09 - Befehl von oben
zu Strukturen, dem ich je begegnet bin, und er war genauso vorsichtig wie wir alle, aber irgendwie hat er sich doch angesteckt, und wir haben nie herausgefunden, wie das geschah. Wie dem auch sei, bei der Mini-Epidemie damals sind sechzehn Menschen ums Leben gekommen. Wir hatten zwei Überlebende, beides Frauen, beide Anfang Zwanzig. Sonst konnten wir nichts Bemerkenswertes an ihnen finden. Vielleicht haben sie einfach nur Glück gehabt«, sagte Alexandre, obwohl er das selbst nicht so recht glaubte. So etwas geschieht nicht ohne irgendeinen Grund. »Auf jeden Fall hatten wir nur achtzehn Erkrankte insgesamt, und das war ein Glück. So sechs, sieben Wochen waren wir dort. Hab 'ne Schrotflinte in den Busch geschleppt und rund hundert Affen zerfetzt auf der Suche nach einem Wirt. Kein Glück. Dieser Stamm wird als Ebola-Mayinga bezeichnet. Ich nehme an, sie vergleichen ihn gerade mit dem, woran dieser Junge erkrankte. Ebola ist ein aalglatter kleiner Bastard.«
»Nur einer?« fragte Cathy wieder.
»So heißt es. Art der Ansteckung unbekannt, wie gewöhnlich.«
»Affenbiß?«
»Ja, aber wir finden nie den betreffenden Affen. Niemals.«
»Das ist so tödlich?« fragte Altman, der sich nicht länger zurückhalten konnte.
»Sir, offiziell wird mit einer Sterberate von achtzig Prozent gerechnet. Betrachten wir's so: Wenn Sie Ihre Pistole ziehen und mir in die Brust schießen, gleich hier, da wären meine Chancen besser als bei diesem kleinen Käfer.« Alexandre schmierte Butter auf sein Brötchen und mußte an seinen Besuch bei Westphals Witwe denken. Es tat seinem Appetit nicht gerade gut. »Vermutlich viel besser, wenn ich an die Chirurgen denke, die wir in Halstead haben. Bei Leukämie hat man viel bessere Chancen, auch beim Lymphom. Etwas schlechter stehen sie bei AIDS, aber der Erreger läßt einem zehn Jahre. Bei Ebola hat man vielleicht zehn Tage. Viel tödlicher geht's nicht.«
11 / Affen
Ryan hatte all seine Veröffentlichungen selbst geschrieben. Er hatte zwei Bücher über Marinegeschichte publiziert - es kam ihm jetzt vor wie ein früheres Leben, das auf der Couch eines Hypnotiseurs aus dem Unbewußten wiedererwachte - und zahllose Arbeiten für den CIA verfaßt. Alles hatte er selbst geschrieben, auf der Schreibmaschine oder auf einer Reihe PCs. Gemocht hatte er das Schreiben nie, aber die damit verbundene Abgeschiedenheit, allein in der kleinen Welt des eigenen Intellekts und vor Störungen sicher, während er seine Gedanken formte, an der Präsentation feilte, bis alles so perfekt war, wie er es vermochte.
Auf diese Weise waren es immer die eigenen Gedanken, und im Vorgang lag eine gewisse Aufrichtigkeit.
Nun nicht mehr.
Chefin der Redenschreiber war Callie Weston: klein, zierlich, staubig blond und eine Zauberin der Worte, die, wie viele andere des gewaltigen Stabes im White House, mit Präsident Fowler an Bord gekommen und irgendwie nie imstande gewesen war, wieder zu gehen.
»Meine Rede für die Trauerfeier hat Ihnen nicht gefallen?« Respektlos war sie auch noch.
»Ehrlich, ich entschied halt, ich müßte etwas anderes sagen.« Da bemerkte Jack, daß er sich gegenüber jemandem verteidigte, den er kaum kannte.
»Ich hab' geheult.« Es folgte eine Kunstpause, sie fixierte ihn mit dem Blick einer Giftschlange; schätzte ihn ganz offenkundig ab. »Sie sind anders.«
»Wie meinen Sie das?«
»Ich meine - Sie müssen verstehen, Mr. President. President Fowler hat mich behalten, weil ich ihn mitfühlend klingen ließ - in manchem ist er ein ziemlich kalter Fisch, der arme Kerl. President Durling behielt mich, weil er niemand Besseres hatte. Ich gerate ständig mit Mitarbeitern drüben im OEOB aneinander. Die möchten meine Sachen redigieren. Ich mag es nicht, von Drohnen redigiert zu werden. Wir zanken uns. Arnie verteidigt mich oft, weil ich mit seiner Lieblingsnichte die Schule besuchte, aber - wenn ich auch in meinem Fach die Beste bin, die es gibt - ich bin vermutlich die schlimmste verdammte Nervensäge aus Ihrem Stab. Sie sollten das wissen.« Es war eine gute Erklärung, aber neben der Sache.
»Wieso bin ich anders?« fragte Jack.
»Sie sagen, was Sie wirklich denken, statt zu sagen, was Sie glauben, daß die Leute glauben, von Ihnen hören zu wollen. Es wird schwer, für Sie zu schreiben. Da kann ich nicht aus üblichen Quellen schöpfen. Ich muß lernen zu schreiben, wie ich mal gern geschrieben habe, nicht so, wie ich dafür bezahlt werde, und ich muß lernen zu schreiben, wie Sie reden. Das wird
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