09 - Befehl von oben
zwischen
Menschen hört auf und damit auch die Verbreitung der Krankheit.« »Zwanzig Millionen? Wie schlimm war der Schwarze Tod?« fragte
Martin, im Gesicht fast aschgrau.
»Dürftige Aufzeichnungen. Richtige Volkszählung gab's damals nicht.
Die besten Daten sind über England«, antwortete Pickett. »Dort starb das
Volk zur Hälfte. Die Pest hielt vier Jahre an. Europa brauchte 150 Jahre, bis
der Bevölkerungsstand von 1347 wieder vorlag.«
»Scheiße«, hauchte Inneres.
»Ist es wirklich so gefährlich, General?« beharrte Martin.
»Potentiell ja. Das Problem, Sir, ist, wenn man nichts unternimmt, und
es stellt sich heraus, daß es wirklich so virulent ist, dann ist es einfach zu
spät, um etwas zu tun.«
»Klar.« Martin drehte sich zum Präsidenten. »Sir, mir scheint, wir haben
hier kaum eine Wahl.«
»Sie haben doch verdammt noch mal gerade gesagt, das es illegal
wäre!« rief Städtebau.
»Mr. Secretary, die Verfassung ist kein Selbstmord-Pakt, und obwohl
ich mir denken kann, wie der Oberste Gerichtshof hier entscheiden würde,
hat es einen solchen Fall bisher nicht gegeben. Und er ließe sich vortragen,
und der Rechtsweg müßte sich damit befassen.«
»Was hat Ihre Meinung geändert, Pat?« fragte Ryan.
»Zwanzig Millionen Gründe, Mr. President.«
»Wenn wir die eigenen Gesetze verspotten, was sind wir dann?« fragte
Cliff Rutledge.
»Am Leben«, antwortete Martin ruhig. »Vielleicht.«
»Ich bin gewillt, fünfzehn Minuten lang Argumente zu hören«, sagte
Ryan. »Dann müssen wir zu einer Entscheidung kommen.«
Es war eine lebhafte Diskussion.
»Wenn wir gegen die eigene Verfassung verstoßen«, sagte Rutledge,
»kann uns keiner in der Welt mehr trauen!« Städtebau und Gesundheit
stimmten zu.
»Und die praktischen Erwägungen?« wandt Landwirtschaft ein. »Leute müssen essen.«
»Welche Art Land«, fragte Städtebau, »hinterlassen wir unseren
Kindern, wenn wir ...«
»Und was soll's Vererben, wenn sie tot sind?« schnauzte George
Winston zurück.
»Solche Dinge passieren heutzutage nicht mehr!«
»Mr. Secretary, wollen Sie es sich mal in meiner Klinik anschauen
kommen?« fragte ihn Alexandre von seinem Stuhl in der Ecke aus. »Danke«, sagte Ryan mit einem Blick auf die Uhr. »Die Frage steht zur
Abstimmung.«
Verteidigung, Finanz, Justiz und Handel stimmten dafür. Die übrigen
dagegen. Ryan schaute sie mehrere lange Sekunden hindurch an. »Der Antrag ist angenommen«, sagte er kalt. »Vielen Dank für Ihre
Unterstützung. Director Murray, das FBI wird CDC und USAMRIID alle
erforderlichen Mittel zur Feststellung der Fokalzentren gewähren. Die Priorität dafür überschreitet absolut und bedingungslos alles
andere.«
»Ja, Mr. President.«
»Mr. Foley, alle nachrichtendienstlichen Mittel sind dafür aufzuwenden.
Auch Sie werden im Liaison mit den medizinischen Experten arbeiten. Die
Täter haben einen Kriegsakt unter Verwendung von
Massenvernichtungsmitteln gegen unser Land begangen. Wir müssen
erfahren, wer es war, Ed. Alle Nachrichtendienste berichten direkt an Sie.
Sie werden gesetzlich befugt, die Tätigkeit sämtlicher Nachrichtendienste
zu koordinieren. Richten Sie den anderen meine dahingehende Order aus.« »Wir werden unser Bestes geben, Sir.«
»Secretary Bretano, ich rufe hiermit den Nationalen Notstand aus. Alle
Einheiten der Reserve und der Nationalgarde werden mit sofortiger
Wirkung aktiviert und unter Bundesbefehl gestellt. Dieser Eventualplan
liegt im Pentagon vor.« Ryan hob den Ordner mit CURTAIN CALL hoch.
»Sie werden Option vier, SOLITARY, zum frühestmöglichen Zeitpunkt
ausführen.«
»Jawohl, Sir.«
Ryan sah den Transportminister an. »Mr. Secretary, Ihnen obliegen
sämtliche Flugverkehrs-Leitsysteme. Sie werden alle Flugzeuge in der Luft
anweisen, ihren Zielflughafen anzusteuern und dort zu verweilen. Alle
Maschinen bleiben dort am Boden, Stichzeit 18.00 Uhr.«
»Nein.« Der SecTrans stand auf. »Mr. President, das werde ich nicht.
Ich halte das für einen illegalen Akt und weigere mich, gegen das Gesetz zu
verstoßen.«
»Gut, Sir. Ich nehme Ihren Rücktritt mit sofortiger Wirkung an. Sie sind
sein Deputy?« fragte er die Dame, die hinter dem Angesprochenen saß. »Ja, Mr. President, das bin ich.«
»Werden Sie meinen Befehl ausführen?«
Sie sah sich im Raum um, unschlüssig, was sie tun sollte. Sie hatte alles verfolgt, war aber eine Karrierebedienstete, nicht darin geübt, harte
Entscheidungen ohne politische Rückendeckung zu treffen.
»Mir gefällt es auch nicht«,
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