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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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gestorben, und seither schien ein Fluch auf dem Familiengut zu lasten…
    Das arme Kind , geisterte ein verschwommener Gedanke durch seinen wie vernagelten Schädel. Mit grimmig verzerrtem Gesicht hieb er ein ums andere Mal auf das glühende Eisen ein, das er mit der Zange festhielt, drehte und wendete, bis es die Form angenommen hatte, die seiner Vorstellung entsprach.
    Meiner Vorstellung?
    Er verdrängte den kurz entflammten Zweifel ebenso wie kurz zuvor die Gedanken an Beth, die Halbwaise, der das Schicksal die Mutter genommen hatte.
    Das Schicksal, hah!
    Ohne dass er es wollte, schüttelte ein fast hysterisches Kichern Bales Körper, und er hatte Mühe, das bereits Geschaffene nicht durch einen unbedachten Hammerschlag wieder zunichtezumachen.
    Gegen Ende teilte er den schmalen, dünnen Streifen heißen Metalls und bog ihn, bis er einem Armreif ähnelte… oder einer Fessel.
    Nacheinander tauchte er die drei Gegenstände in den bereitstehenden Eimer, der bis zum Rand mit Wasser gefüllt war. Zischend kühlte das Eisen ab.
    Bale ordnete sie in einem gleichschenkligen Dreieck am Boden der Schmiede an und seufzte, als er spürte, wie ihn die Kraft, aus der er mehr als eine Stunde geschöpft hatte, schlagartig wieder verließ. Er sank ermattet in sich zusammen, und endlich fielen auch die letzten Ratten von ihm ab. Sie huschten davon, ohne den Schmied weiter zu beachten, und die Wunden, die sie ihm zugefügt hatten, schlossen sich wie von Geisterhand.
    Bale sank vor dem offenen Dreieck in die Knie und fühlte bleiernen Schlaf über sich kommen. Bevor er aber zur Seite kippte und ihn die toten Augen nun doch im Stich ließen, fing sein ersterbender »Blick« noch etwas auf, das er sich nicht erklären konnte: Für einen kurzen Moment glaubte er zwischen den einzelnen Eisenteilen eine… Kette zu erkennen, die sie miteinander verband. Eine feingliedrige Verbindung, die in der Realität nicht vorhanden war - zumindest nicht sichtbar…
    ***
    Sie rannte. Eingebettet in die nächtliche Samtschwärze erhoben sich vor ihr die Umrissen mehrerer Bauten, und alles wirkte wie einzementiert in einer Stille, die einem fast den Atem nahm. Die Szenerie war wie erstarrt , sodass die durch das Dunkel stolpernde Frau das Gefühl überkam, selbst das Einzige in weitem Umkreis zu sein, was sich überhaupt regte oder bewegte. Kein Windhauch war zu spüren.
    Sie wusste weder wer noch wo sie war.
    Aber sie rannte.
    Vor ihr tauchte das Gestänge eines Zaunes auf, und sie hielt kurz inne, blieb an dem Hindernis stehen, lehnte sich erschöpft dagegen. Raues Holz mit nachlässig entfernten Unebenheiten drückten sich in ihre Unterarme, mit denen sie sich aufstützte. Ein Geräusch wie von gewaltigen Schwingen ließ sie nach oben blicken, aber da war nichts zu sehen. Das Geräusch entfernte sich. Die Sterne blinkten kalt, und hinter einer Wolke lugte die Sichel des Mondes hervor.
    Die Frau lauschte in sich hinein, versuchte etwas zu finden, was diesen Drang beendete, ständig rennen zu müssen. Aber sie fand weder den Grund dafür noch den kleinsten Zipfel Erinnerung, der ihr verraten hätte, wie sie in diese Lage geraten war - allein nachts unterwegs zu sein, ohne Ziel, ohne Wissen um die eigene Identität oder das, was sie antrieb…
    Sie quetschte sich durch eine Lücke im Zaun. Irgendwo blieb sie hängen. Stoff zerriss. Es hielt sie nicht auf. Es war ohne Bedeutung, ob ihre Kleidung Schaden nahm.
    Sie wollte nur rennen.
    Die Stallungen wuchsen vor ihr auf.
    Ein sonderbares Déjà-vu überkam die Frau. Als wäre sie schon einmal hier gewesen. Als wüsste sie genau , wo was lag, wohin sie sich begeben musste, um dorthin zu gelangen, wohin es sie, seit sie rannte, zog.
    Ilja, dachte sie - traurig, liebevoll, verängstigt.
    Sie wusste, wo er stand, auch wenn sie nicht zu sagen vermocht hätte, woher sie es wusste.
    Der Stall rückte näher, weil sie ihm wie auf Flügeln entgegeneilte.
    Ilja…
    Hoffentlich lebte er noch. Hoffentlich war er nicht getötet worden - weil er sie getötet hatte.
    Damals.
    Aber sie lebte wieder. (Wie kommt das?) Sie hatte das feuchte, tiefe Grab verlassen und wollte nie wieder dorthin zurückkehren, wo so viel Furcht herrschte und das Schreckliche nistete, das sie mit Madenfingern berührt und Bakterienzungen liebkost hatte - auf eine schaurige, sie jetzt noch entsetzende Weise.
    Wie bin ich dem nur entkommen?
    Sie blickte an sich herab. Da war nichts mehr, was an Tod und Morast erinnert hätte. Sie trug saubere

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