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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Personal vorbehalten. Unbedingt. Es mußte sein. Die mußten Flüssigkeiten handhaben. Die Patienten berühren. Seine Medizinische Abteilung hatte schon neun symptomatische Fälle mit positivem Test. Davon waren sechs verheiratet, vier der Ehepartner waren ebenfalls positiv. Der Test ergab gelegentlich zwar falsch-positive Befunde; dennoch war es äußerst unangenehm, jemandem Bescheid zu sagen - nun, das kannte er ja von AIDS-Patienten. Jetzt testeten sie auch Kinder. Das tat wirklich weh.
Die Schutzausstattung, die er der Agentin gab, war aus gewöhnlicher Baumwolle, aber das Krankenhaus hatte mehrere Garnituren mit Desinfektionsmittel besprüht, vor allem auch die Masken. Die Agentin erhielt auch eine Schutzbrille der breiten Art aus Plastik.
»Okay«, sagte Klein der Agentin. »Nicht in die Nähe kommen. Mindestens zwei Meter Abstand, und Sie bleiben sicher. Falls sie erbricht oder hustet, falls sie krampft, wegbleiben. Damit fertig zu werden ist unser Job, nicht Ihrer. Auch wenn sie direkt vor Ihnen stirbt, nichts anfassen.«
»Ich verstehe. Schließen Sie das Büro ab?« Sie zeigte auf die Pistole bei ihren Kleidern.
»Ja, das werde ich. Und wenn Sie fertig sind, geben Sie mir Ihre Notizen. Ich jage sie durch den Kopierer.«
»Weshalb?«
»Da kommt sehr grelles Licht zur Verwendung. UV-Strahlen töten fast sicher jegliche Viruspartikel ab, die vielleicht aufs Papier gelangen«, erklärte Professor Klein. Gerade jetzt liefen in Atlanta Versuchsreihen, um möglichst schnell festzustellen, genau wie widerstandsfähig die EbolaPartikel waren. Das würde zunächst helfen, die Vorbeuge-Richtlinien für Krankenhäuser zu definieren, und damit auch wertvolle Hinweise für die Allgemeinbevölkerung liefern.
»Eh, Doc? Warum lassen Sie nicht einfach mich das Kopieren erledigen?«
»O.« Kopfschütteln. »Ja, das müßte auch gehen, nicht wahr?«
*
    »Mr. President.« Dies war Barry von CNN. »Die Schritte, die Sie einleiten, Sir, sind die legal?«
»Barry, dazu habe ich die Antwort nicht«, sagte Ryan, sein Gesicht abgespannt und müde. »Legal oder nicht, ich bin davon überzeugt, daß sie erforderlich sind.« Als er sprach, verteilte jemand vom White-House-Stab Chirurgenmasken an die versammelten Reporter. Das war Arnies Idee. Die hatte man beim George Washington University Hospital in der Nähe besorgt.
»Mr. President, Sie dürfen doch nicht das Gesetz brechen. Und wenn Sie sich irren?«
»Barry, es gibt einen grundlegenden Unterschied zwischen meinem Job und Ihrem. Wenn Sie sich irren, ist eine Richtigstellung möglich. Das sahen wir ja gestern bei einem Ihrer Kollegen, nicht? Aber, Barry, wenn ich mich in einer Lage wie dieser täusche, dann sterben Tausende und Abertausende. Falls sich herausstellt, daß ich im Unrecht bin, dürfen Sie gerne gegen mich vom Leder ziehen. Auch das gehört zu meinem Job, und ich gewöhne mich langsam daran. Vielleicht bin ich feige. Vielleicht fürchte ich nur, Menschen ohne Grund sterben zu lassen, wenn es in meiner Macht steht, das zu verhindern.«
»Sie wissen es aber nicht sicher, oder?«
»Nein«, gab Jack zu, »das weiß keiner von uns wirklich. Ich wünschte, ich könnte mit größerer Zuversicht reden. Ich kann es aber nicht und werde darüber nicht lügen.«
»Wer war es, Mr. President?« fragte ein anderer Reporter.
»Wir wissen es nicht, und gegenwärtig möchte ich nicht über den Ursprung dieser Epidemie spekulieren.« Das war eine Lüge, wußte Ryan, wo er doch gerade gesagt hatte, er würde nicht lügen. Denn das erforderte die Situation ebenfalls. Was für eine beschissen verrückte Welt es war.
*
    Es war das schlimmste Interview ihres Lebens. Die Frau, die man IndexFall nannte, das konnte sie sehen, war attraktiv oder war es bis vor ein, zwei Tagen gewesen. Jetzt war die Haut, der man zuvor einen Pfirsichund-MilchTeint attestiert hätte, fahl und rotpurpurn gefleckt. Schlimmer noch, sie wußte es. Sie mußte es wissen, dachte die hinter ihrer Maske versteckte Agentin, in den Gummihandschuhen ein Filzschreiber (nichts Spitzes hier, das dem dünnen Latex schaden könnte), mit dem sie das wenige, das sie erfuhr, notierte. Sie mußte wissen, daß solche medizinischen Maßnahmen aus dem Rahmen fielen, daß das Personal fürchtete, sie zu berühren, und jetzt wollte eine Spezialagentin des Federal Bureau of Investigation nicht einmal näher an ihr Krankenbett treten.
    »Nichts, wirklich«, antwortete die Stimme wie vom Boden eines Grabes. »Arbeitete an meinem Platz, die

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