09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)
so ist, hilft es nicht, in die Zehen zu stechen und in Essig zu baden. Wenn du fertig bist, trink die Brühe.«
Die Brühe war gut, allerdings fiel Tyrion auf, dass der Halbmaester den Tisch zwischen ihnen ließ, während er aß. Die Scheue Maid war an einem verwitterten Anleger vertäut, am Ostufer der Rhoyne. Zwei Stege weiter verließen Soldaten eine volantische Flussgaleere. Unterhalb einer Sandsteinmauer drängten sich Läden und Stände und Lagerhäuser. Die Türme und Kuppeln der großen Stadt waren dahinter zu sehen; sie leuchteten rot im Licht der aufgehenden Sonne.
Nein, keine große Stadt. Selhorys wurde nur als Kleinstadt betrachtet, die von Alt-Volantis aus regiert wurde. Er war nicht in Westeros.
Lemore kam auf Deck und brachte den Prinzen mit. Als sie Tyrion sah, kam sie übers Deck gerannt und umarmte ihn. »Die Mutter ist gnädig. Wir haben für dich gebetet, Hugor.«
Ihr zumindest. » Das werde ich Euch nicht zum Vorwurf machen.«
Die Begrüßung des Jungen Greifs fiel nicht so überschwänglich aus. Der junge Prinz war schlecht gelaunt und wütend, weil er an Bord der Scheue Maid bleiben musste, anstatt mit Yandry und Ysilla an Land zu gehen. »Uns geht es nur um deine Sicherheit«, erklärte Lemore ihm. »Wir leben in unruhigen Zeiten.«
Haldon Halbmaester erläuterte es Tyrion. »Auf dem Weg von der Gram nach Selhorys hinunter haben wir dreimal Reiter am Ostufer gesehen, die nach Süden unterwegs waren. Dothraki. Einmal waren sie so nah, dass wir die Glöckchen in ihren Haaren klingeln hören konnten, und manchmal haben wir nachts ihre Feuer jenseits der Hügel im Osten gesehen. Auch Kriegsschiffe haben wir gesichtet, Flussgaleeren aus Volantis, die voller Sklavensoldaten waren. Die Triarchen fürchten offensichtlich einen Angriff auf Selhorys.«
Das verstand Tyrion nur zu gut. Von allen größeren Städten an der Rhoyne lag Selhorys als einzige am Ostufer, und deshalb war es der Bedrohung durch die Reiterlords viel stärker ausgesetzt als die Schwesterstädte am anderen Ufer. Trotzdem ist es eine kleine Beute. Wenn ich Khal wäre, würde ich einen Angriff auf Selhorys vortäuschen und die Volantener herbeieilen lassen, um es zu verteidigen, und mich dann nach Süden wenden und geradewegs gegen Volantis selbst reiten.
» Ich kann mit einem Schwert umgehen«, beharrte der Junge Greif.
»Selbst der mutigste deiner Vorfahren hat die Königsgarde in Zeiten der Gefahr eng um sich geschart.« Lemore hatte die Robe einer Septa gegen ein Gewand gewechselt, das eher zur Frau oder Tochter eines wohlhabenden Händlers passte. Tyrion beobachtete sie genau. Er hatte die Wahrheit unter dem blaugefärbten Haar von Greif und dem Jungen Greifen rasch genug erkannt, und Yandry und Ysilla schienen nicht mehr zu sein als das, was sie vorgaben, während Ente eher etwas weniger darstellte. Lemore hingegen … Wer ist sie wirklich? Warum ist sie hier? Nicht für Gold, scheint mir. Was bedeutet ihr dieser Prinz? War sie jemals eine echte Septa?
Haldon fiel ebenfalls auf, dass sie die Kleidung gewechselt hatte. »Was sollen wir denn von diesem plötzlichen Abfall vom Glauben halten? Ich habe Euch lieber in den Roben einer Septa gesehen, Lemore.«
»Ich hingegen lieber nackt«, sagte Tyrion.
Lemore warf ihm einen tadelnden Blick zu. »Das liegt nur daran, dass du so eine verdorbene Seele hast. Die Robe einer Septa deutet unübersehbar auf Westeros hin und könnte unerwünschte Aufmerksamkeit auf uns lenken.« Sie wandte sich wieder an Prinz Aegon. »Du bist nicht der Einzige, der sich verstecken muss.«
Das beschwichtigte den Jungen nicht. Der perfekte Prinz, aber immer noch ein halber Junge, der wenig und noch viel weniger von der Welt und ihrem Kummer weiß. » Prinz Aegon«, sagte Tyrion, »da wir beide an Bord dieses Schiffes festsitzen, erweist Ihr mir vielleicht die Ehre einer Partie Cyvasse , um uns die Zeit zu vertreiben?«
Der Prinz sah ihn argwöhnisch an. »Ich habe keine Lust mehr auf Cyvasse .«
»Ihr meint, Ihr habt keine Lust mehr, gegen einen Zwerg zu verlieren?«
Das stachelte den Stolz des Jungen an, genau wie Tyrion vorhergesehen hatte. »Holt das Brett und die Figuren, Tyrion. Diesmal werde ich Euch niedermachen.«
Sie saßen im Schneidersitz hinter der Kabine an Deck und spielten. Der Junge Greif stellte sein Heer in Angriffsstellung auf und setzte den Drachen, die Elefanten und die schweren Pferde nach vorn. Die Aufstellung eines jungen Mannes, der so verwegen wie töricht ist. Er
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