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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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Beckenrand hoch und trocknete sich ab. Dann setzte sie sich neben ihn auf den Rand der Liege und fuhr mit dem Zeigefinger irgendwelche Linien auf seinem Bauch nach. »Du bist fett geworden in letzter Zeit, Chéri«, stellte sie mit einem unschuldigen Lächeln fest. »Wo ist der Sixpack geblieben, den ich an dir immer so geliebt habe? Das ist nicht mehr Waschbrett, sondern Waschbär. Ich glaube, ich sollte dich wieder mehr rannehmen. Das Fett muss weg.« Nicoles Finger wanderte weiter Richtung anatomischer Süden.
    Zamorras Grinsen wurde breiter. »Alles ändert sich, nichts bleibt, wie es ist«, sagte er - und sein Grinsen erlosch schlagartig. Mit diesen Worten kam ihm wieder der seltsame Schnitzer in den Sinn, der sinngemäß diese Aussage gemacht hatte. Eine Puppe des Schnitzers hatte Nicole direkt hier am Pool angegriffen und um ein Haar erledigt. Nun, der Schnitzer war tot, aber seine Worte hatten mehr Eindruck auf den Professor gemacht, als er sich eingestehen wollte. War die bestehende Ordnung momentan tatsächlich im Umbruch begriffen? Würde es demnächst einschneidende Veränderungen geben im »Spiel der Großen Mächte«, wie sich der Schnitzer ausgedrückt hatte? Das konnte durchaus sein, denn in der Hölle gärte es momentan gewaltig. Und wenn es tatsächlich stimmte, was würde neu geordnet werden? Die Verhältnisse in der ureigenen Dimension des KAISERS LUZIFER? Oder wesentlich mehr? Auf einer weit übergeordneten Ebene?
    »He, Chéri, was ist los? Wohin bist du plötzlich abgedriftet?«
    »Was?« Zamorra fand schlagartig wieder in die Gegenwart zurück.
    »Du findest mich nicht mehr interessant.« Nicole zog einen Schmollmund und gleichzeitig ihre Hand zurück. »Du hast gerade an eine andere gedacht, gib's ruhig zu.«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Doch. Ich seh's dir an.« Nicole stand auf und funkelte ihn von oben herab an. Plötzlich lag Spannung in der Luft. »Du liebst mich nicht mehr, weil ich nicht mehr interessant genug für dich bin. Du willst Abwechslung. Männer sind so. Irgendwann braucht ihr doch alle Abwechslung.«
    Der Meister des Übersinnlichen richtete seinen Oberkörper auf. Eine steile Falte erschien auf seiner Stirn. »Sag mal, spinnst du? Was ist denn nun schon wieder in dich gefahren? Ich dachte, wir hätten unsere Beziehung erst neulich geklärt. - Du meinst das ernst, nicht wahr?«
    Sie wickelte sich in ein Handtuch. »Von wegen geklärt. Letzte Woche, als wir beim Shoppen in Lyon waren, hab ich genau gesehen, wie du der Verkäuferin hinterher geschaut hast. Dieser zierlichen, schwarzen in der engen Boutique, die dich mit ihren Blicken fast ausgezogen hat. Richtig gierig hast du geschaut. Glaub nur nicht, dass ich das nicht bemerkt hätte. So hast du anderen Frauen früher nie nachgegafft. Die war's doch, an die du gedacht hast.«
    »Nachgegafft? Ich fasse es nicht.« Zamorra fühlte Ärger in sich hochsteigen. Mit einem Schlag war die ganze schöne Stimmung kaputt. Was war nur in Nici gefahren?
    »Ich bemühe mich und du spielst den großen Macho. Das hab ich nicht nötig«, sagte sie spitz und verschwand im Fitnessstudio.
    Zamorra stand auf und wollte hinterher. In diesem Moment erschien Fooly in der Tür. »Traritrara, die Post ist da«, krähte der Jungdrache, mit dem momentan ebenfalls eine Veränderung vorzugehen schien. Laut seinen eigenen Worten war er in ein Stadium eingetreten, das er selbst Trirax nannte und das am ehesten mit einer Art Drachen-Pubertät zu vergleichen war; eine Wachstumsphase, in der Drachen besondere Fähigkeiten entwickelten, wie immer diese dann auch aussehen mochten. Fooly besaß selbst keine richtige Vorstellung davon.
    Der kleine Drache watschelte auf den Professor zu und schwenkte einen weißen Briefumschlag. »William ist gerade aushäusig und da dachte ich, bringe eben ich dir die Post, Chef.«
    »Leg sie hin. Ich schau sie mir nachher an. Erstmal muss ich etwas anderes erledigen.« Zamorra drückte sich an Fooly vorbei und ging Nicole nach ins Fitnesscenter. Die stand vor dem Punchingball und drosch verbissen auf ihn ein. Eine Viertelstunde lang musste der Professor mit Engelszungen reden, bevor ihn seine Geliebte wieder anstrahlte. »Natürlich hab ich das nicht wirklich ernst gemeint«, flötete sie. »Ich wollte dich nur mal testen.«
    Weiber, dachte er mit einem kleinen Anflug von Verbitterung, war aber gleichzeitig gottfroh, dass Nici nicht weiter herumzickte. Arm in Arm gingen sie an den Pool zurück. Fooly war zwar noch da,

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