09 - Befehl von oben
Leute nach Hause lassen, nicht wahr?«
Pickett nickte. »Ja, dort sind sie sicherer. Es wäre unrealistisch anzunehmen, der Plan werde etwa vor Mitternacht korrekt implementiert.«
Dann sprach Cathy: »Alex, Sie kommen wohl mit mir.«
»Was?« Ryans Augen gingen auf.
»Jack, ich bin eine Ärztin, weißt du noch?«
»Du bist ein Augendoktor, Cathy.«
»Bei der Stabskonferenz heute stimmten wir darin überein, daß jeder beitragen muß. Es geht nicht an, daß nur die Schwestern und Assistenzärzte diese Patienten behandeln. Ich bin Kliniker. Wir sind hier alle mal dran, Schatz«, sagte SURGEON ihrem Mann.
»Nein! Nein, Cathy, es ist zu gefährlich.« Jack sah sie an. »Ich erlaub' es dir nicht.«
»Jack, sooft du weg warst; die Dinge, die du mir nie sagtest, die gefährlichen Sachen. Du machtest deinen Job«, sagte sie vernünftig. »Ich bin Ärztin, auch ich habe meinen Job.«
»So gefährlich ist es nicht, Mr. President«, warf Alexandre ein. »Man muß nur die Richtlinien einhalten. Ich arbeite täglich mit AIDS-Fällen, und ...«
»Nein, Gottverflucht noch mal!«
»Weil ich eine Frau bin?« fragte Caroline Ryan zärtlich. »Auch ich bin besorgt, Jack, bin aber Professorin an einer Medizinischen Fakultät. Die Studenten lernen von mir, Ärzte zu werden und wo ihre berufliche Verantwortung liegt. Eine der Verantwortungen ist es, für die Patienten dazusein. Ich kann meiner Verantwortung genausowenig entfliehen wie du, Jack.«
»Ich würde gerne die von Ihnen aufgestellten Richtlinien sehen, Alex«, sagte Pickett.
»Sie sind mein Gast, John.«
Jack sah seiner Frau weiter ins Gesicht. Er wußte, sie war stark und daß sie auch Patienten mit ansteckenden Krankheiten behandelte - manche Augenkomplikationen brachte AIDS mit sich. Bisher hatte er sich nur wenig Gedanken darüber gemacht. Das mußte er jetzt. »Was ist denn, wenn ...«
»Wird es nicht. Ich muß vorsichtig sein. Ich glaube, du hast bei mir wieder getroffen.« Sie küßte ihn vor all den anderen. »Es ist einfach bemerkenswert, wie mein Mann immer den richtigen Zeitpunkt erwischt«, sagte sie dem Publikum.
Das war Ryan zuviel. Seine Hände begannen zu zittern, und seine Augen füllten sich. Er blinzelte die Tränen weg. »Bitte, Cathy ...«
»Hättest du mir auf dem Weg zu diesem U-Boot zugehört, Jack?« Sie küßte ihn nochmals und stand auf.
Es gab Widerstand, aber nicht viel. Vier Gouverneure befahlen ihren Generaladjutanten - üblicher Titel für den obersten Offizier der National Guard eines Bundesstaates -, ihren Gehorsam dem Präsidentenbefehl zu verweigern. Drei davon wankten, bis der SecDef sie anrief und den Befehl klar und persönlich machte, unter Androhung von sofortiger Ablösung, Arrest und Kriegsgericht. Manche sprachen vom Aufbau eines Protests, das aber brauchte Zeit, und die grünen Fahrzeuge bewegten sich schon mit bereits modifizierter Order. Lokale Radio- und TV-Sender gaben Bescheid, daß Pendler bis 21.00 Uhr ohne Behinderung nach Hause durften, bis Mitternacht bei entsprechender Prüfung der Personalien. Wenn es ging, würden die Leute heimgelassen. Das gelang meistens, aber Motels in ganz Amerika füllten sich schnell.
In Pittsburgh verspätete sich merkwürdigerweise die Benachrichtigung der Agenten, die den bevorstehenden Besuch des Präsidenten dort vorbereiteten. Während das Vorauskommando mehrheitlich in die Bar hetzte, um die Ansprache des Präsidenten zu sehen, rief Raman bei sich zu Hause an. Als der Anrufbeantworter sich einschaltete, gab er den Kode zum Abhören seiner Nachrichten ein. Wieder hatte sich einer verwählt, gab die Ankunft eines nicht bestellten Teppichs durch und einen Preis, den er nicht bezahlen würde. Raman fröstelte. Jetzt war er für seine Mission freigegeben. Das hieß bald, da erwartet wurde, daß er beim Versuch das Leben verlor. Dazu war er auch bereit, doch meinte er nun, eine Überlebenschance zu haben. Er ging zur Bar. Die anderen drei standen vor dem Fernseher.
»Heilige Scheiße!« Der dienstälteste vom Pittsburgh-Büro sprach für die übrigen. »Was machen wir jetzt?«
Mit internationalen Flügen war es eine kitzlige Sache. Die Sache drang bei den Botschaften in Washington nur langsam durch. Ihren Regierungen berichteten sie von der Art Notstand, der vorlag, aber in Europa waren Offizielle daheim, als die Anrufe kamen. Sie mußten in ihre Büros, eigene Konferenzen halten; meist ließ die Dauer transozeanischer Flüge aber dafür genug Zeit. Bald war entschieden, daß alle Passagiere von
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