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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adrian Doyle
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Mal seit langem fühlte das Mädchen wieder Leben in sich selbst, spürte, wie ihr Körper unter den angsteinflößenden Lauten rebellierte, sich verkrampfte, schüttelte, wie ihr heiß und kalt im steten Wechsel wurde.
    Es war, als würde die Furcht sie aus einem chitinharten Panzer schälen, in den sie sich zurückgezogen hatte, als… ja, als ihre über alles geliebte Mum gestorben war.
    Als das Moor… sie gefressen und nicht wieder hergegeben hatte!
    Seither war alles dunkel und kalt gewesen. Elisabeth hatte selbst sterben und auf diese Weise wieder mit ihrer Mutter vereint sein wollen. Immer tiefer hatte sie sich der Welt, die sie umgab, entrückt. Immer mehr war sie in sich selbst versunken und hatte sich in ihrem Schneckenhaus eingerichtet. Niemand war mehr an sie herangekommen, nicht einmal ihr Vater, an dem sie natürlich hing, aber an den sie etwas anderes band als an ihre verlorene Mutter. Bei ihm war es eher… Respekt gewesen.
    Aber es war schwer, diesen aufrechtzuerhalten. Denn ihr Vater litt allem Anschein nach noch viel mehr unter dem Verlust, den sie beide erfahren hatten.
    Manchmal glaubte Elisabeth, er wäre über all dem Gram wahnsinnig geworden. Sie sah ihn kaum noch. Sie beide lebten in einem dunkel und leer gewordenen Haus und begegneten einander immer seltener…
    Und nun - was geschah nun?
    Das Jammern schien sich näher an ihr Ohr heranzutasten. Wie ein Insekt, das sich auf krabbelnden Beinchen auf sie zu bewegte. Spinnenhaft.
    Elisabeth setzte zu einem Schrei an. Aber ein Gedanke hielt ihn zurück. Vielleicht, dachte sie, war sie verrückt geworden, genau wie ihr Vater an dem stetig wühlenden Schmerz zerbrochen. Und wenn dem so war, wollte sie nicht, dass die anderen es merkten. Die wenigen Hausangestellten, die ihnen noch geblieben waren. Die alte Maud etwa, die so viele von Elisabeth' Tränen getrocknet hatte, die sie unermüdlich zu trösten versuchte, wo kein Trost möglich war…
    Kind!
    Das Wimmern und Weinen hörte schlagartig auf. Zugleich wurde es heller im Raum, als würde alles Mondlicht an einer Stelle zusammenlaufen, sich quecksilbrig verbinden und… und eine Gestalt formen.
    Für einen Moment kam es Elisabeth so vor, als würde alles Leben aus ihr weichen. Oder sich zumindest, wie das fahle Mondlicht dort, an einem einzigen Punkt ihres Körpers - tief im Bauch - zu sammeln und zu ballen. Mit riesengroßen Augen starrte sie auf die Erscheinung dort unten am Bettende. Die Erscheinung, die gerade erneut anhob, zu ihr zu sprechen.
    Kind - erschrick nicht. Ich bin es, deine Mutter. Du brauchst keine Angst zu haben. Alles wird gut. A-l-l-e-s w-i-r-d g-u-t-!
    Elisabeth hatte längst aufgehört, nur Angst zu haben. Es war Panik, die jetzt lichterloh in ihr brannte!
    Das da… sollte ihre Mum sein?
    Und selbst wenn - so hatte sie ihr nicht wieder begegnen wollen! Nicht hier im Diesseits als einem Geist - dann schon lieber selbst einer drüben im Jenseits, wo alles friedlich und paradiesisch sein musste. Hier… hier machte es ihr mehr als Angst, versetzte es sie in mehr als nur Panik. Sie… sie glaubte, ohnmächtig werden zu müssen. Oder vor Aufregung zu sterben… Ja, daran klammerte sie sich. Wenn das wirklich ihre Mum war, dann… dann wollte sie sterben, um wirklich zu ihr gelangen zu können!
    Du wirst nicht sterben. Im Gegenteil, alles wird gut. Ich bin wiedergekommen. Und werde dich nie wieder verlassen.
    Elisabeth wurde schlecht, speiübel. Etwas vom Abendbrot bahnte sich heiß und sauer den Weg durch ihre Speiseröhre nach oben… Sie konnte es gerade noch zurückhalten. Dabei hatte sie das Gefühl, immer tiefer im Bett zu versinken. Sie wünschte sich ein Mauseloch - weil das Schneckenhaus offenkundig versagt hatte, keinen Schutz mehr bot, nicht vor… so etwas…!
    Zu ihrem Schrecken (wo blieb die Erleichterung , die… Freude über das unverhoffte Wiedersehen?) verdichtete sich das fahle Licht zusehends zu mehr als nur einer geisterhaften, durchsichtigen Form mit annähernd menschlichen Umrissen. Das, was sich dort am Ende des Bettes materialisierte, wurde mehr und mehr echt , fast greifbar in seiner Klarheit und Ausstrahlung.
    »M-mum…?« Sie wollte es nicht, wollte nicht zu diesem Ding sprechen, das ihr vorgaukelte, ihre Mutter zu sein. (Woher kamen die Zweifel? Sie wusste es nicht. Sie spürte lediglich, dass etwas nicht stimmen konnte.)
    Alles wird gut.
    Die bezaubernd schöne Frau löste sich von der Stelle, an der sie eine Weile ausgeharrt hatte, und kam auf

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