Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
Vom Netzwerk:
Umfang an Informationen war gewaltig, selbst für jemanden, der die Quellen kannte. Sie reichten über vierzehn Jahre zurück. Der Zeitraum hätte aber kaum besser sein können, denn das war in etwa der Zeitpunkt, als die wichtigsten Zeitungen und Zeitschriften zu elektronischen Medien wechselten, die leicht ins World Wide Web einzuspeisen waren, wofür die Medienimperien dann eine gewisse Gebühr für Material berechnen konnten, das sonst in ihren muffigen Kellern hätte aufbewahrt werden müssen oder häufig auch für praktisch nichts an Collegebibliotheken verkauft worden wäre. Das WWW war immer noch eine ziemlich neue und kaum bewährte Einkommensquelle, doch die Medien packten es beim Schöpfe, denn damit waren Nachrichten zum erstenmal weniger flüchtig, als sie es in der Vergangenheit gewesen waren. Sie konnten jetzt ständig als Quelle benutzt werden, von den eigenen Reportern, von Studenten, von Leuten mit besonderer Neugier, aber auch von jenen, deren Neugier professionell war. Und das Beste an allem war, daß die gewaltige Anzahl von Leuten, die eine solche Keyword-Suche absetzten, es jedem unmöglich machte, alle Abfragen zu kontrollieren.
    Er war ohnehin vorsichtig gewesen - vielmehr seine Leute. Die Abfragen im Web waren alle in Europa vorgenommen worden, hauptsächlich in London, von brandneuen Internet-Zugriffskonten aus, die nicht länger bestanden als die Zeit, die erforderlich war, die Daten downzuloaden, oder von akademischen Konten aus, zu denen zahlreiche Personen Zugang hatten. Keywords wie RYAN JOHN PATRICK, RYAN JACK PATRICK, RYAN CAROLINE, RYAN CATHY, RYAN CHILDREN, RYAN FAMILY und eine Menge andere waren eingegeben worden und buchstäblich Tausende von >Treffern< hatten gelandet werden können. Viele davon waren Nieten gewesen, denn >Ryan< war nicht gerade ein ungewöhnlicher Name, doch diese auszusortieren war nicht allzu schwierig gewesen.
    In den ersten wirklich interessanten Clips war Ryan einunddreißig und zum erstenmal ins öffentliche Interesse gerückt, in London. Sogar die Fotos zu den Artikeln waren dabei, und obwohl es einige Zeit dauerte, sie downzuloaden, waren sie es wert, darauf zu warten. Insbesondere das erste. Das zeigte einen jungen Mann, der auf der Straße saß, blutüberströmt. War das etwa keine Inspiration? Das Objekt auf dem Foto sah ja eigentlich tot aus, doch er wußte, daß Verwundete häufig so aussehen. Dann kam eine andere Serie von Fotos, von einem zu Schrott gefahrenen Auto und einem kleinen Hubschrauber. In den Jahren dazwischen waren Daten über Ryan ziemlich spärlich, hauptsächlich Satiren über seine Aussagen hinter verschlossenen Türen vorm amerikanischen Kongreß. Außerdem gab es Treffer zum Ende von Fowlers Präsidentschaft - unmittelbar nach der ersten Verwirrung war berichtet worden, Ryan selbst hätte den Einsatz von Atomraketen verhindert ... und Ryan selber hatte es Daryaei indirekt zu verstehen gegeben ... Doch diese Geschichte war nie offiziell bestätigt worden, und Ryan seinerseits hatte die Angelegenheit nie mit jemandem besprochen. Das war wichtig.
    Das sagte etwas aus über den Mann. Doch es konnte erst mal zurückgestellt werden.
Seine Frau. Auch über sie gab es reichlich Pressematerial; in einem Artikel fand sich sogar die Nummer ihres Büros in der Klinik. Eine fähige Chirurgin. Ah, das war ja entzückend - in einem der letzten stand, daß sie damit weitermachte. Ausgezeichnet. Damit wußten sie, wo sie zu finden war.
Die Kinder. Das jüngste - ja, das jüngste ging in dieselbe Tagesstätte, in die schon das älteste gegangen war. Auch davon gab es ein Foto. Ein Feature über Ryans erste Anstellung im White House hatte sogar die Schule erwähnt, die die älteren besuchten ...
Das war ja erstaunlich. Er hatte diese Nachforschung im Wissen initiiert, daß er alle oder die meisten dieser Informationen erhalten würde, dennoch, hier war an einem einzigen Tag mehr Information zusammengekommen, als zehn Operative - bei beträchtlichem Risiko, entdeckt zu werden - in einer Woche herausgefunden hätten. Die Amerikaner waren doch so dumm; geradezu eine Einladung zum Angriff. Sie hatten keine Ahnung von Verschwiegenheit und Sicherheit. Daß sich ein Führer von Zeit zu Zeit mit seiner Familie in der Öffentlichkeit zeigte, war eine Sache - das machte jeder. Es war aber ganz etwas anderes, jedermann Dinge wissen zu lassen, die eigentlich niemand zu wissen brauchte.
Den Dokumentenstapel - zusammen über zweitausendfünfhundert Seiten -

Weitere Kostenlose Bücher