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09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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in Colchester unterwegs war - der die Straßen rund um Rakin Khans Wohnung abgeklappert hatte, um jemand ausfindig zu machen, der Muhannads Alibi für Freitag abend entweder bestätigen oder ein für allemal zerschlagen konnte -, sollte zurückgerufen werden. Die Beamten, die in der Senffabrik sämtliche Personalakten durchsehen wollten, um die Arbeitspapiere zu prüfen, sollten abgezogen werden. Die Männer, die den Einbrüchen in den Strandhütten nachgingen, um Trevor Ruddock vom Verdacht des Mordes an Haytham Querashi zu befreien, sollten dieses Unternehmen einstweilen zurückstellen. Alle verfügbaren Beamten sollten sich an der Fahndung nach Muhannad Malik beteiligen.
    »Kein Mensch kann an zwei Orten zugleich sein«, hatte Barbara triumphierend zu Emily gesagt. »Er hat vergessen, seine Frau in sein Alibi einzuweihen. Und sie hat ihm ein zweites gegeben. Jetzt ist es aus mit ihm, Emily.«
    Und nun endlich erlebte sie eine Emily Barlow, die ganz in ihrem Element war. Sie stellte einen Schlachtplan auf und verteilte die Aufgaben an ihre Leute mit einer ruhigen Sicherheit, als spürte sie nicht einen Funken der Erregung, die, wie Barbara wohl wußte, in ihr rumorte. Sie hatte schließlich von Anfang an recht gehabt. Sie hatte gespürt, daß Muhannad Malik etwas zu verbergen hatte, daß an seinen lauten Beteuerungen, ein Mann seines Volkes zu sein, etwas nicht stimmte. Es gab sicher irgendeine Allegorie oder Fabel, die die Falschheit von Muhannads Leben auf den Punkt brachte, aber in diesem Moment war Barbara zu aufgedreht, um sie aus ihrem Gedächtnis zu kramen. War ja auch egal. Hauptsache, wir kriegen dieses Schwein, dachte sie.
    Beamte wurden in alle Richtungen ausgesandt: zur Senffabrik, zum Haus in den Avenues, zu den Sitzungsräumen des Stadtrats, zum Falak-Dedar-Park, zu dem kleinen Versammlungsraum über der Druckerei Balford, wo die Mitglieder von Jum'a sich zu treffen pflegten. Andere Beamte wurden nach Parkeston beordert, für den Fall, daß Muhannad Malik auf dem Weg zu Eastern Imports war.
    Eine Personenbeschreibung Maliks wurde über Fax an alle Gemeinden der Umgebung geschickt. Eine Beschreibung des Thunderbird sowie sein Kennzeichen wurden an die Polizeidienststellen weitergegeben. Der Tendring Standard wurde angerufen, weil man Maliks Foto auf der ersten Seite der nächsten Ausgabe unterbringen wollte, falls man ihn bis morgen nicht gefaßt hatte.
    Die ganze Dienststelle war auf den Beinen. Überall war Bewegung. Die Rädchen der Ermittlungsmaschinerie griffen reibungslos ineinander, und der Motor war Emily Barlow.
    Gerade wenn sie auf solche Weise gefordert war, pflegte sie ihre beste Arbeit zu leisten. Barbara erinnerte sich an ihre Fähigkeit, schnelle Entscheidungen zu fällen und ihre Hilfskräfte mit höchster Effektivität einzusetzen. Sie hatte diese Fähigkeit schon bei ihren Übungen in Maidstone gezeigt, wo nichts auf dem Spiel gestanden hatte als die Anerkennung des Kursleiters und die Bewunderung der Kollegen. Jetzt, wo alles auf dem Spiel stand - vom Frieden in der Gemeinde bis zu ihrer Position -, war sie die Ruhe selbst. Nur ihre kurze, abgehackte Sprechweise ließ ahnen, unter welch großer Spannung sie stand.
    »Sie waren alle beteiligt«, sagte sie zu Barbara und kippte einen kräftigen Schluck Wasser aus einer Evianflasche. »Querashi auch. Das sieht jeder Blinde. Er wollte einen Anteil an der Knete, die Muhannad von allen kassierte, die seine illegalen Arbeitskräfte einstellten. Aber Muhannad wollte nicht teilen, und da ist Querashi eben die Treppe runtergestürzt.« Wieder trank sie einen Schluck. »Schau dir doch mal an, wie einfach es war, Barb. Malik war ständig auf Achse: Versammlungen, von Jum'a, Geschäfte mit Reuchlein, Beförderung von Illegalen quer durchs Land.«
    »Ganz zu schweigen von den vielen Reisen für die Firma«, fügte Barbara hinzu. »Das hat Ian Armstrong mir erzählt.«
    »Seine Familie hat sich also bestimmt nichts dabei gedacht, wenn er an diesem oder jenem Abend unterwegs war. Er konnte jederzeit aus dem Haus gehen, Querashi folgen, sein Arrangement mit Hegarty beobachten - ohne zu wissen, daß es Hegarty war, mit dem Querashi sich traf - und brauchte dann nur noch den richtigen Moment zu wählen, um ihn ins Jenseits zu befördern. Und er hatte bestimmt ein halbes Dutzend Alibis vorbereitet, um für den Abend, an dem sein Plan glücken würde, abgesichert zu sein.«
    Ja, dachte Barbara, es paßte alles zusammen. »Und dann kreuzte er mit seinen

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