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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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haben einem Mörder ein Boot vermietet. Die Kleine ist seine Geisel. Also los, lassen Sie die Sea Wizard runter und geben Sie mir auch gleich einen Feldstecher.«
    Charlie fiel die Kinnlade herunter. Er übergab ihr die Schlüssel. Als er die Hawk 31 zu Wasser gelassen hatte, traf mit blinkenden Lichtern und heulender Sirene das ARV auf dem Parkplatz ein.
    Constable Fogarty kam im Laufschritt angerannt. In der einen Hand hatte er eine Pistole mit Holster, in der anderen einen Karabiner.
    »Helfen Sie uns, Mike«, befahl Emily, als er aufs Boot sprang.
    Sie begann die blauen Planen herunterzureißen, um das Cockpit freizulegen. Während Constable Fogarty nach unten ging, um die Seekarten aufzustöbern, ließ Emily den Motor an und blies die Maschinen kräftig durch. Zwei Minuten später gab sie Gas.
    Das Boot lag mit der Nase landwärts. Emily manövrierte es in Wolken von Abgasen rückwärts ins Hafenbecken hinaus. Charlie rannte auf dem schmalen Ponton hin und her und schrie: »Passen Sie gut auf sie auf. Sie ist alles, was ich habe, und sie ist ein Vermögen wert.«
    Barbara lief es kalt den Rücken hinunter. »Sie ist alles, was ich habe« klang wie ein Echo. Und im selben Moment sah sie Azhars Golf auf den Parkplatz des Jachthafens rasen. Azhar ließ das Fahrzeug einfach mitten auf dem Platz stehen. Er schloß nicht einmal seine Tür, sondern rannte sofort zum Ponton. Er versuchte nicht, sie aufzuhalten. Aber sein Blick war starr auf Barbara gerichtet, als Emily das Boot in das tiefere Wasser des Twizzle hinaussteuerte, des Meereszuflusses, der das Marschgebiet östlich des Hafens speiste.
    Keine Sorge, signalisierte Barbara ihm in Gedanken. Ich bringe sie zurück, Azhar. Ich verspreche es. Ich schwöre es. Hadiyyah wird nichts geschehen.
    Doch sie hatte lang genug mit der Aufklärung von Mordfällen zu tun gehabt, um zu wissen, daß niemandes Sicherheit garantiert werden konnte, wenn ein Killer gejagt wurde. Und die Tatsache, daß Muhannad Malik keine Skrupel hatte, seine eigenen Landsleute in die Sklaverei zu treiben, während er sich als glühender Verfechter ihrer Rechte ausgab, legte nahe, daß er noch weniger Skrupel zeigen würde, wenn es um das Leben eines achtjährigen Kindes ging.
    Barbara hob den Arm und streckte den Daumen in die Höhe, das einzige Zeichen, das sie Azhar geben konnte, um ihm Mut zu machen. Dann wandte sie sich vom Jachthafen ab und richtete den Blick auf das Wasser des Flusses, der sie ins Meer hinaustragen würde.
    Hier durfte man nicht schneller als fünf Knoten fahren. Und um diese Zeit, am späten Nachmittag, wenn die Ausflugsboote voller Touristen heimkehrten, herrschte auf dem Wasser reger Verkehr. Doch Emily ignorierte alle Warnschilder. Sie schob sich ihre Sonnenbrille auf die Nase, stemmte breitbeinig die Füße in den Boden, um sicher zu stehen, und jagte die Geschwindigkeit so hoch hinauf wie es ging, ohne die eigene Sicherheit und die der anderen zu gefährden.
    »Schalten Sie das Funkgerät an«, rief sie Fogarty zu. »Geben Sie der Dienststelle durch, wo wir sind. Fragen Sie, ob wir einen Hubschrauber bekommen können, um ihn aufzuspüren.«
    »In Ordnung.« Der Constable legte seine Waffen auf die Plastiksitze. Er begann, an dem Gerät herumzuschalten und dabei rätselhafte Zahlen und Buchstaben aufzurufen. Er drückte auf einen Schalter am Mikrofon, wenn er sprach. Er lauschte mit konzentrierter Miene dem Rauschen und Knacken, das ihm antwortete.
    Barbara ging zu Emily. Im Bug waren zwei Sitzplätze mit Blick voraus. Aber keine der beiden Frauen setzte sich. Sie blieben stehen, um größere Sichtweite zu haben. Barbara nahm den Feldstecher und legte sich den Riemen und den Hals.
    »Wir brauchen eine Peilung für Deutschland«, rief Emily Fogarty zu, der immer noch in sein Mikrofon brüllte, ohne eine Verbindung zu bekommen. »Die Elbemündung. Suchen Sie die.«
    Er drehte den Empfänger des Funkgeräts lauter, legte das Mikrofon weg und beugte sich über die Karten.
    »Du glaubst also auch, daß er dahin will?« rief Barbara Emily zu.
    »Es wäre logisch. In Hamburg sitzen seine Partner. Er wird Papiere brauchen. Einen Unterschlupf. Eine Bleibe, wo er sich verstecken kann, bis er nach Pakistan zurückkann, wo er-«
    »In der Bucht gibt's Sandbänke«, unterbrach Fogarty. »Achten Sie auf die Bojen. Danach steuern Sie einen Kurs von null-sechs-null Grad.« Er warf die Karten nach unten in die Kombüse.
    »Was sagen Sie?« Emily legte den Kopf schief, als hätte sie

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