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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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sie. Und zu Azhar: »Steigen Sie aus.« Als er nicht sofort reagierte, fuhr sie ihn wütend an: »Verdammt noch mal, ich hab' gesagt, Sie sollen aussteigen. Ich habe restlos genug von Ihnen. Ich hab' von euch allen genug. Los, raus aus dem Wagen.«
    Azhar sah Barbara an. Barbara wußte nicht, was er von ihr wollte, und selbst wenn sie es gewußte hätte, hätte sie es ihm nicht geben können. Ein Kompromiß war das Beste, was sie anzubieten hatte.
    »Wir holen sie zurück, Azhar«, sagte sie. »Bleiben Sie hier.«
    »Bitte!« flehte er. »Lassen Sie mich mitkommen. Sie ist alles, was ich habe. Sie ist alles, was ich liebe.«
    Emily kniff die Augen zusammen. »Erzählen Sie das Ihrer Frau und den Kindern in Hounslow. Die werden bestimmt überglücklich sein, das zu hören. Und jetzt steigen Sie aus, Mr. Azhar, ehe ich einen Beamten rufe, der Ihnen Beine machen wird.«
    Barbara drehte sich auf ihrem Sitz herum. »Azhar«, sagte sie. Er riß seinen Blick von Emily los und sah sie an. »Ich liebe sie auch. Ich bringe sie zurück. Warten Sie hier.«
    So schwerfällig, als bereite es ihm übermenschliche Anstrengung, stieg Azhar aus dem Wagen. Sobald er die Tür zugeschlagen hatte, trat Emily aufs Gaspedal. Der Wagen schoß vom Parkplatz auf die Straße hinaus. Emily schaltete die Sirene ein.
    »Was zum Teufel hast du dir eigentlich dabei gedacht?« fragte sie. »Was für eine Polizistin bist du überhaupt?« Sie brausten zur Martello Road hinauf. In der High Street stand der Verkehr. Sie schwenkten rechts ab und rasten in Richtung Meer.
    »Wie oft hattest du in den letzten drei Tagen Gelegenheit, mir reinen Wein einzuschenken? Zehnmal? Ein dutzendmal?«
    »Ich hätte es dir ja gesagt, aber -«
    »Spar dir deine Erklärungen«, schnauzte Emily.
    »Ich hätte es dir gleich sagen sollen, als du mich gebeten hast, die Verbindungsarbeit zu übernehmen. Aber dann hättest du einen Rückzieher gemacht, und ich hätte im dunkeln getappt. Ich hatte Angst um die beiden. Er ist Universitätsprofessor. Ich dachte, er hätte sich da auf was eingelassen, dem er nicht gewachsen ist.«
    »Ach ja?« fragte Emily spöttisch. »Den Eindruck hat er auf mich nicht gemacht.«
    »Ich wußte doch nicht, daß er sich so gut auskennt. Woher hätte ich das wissen sollen?«
    »Das mußt schon du mir sagen.«
    Sie bogen in die Mill Lane ab. Ein Lieferwagen stand zu weit in der Straße. Sein Fahrer war dabei, Kartons auf einem Transportwagen zu stapeln. Emily wich aus. Fluchend zog sie den Wagen auf den Bürgersteig und nahm eine Mülltonne und ein Fahrrad mit. Barbara grapschte nach dem Armaturenbrett, als Emily den Wagen wieder auf die Fahrbahn lenkte.
    »Ich hatte keine Ahnung, daß er sich nebenbei mit diesem ganzen rechtlichen Kram beschäftigt. Ich kannte ihn nur als meinen Nachbarn. Ich wußte, daß er hierherfahren wollte, ja. Aber er wußte nicht, daß ich ihm folgen würde. Ich kenne seine kleine Tochter, Em. Sie ist meine Freundin.«
    »Eine achtjährige Freundin? Du meine Güte. Verschon mich.«
    »Em -«
    »Ach, halt einfach die Klappe, okay?«
    Zum zweitenmal an diesem Tag am Jachthafen, nahmen sie aus dem Streifenwagen einen Lautsprecher mit und sprinteten über den Parkplatz zum Büro des Bootsverleihers. Charlie Spencer bestätigte, daß Muhannad Malik ein Motorboot gemietet hatte. »Ein nettes kleines Dieselboot für eine richtig lange Fahrt. Hatte ein niedliches kleines Mädchen mit«, berichtete Charlie. »Seine Nichte, hat er gesagt. Die Kleine hat noch nie in einem Boot gesessen. Sie war ganz aus dem Häuschen.«
    Charlies Berechnungen zufolge hatte Muhannad einen Vorsprung von etwa vierzig Minuten, und wäre das Dieselboot, das er sich ausgesucht hatte, ein Fischkutter gewesen, so wäre er in dieser Zeit nicht viel weiter gekommen als bis zu der Stelle, wo die Pennyhole-Bucht in die Nordsee überging. Doch das Boot, das er genommen hatte, war weitaus stärker, und der Treibstoff im Tank würde reichen, um ihn bis zum Kontinent hinüberzubringen. Sie würden eine echte Rakete brauchen, um es mit ihm aufnehmen zu können, und Emily sah das Boot ihrer Wahl auch schon. Weißleuchtend im Sonnenlicht, hing es, von Charlie aus dem Wasser hochgewinscht, über dem Ponton.
    »Ich nehme die Sea Wizard«, sagte sie.
    Charlie schluckte. »Moment mal. Ich weiß nicht -«
    »Sie brauchen nichts zu wissen«, unterbrach Emily ihn. »Sie brauchen sie nur ins Wasser zu lassen und mir die Schlüssel zu geben. Das ist eine Polizeiangelegenheit. Sie

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