitergehen wollte, glaubte er im Augenwinkel eine Bewegung auszumachen. Als er noch einmal auf das Eisenkonstrukt zurückblickte, schien es seine Form verändert zu haben. Es sah jetzt fast aus wie ein Knoten.
    Verrückt, dachte Zamorra, erhöhte aber seine Aufmerksamkeit noch mehr und ging langsam auf die Glasverkleidung des Informationstresens zu, hinter dem sich erwartungsgemäß niemand befand, erst recht niemand, der die drängenden Fragen, die ihn beschäftigten, auch nur ansatzweise hätte beantworten können.
    Er blieb vor dem Tresen stehen und lauschte, ob er irgendwo die Schritte eines der hier herumgeisternden Polizisten hörte. Dem war nicht so, und nach kurzem Innehalten setzte er den Weg in den Ostflügel fort. Den Bereich, in dem Nicole verschollen war.
    Beziehungsweise, er wollte den Weg fortsetzen. Aber unversehens geriet er ins Straucheln. Ein Gefühl, als schnappe jäh eine Falle um seine Fußknöchel zusammen, durchfuhr ihn, und noch im Fallen richtete er den Blick dorthin. Sofort wurde die Natur der Stolperfalle klar, wenn auch nicht erklärlich: Es handelte sich um ein Ende des schnurdünn gewordenen Gestänges, das eben noch wie ein riesiger Knoten auf dem Fliesenboden des Eingangsbereichs gethront hatte - jetzt aber zur Schlinge geworden war, die sich heimtückisch um Zamorras linkes Bein legte und ihn mit einem energischen Ruck zu Fall gebracht hatte.
    Die Umklammerung war so eisig kalt, als wäre das umgeformte Eisen gerade aus einem Behälter mit Flüssigstickstoff gezogen worden. Und die gefühlte Kälte entsprang keinesfalls nur der Einbildung. Zamorra sah, wie seine Haut dort, wo sie in Kontakt mit dem Metall kam, Blasen warf. Erfrierungserscheinungen!
    Zamorra aktivierte das Amulett und löste es von seinem Hals. Eine Kante des Diskus umfasst, sah er zu, wie sich die gegenüberliegende weißglühend erhitzte.
    Zamorras Lippen entwich eine Zauberformel, die er während eines Tahitiaufenthalts und des Kampfes gegen einen dortigen Schamanen erlernt hatte - der Spruch verstärkte jede Form von Kälte noch um ein Vielfaches, band sie aber zugleich in das Objekt, das

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