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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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riskiert alles für den schnellen Sieg. Er überließ dem Prinzen den ersten Zug. Haldon stand hinter ihnen und schaute dem Spiel zu.
    Als der Prinz nach seinem Drachen griff, räusperte sich Tyrion. »Tut das nicht. Es ist ein Fehler, seinen Drachen zu früh zum Einsatz zu bringen.« Er lächelte unschuldig. »Euer Vater kannte die Gefahr, die darin liegt, zu kühn vorzugehen.«
    »Habt Ihr meinen richtigen Vater gekannt?«
    »Nun, ich habe ihn zwei oder drei Mal gesehen, aber als Robert ihn tötete, war ich erst zehn, und mein eigener Vater hat mich unter einem Stein versteckt. Nein, ich kann nicht behaupten, ich hätte Prinz Rhaegar gekannt. Nicht so, wie ihn Euer falscher Vater kannte. Lord Connington war des Prinzen bester Freund, nicht wahr?«
    Der Junge Greif strich sich eine der blauen Locken aus den Augen. »Sie waren zusammen Knappen in King’s Landing.«
    »Ein treuer Freund, unser Lord Connington. Das muss er sein, wenn er dem Enkel des Königs die Treue hält, der ihm Ländereien und Titel nahm und ihn in die Verbannung schickte. Wirklich zu schade. Sonst wäre Prinz Rhaegars Freund vielleicht zur Stelle gewesen, als mein Vater King’s Landing plünderte. Dann hätte er Prinz Rhaegars kostbaren kleinen Sohn retten können, als man ihm das königliche Hirn mit einem Stoß gegen die Wand zerschmettert hat.«
    Der Junge errötete. »Das war ich nicht. Das war der Sohn irgendeines Gerbers vom Pisswassergraben, dessen Mutter bei seiner Geburt gestorben war. Sein Vater hat ihn Lord Varys für einen Krug Arborgold verkauft. Er hatte noch mehr Söhne, aber noch nie Arborgold getrunken. Varys gab den Pisswasserjungen meiner Hohen Mutter und hat mich dafür in seine Obhut genommen.«
    »Ja.« Tyrion zog seine Elefanten. »Und als der Pisswasserprinz an Eurer Stelle gestorben war, hat der Eunuch Euch über die Meerenge zu seinem fetten Freund, dem Käsehändler, geschmuggelt, der Euch auf einem Stakkahn versteckt und einen verbannten Lord für Euch gefunden hat, der bereit war, Euren Vater zu spielen. Das ist eine wunderschöne Geschichte, und den Sängern wird Eure Flucht einen wunderbaren Stoff für ihre Lieder bieten, sobald Ihr auf dem Eisernen Thron sitzt … Vorausgesetzt, unsere wunderschöne Daenerys nimmt Euch zum Gemahl …«
    »Das wird sie. Das muss sie.«
    »Sie muss ?« Tyrion schnalzte mit der Zunge. »Dieses Wort hören Königinnen gar nicht gern. Ihr seid der vollkommene Prinz, wohl wahr, klug und kühn und so hübsch, wie es sich eine Jungfrau nur wünschen könnte. Daenerys Targaryen ist allerdings keine Jungfrau. Sie ist die Witwe eines Khals der Dothraki, eine Mutter von Drachen, und sie hat schon Städte geplündert. Sie ist Aegon der Eroberer mit Titten. Möglicherweise ist sie gar nicht so willig, wie Ihr es Euch wünscht.«
    »Sie wird willig sein.« Prinz Aegon klang schockiert. Es war offensichtlich, dass er nie zuvor daran gedacht hatte, dass seine Zukünftige ihn vielleicht zurückweisen könnte. »Ihr kennt sie nicht.« Er nahm sein schweres Pferd und knallte es auf das Spielbrett.
    Der Zwerg zuckte mit den Schultern. »Ich weiß, dass sie ihre Kindheit verarmt in der Verbannung verbracht und nur von Träumen und Intrigen gelebt hat. Ich weiß, dass sie von einer Stadt zur nächsten geflohen ist, immer in Angst, nie in Sicherheit, und keine Freunde hatte außer einem Bruder, der den Berichten zufolge halb verrückt war … ein Bruder, der ihre Jungfräulichkeit an die Dothraki verkauft hat, weil die ihm dafür ein Heer versprochen haben. Ich weiß, dass irgendwo dort draußen im Gras ihre Drachen geschlüpft sind und sie im Grunde auch. Ich weiß, dass sie stolz ist. Wie auch nicht? Was blieb ihr außer ihrem Stolz? Ich weiß, dass sie stark ist. Wie auch nicht? Die Dothraki verachten Schwäche. Wäre Daenerys schwach gewesen, wäre sie mit Viserys untergegangen. Ich weiß, dass sie wütend und zu allem entschlossen ist. Astapor, Yunkai und Meereen sind Beweis genug dafür. Sie hat das Grasland durchquert und die Rote Wüste, hat Anschläge von Meuchelmördern und Verschwörungen und grausame Zauberei überlebt, sie hat um einen Bruder, um einen Gemahl und um einen Sohn getrauert, sie hat die Städte der Sklavenhändler unter ihren zierlichen Sandalen in den Staub getreten. Also, wie wird diese Königin wohl reagieren, wenn Ihr mit Eurer Bettelschale in der Hand vor ihr auftaucht und sagt: ›Guten Morgen, liebes Tantchen. Ich bin dein Neffe Aegon, auferstanden von den Toten. Ich

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