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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Cola nehmen, und als er hinausging, um ihr das Getränk zu holen, nutzte sie die Gelegenheit zu einer kleinen Inspektion. Sie wußte eigentlich gar nicht, was sie suchte, wenn sie auch gegen eine schöne Rolle Draht - von der Art, die sich als Stolperdraht eignete - mitten auf dem Schreibtisch nichts einzuwenden gehabt hätte.
    Aber es gab hier nicht viel Bemerkenswertes. In einem Bücherregal stand auf dem einen Bord eine Reihe grüner Plastikordner, auf einem zweiten eine Reihe von Rechnungsbüchern, deren Rücken mit aufeinanderfolgenden Jahreszahlen in goldenen Ziffern gekennzeichnet waren. In einem Eingangskorb aus Metall, der auf einem Aktenschrank stand, lag ein Bündel Rechnungen, soweit sie sehen konnte für Nahrungsmittel, Elektroarbeiten, Installationsarbeiten und Büromaterial.
    An einem Schwarzen Brett an einer der Wände hingen vier Blaupausen: zwei für ein Gebäude, das als das Pier End Hotel gekennzeichnet war, und zwei für ein Freizeitzentrum, das den Namen Agatha-Shaw-Freizeitzentrum trug. Barbara vermerkte den Namen. Theos Mutter? fragte sie sich. Tante? Schwester? Ehefrau?
    Aus reiner Langeweile nahm sie einen großen Briefbeschwerer zur Hand, der auf einem Stapel Papiere lag. Sie schienen sich alle auf Pläne zur Stadtsanierung zu beziehen. Als sie im Korridor lauter werdende Schritte vernahm, ließ sie die Briefe sein und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Briefbeschwerer, der aussah wie ein großer, pockennarbiger Steinbrocken.
    »Raphidonema«, sagte Theo Shaw. Er trug zwei Dosen Cola, eine mit einem übergestülpten Pappbecher. Diese reichte er Barbara.
    »Raphi - wer?« fragte sie.
    » Raphidonema. Porifera calcarea pharetronida lelapiidae raphidonema, um genau zu sein.« Er lächelte. Er besaß ein höchst ansprechendes Lächeln, fand Barbara und zog innerlich sofort eine Mauer hoch. Sie wußte gut genug, welche Abgründe sich hinter einem ansprechenden Lächeln verbergen konnten. »Ich gebe an«, sagte er freimütig. »Es ist ein versteinerter Schwamm. Aus der Kreidezeit. Ich habe ihn gefunden.«
    Barbara drehte den Stein in ihren Händen. »Tatsächlich? Er sieht aus wie ... Sandstein? Woher wissen Sie, was es ist?«
    »Erfahrung. Ich interessiere mich für Paläontologie. Seit Jahren schon.«
    »Wo haben Sie ihn gefunden?«
    »An der Küste, gleich nördlich von hier.«
    »Am Nez?« fragte Barbara.
    Theo kniff die Augen zusammen, aber so flüchtig, daß Barbara es übersehen hätte, hätte sie nicht auf irgendeinen Hinweis darauf gewartet, daß er im Grunde genau wußte, weshalb sie ihn aufgesucht hatte.
    »Richtig«, sagte er. »Der rote Fels schließt sie ein. Man braucht nur zu warten, bis das Meer die Felsen aushöhlt, dann fallen sie einem in den Schoß.«
    »Dann gehen Sie dort wohl bevorzugt auf Fossiliensuche? Draußen auf dem Nez?«
    »Nicht auf dem Nez«, korrigierte er sie. »Am Strand darunter, am Fuß der Felsen. Aber ja, Sie haben recht, das ist an diesem Stück Küste der ergiebigste Fundort für Fossilien.«
    Sie nickte und legte den versteinerten Schwamm wieder auf die Papiere. Sie machte ihr Cola auf und trank direkt aus der Dose. Den Pappbecher drückte sie langsam in ihrer Hand zusammen. Die Art, wie Theo Shaw leicht die Augenbrauen hochzog, verriet ihr, daß er die Geste nicht mißverstand.
    Alles schön der Reihe nach, dachte sie. Durch das Armband und seine offenkundige Vertrautheit mit dem Nez war Theo Shaw selbst interessant geworden, aber bevor sie diesem Interesse nachging, gab es anderes zu erledigen. Sie sagte: »Was können Sie mir über einen gewissen Trevor Ruddock sagen?«
    »Trevor Ruddock?«
    Hatte das erleichtert geklungen? »Er arbeitet irgendwo auf dem Pier. Kennen Sie ihn?«
    »Ja. Er ist seit drei Wochen hier.«
    »Er ist über die Firma Malik zu Ihnen gekommen, soviel ich weiß.«
    »Das stimmt.«
    »Wo man ihn wegen Diebstahls entlassen hat.«
    »Ich weiß«, sagte Shaw. »Akram hat mir einen Brief dazu geschrieben. Und angerufen hat er auch. Er bat mich, dem Jungen eine Chance zu geben, er meinte, in diesem Fall könnte man mildernde Umstände geltend machen. Die Familie ist arm. Sechs Kinder. Und Trevors Vater ist seit anderthalb Jahren arbeitslos, weil er ein Rückenleiden hat. Akram meinte, er könne Ruddock nicht guten Gewissens in der Firma behalten, aber er wolle ihm, wenn möglich, zu einer zweiten Chance verhelfen. Daraufhin habe ich ihn eingestellt. Die Arbeit ist nicht toll, und er verdient bei weitem nicht das, was er bei Akram

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