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0899 - Schwanengesang

0899 - Schwanengesang

Titel: 0899 - Schwanengesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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haben.
    Kurze Zeit später rief Inspector Pierre Robin von der Lyoner Mordkommission an und berichtete, dass er einen Mord zu untersuchen habe, der auf das Wirken eines Werwolfs hindeute. Ob Zamorra und Nicole nicht so freundlich wären…
    Zamorra war hin- und hergerissen. Der Brief ließ ihn nicht mehr los. »Dann gehe ich alleine nach Lyon und haue dem Werwolf eins auf die Nuss«, bestimmte Nicole. »Und du kannst beruhigt nach Schottland gehen, Chéri. Ist vielleicht ganz gut, dass wir mal was getrennt machen. Damit du hinterher wieder weißt, was du an mir hast.« Sie lächelte honigsüß.
    »Ich geb's auf«, seufzte der Meister des Übersinnlichen.
    ***
    Der Steinbruch lag inmitten eines kleinen Wäldchens, das sich einen felsigen Steilhang hochzog. Vom höchsten Punkt aus konnte man über den Spey hinweg auf Laim und die etwa vier Meilen weiter nördlich liegende Moray Firth blicken. Das wunderbare Panorama unter postkartenblauem Himmel interessierte die rund 30 Männer im Alter von 16 bis 72 Jahren allerdings nicht. Seltsam abwesend, mit vor Schweiß glänzenden nackten Oberkörpern und stumpfen Blicken standen sie unter einer Baumgruppe und wirkten fast wie Marionetten, die darauf warteten, dass jemand an ihren Fäden zog.
    Ein dumpfer Knall erschütterte die vermeintliche Idylle. Die wenigen Vögel, die hier noch verblieben waren, flogen auf und drehten verängstigt ihre Runden am Himmel. Währenddessen trieb die Explosion eine dicke Rauchwolke aus einem übermannshohen Stollen, der sich bereits tief in die Steilwand des Steinbruchs hineinfraß. Als sich der Rauch verzogen hatte, kam Bewegung in die Männer. Wortlos schlurften sie in den Stollen hinein. Das Dynamit, das sie sonst immer zum Fischen benutzten, hatte wieder ein paar Yards mehr in den Felsen gesprengt. Dass der Stollen, den sie hier bauten, zu einem bestimmten Ziel führte, wussten sie nicht. Es war ihnen auch egal. Sie luden das weg gesprengte Gestein in Eimer und auf eine hölzerne Karre. Drei Männer zogen sie aus dem Stollen, sechs weitere folgten ihnen mit schweren Eimern, während andere sich daran machten, den Stollen mit Holzbalken abzustützen. Die Adern der Steinträger traten dick hervor. Unter Ächzen und Stöhnen zogen und schleppten sie ihre Last durch die pralle Sonne und kippten sie dann einen Hang hinunter zwischen die Bäume. Doch nicht der kleinste Fluch kam über ihre Lippen, obwohl die Anstrengung gewaltig sein musste. Ein kaum Zwanzigjähriger hinkte der Gruppe nach. Auch er schleppte einen Eimer voller Gestein. Plötzlich stolperte er, geriet ins Straucheln und schlug der Länge nach hin. Etwas knackte. Der Unglückliche blieb auf dem Bauch liegen, während langsam Blut unter seinem Kopf hervor floss. Der Mann mit dem leeren Eimer, der ihm bereits wieder entgegenkam, zögerte und blieb dann neben dem Gestürzten stehen.
    Aus dem Schatten des Waldes löste sich ein Wesen, das einem Albtraum entsprungen zu sein schien. Es maß weit über zwei Meter, besaß zwei mit Schuppen besetzte Arme und Beine - und den Kopf einer Echse! Ein Zischen und Fauchen löste sich aus den Tiefen der langen, krokodilähnlichen Schnauze. Der Unhold hob die krallenbewehrte Klaue. Die geflochtene Lederpeitsche, die er darin hielt, pfiff durch die Luft. Sie klatschte zielgenau auf den Rücken des zögerlichen Mannes. Er zuckte kurz zusammen. Die Haut sprang auf, Blut lief über seinen Rücken. Mühsam nahm der Alte den Eimer wieder auf. Ohne den Echsenhaften auch nur ein Mal anzublicken, leerte er ihn.
    Das Albtraumwesen kniete neben den Gestürzten und leckte das Blut auf, das inzwischen eine große Lache um den Kopf des leise Stöhnenden bildete. Dessen Gliedmaßen zuckten inzwischen unkontrolliert, so, als erleide er gerade einen epileptischen Anfall. Das schien der Echse nicht zu gefallen. Sie knurrte leise, kniete sich auf den Rücken des Gestürzten, umfasste dessen Stirn und brach ihm mit einem Ruck das Genick. Zufrieden leckte die Echse alles Blut weg, das sie bekommen konnte. Dann stemmte der Unheimliche die Leiche in die Höhe und warf sie in hohem Bogen den Hang hinunter. Auf dem Abbruchgeröll blieb sie liegen. Zwei Stunden später war sie darunter verschwunden.
    Unermüdlich arbeiteten die Männer weiter. Sie hatten keine Wahl.
    ***
    Judith Warren erwachte. Sie blinzelte in die zum Fenster hereinfallende Sonne. Ein Lächeln legte sich auf ihr Gesicht, dann gähnte sie herzhaft. Erst jetzt bemerkte sie den faustgroßen Stein, der auf

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