Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09 - Denn sie betrügt man nicht

09 - Denn sie betrügt man nicht

Titel: 09 - Denn sie betrügt man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
Vom Netzwerk:
auf ein wenig Geselligkeit Wert legen; auf dem Nachttisch einen Teekocher mit allen notwendigen Utensilien für den Morgentee; fast alle Zimmer mit Bad, außerdem zusätzliche Bäder und Toiletten in jeder Etage; Telefone mit direkter Verbindung zur Außenwelt, wenn man nur die Neun wählte, und, die Krönung modernen Komforts, ein Faxgerät am Empfang. Er nannte es einen Faksimileschreiber, als wären er und das Gerät noch nicht auf du und du, und fügte hinzu: »Aber das werden Sie wahrscheinlich nicht brauchen. Sie sind ja auf Urlaub, nicht wahr, Miss Havers?«
    »Sergeant Havers«, korrigierte Barbara ihn und ergänzte: »Detective Sergeant Havers, Kriminalpolizei.« Am besten, sagte sie sich, verwies sie Basil Treves gleich auf den Platz, an dem sie ihn brauchte. Seine scharfen, kleinen Augen und die erwartungsvolle Haltung verrieten ihr, daß er der Polizei mit Freuden Informationen liefern würde, wenn man ihm nur Gelegenheit dazu gab. Das gerahmte Zeitungsbild von ihm, das im Empfang hing - aufgenommen zur Feier seiner Wahl in den Stadtrat -, ließ darauf schließen, daß seine Möglichkeiten, von sich reden zu machen, dünn gesät waren. Er würde zweifellos jede Chance, sich etwas Ruhm und Ansehen zu erwerben, energisch beim Schopf packen. Und was gab es Ruhmvolleres, als inoffiziell bei der Untersuchung eines Mordfalls mitzuwirken? Er würde sich möglicherweise als sehr nützlich erweisen, und das, ohne daß sie selbst sich besonders anzustrengen brauchte.
    »Tatsächlich bin ich dienstlich hier«, sagte sie nicht ganz wahrheitsgemäß. »Im Rahmen eines kriminalpolizeilichen Ermittlungsverfahrens, um genau zu sein.«
    Treves blieb vor der Tür zu ihrem Zimmer stehen. Der Schlüssel in seiner Hand hing an einem übermäßig großen elfenbeinfarbenen Schild, das die Form einer Achterbahn hatte. Jeder der Hotelzimmerschlüssel war, wie Barbara gesehen hatte, als sie sich eingetragen hatte, mit so einem Rummelplatzsymbol versehen. Es gab alles, vom Autoscooter bis zum Riesenrad, und die Zimmer, zu denen diese Schlüssel gehörten, hatten entsprechende Namen.
    »Eine kriminalpolizeiliche Untersuchung?« sagte Treves. »Handelt es sich etwa ... Aber das dürfen Sie mir natürlich nicht sagen, nicht wahr? Nun, auf meine Verschwiegenheit können Sie sich verlassen, das verspreche ich Ihnen, Sergeant. Nicht ein Wort wird über meine Lippen kommen. So, da wären wir.«
    Nachdem er die schmale Tür aufgestoßen hatte, knipste er das Licht an und trat zurück, um ihr den Vortritt zu lassen. Als sie eingetreten war, huschte er wie ein Wiesel an ihr vorbei und deponierte, leise vor sich hin summend, ihren Matchsack auf einem Gepäckständer. Mit stolzgeschwellter Brust deutete er auf das Badezimmer und verkündete, er habe ihr »die Toilette mit Aussicht« gegeben. Er patschte auf die gallegrünen Chenilleüberwürfe der beiden Betten und sagte: »Angenehm hart, aber nicht zu hart, hoffe ich« und zupfte am rosaroten Volant eines nierenförmigen Toilettentischs. Er richtete die beiden Drucke an den Wänden gerade - zwei viktorianische Eisläufer, die in entgegengesetzten Richtungen auseinanderstrebten und bei dem kalten Vergnügen nicht allzu glücklich wirkten - und befingerte die Teebeutel, die in einem Körbchen auf den nächsten Morgen warteten. Er knipste die Nachttischlampe an und knipste sie wieder aus. Dann knipste er sie nochmals an, als sendete er Signale aus.
    »Ich denke, Sie haben alles, was Sie brauchen, Sergeant Havers, und wenn Sie noch irgendwelche Wünsche haben, stehe ich Tag und Nacht zu Ihren Diensten. Zu jeder Zeit.« Er strahlte sie an. Er hielt die Hände in Brusthöhe gefaltet und stand stramm wie ein Soldat. »Haben Sie heute abend noch einen Wunsch? Einen Gutenachttrunk vielleicht? Ein Cappuccino? Etwas Obst? Mineralwasser? Griechische Tanzknaben?« Er gluckste vergnügt. »Ich bin hier, um jeden Ihrer Wünsche zu erfüllen. Vergessen Sie das nicht.«
    Barbara dachte daran, ihn zu bitten, sich die Schuppen von den Schultern zu fegen, aber das war sicher nicht die Art Wunsch, an die er dachte. Sie ging zum Fenster und öffnete es. Es war so stickig im Zimmer, daß die Luft zu flirren schien, und sie wünschte, zum modernen Komfort des Hotels hätten eine Klimaanlage oder wenigstens Ventilatoren gehört. Die Luft war reglos. Es war, als hielt die ganze Welt den Atem an.
    »Herrliches Wetter, nicht wahr?« bemerkte Treves vergnügt. »Das wird die Gäste in Scharen anlocken. Ein Glück, daß

Weitere Kostenlose Bücher