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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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ein, und Varamyr hatte einen halben Herzschlag Zeit, um den Geschmack auszukosten und sich über die Kraft dieses jungen Körpers zu freuen, ehe ihre Zähne zusammenschnappten und seinen Mund mit Blut füllen. Sie hob ihre Hände vor sein Gesicht. Er versuchte, sie wieder nach unten zu drücken, aber die Hände wollten ihm nicht gehorchen, und sie krallte ihre Finger in seine Augen. Abscheulichkeit, schoss es ihm durch den Kopf, während er in Blut und Schmerz und Wahnsinn ertrank. Als er zu schreien versuchte, spuckte sie ihrer beider Zunge aus.
    Die weiße Welt drehte sich und kippte. Einen Moment lang war es, als wäre er im Inneren des Wehrholzbaumes und schaute aus den geschnitzten roten Augen auf einen sterbenden Mann, der schwach auf dem Boden zuckte, und auf eine Irre, die blind und blutend unter dem Mond tanzte, rote Tränen weinte und ihre Kleider zerriss. Dann waren beide verschwunden, und er erhob sich schmelzend. Sein Geist wurde von einem kalten Wind getragen. Er war im Schnee und in den Wolken, er war ein Spatz, ein Eichhörnchen, eine Eiche. Ein Uhu flog lautlos zwischen den Bäumen hindurch und jagte einen Hasen; Varamyr war in dem Uhu, in dem Hasen, in den Bäumen. Tief unter dem gefrorenen Boden gruben sich Regenwürmer blind durch die Dunkelheit, und auch sie war er. Ich bin der Wald und alles, was darin ist, dachte er frohlockend. Hundert Raben stiegen in die Luft auf und krächzten, als sie ihn vorbeihuschen spürten. Ein großer Elch röhrte und erschreckte die Kinder, die auf seinem Rücken saßen. Ein schlafender Schattenwolf hob den Kopf und knurrte in die Luft. Ehe ihre Herzen den nächsten Schlag tun konnten, war er vorbei und suchte nach seinesgleichen, nach Einauge, Listig und Pirscher, nach seinem Rudel. Seine Wölfe würden ihn retten, redete er sich ein.
    Das war sein letzter Gedanke als Mensch.
    Der wahre Tod kam ohne Vorwarnung; er spürte einen Kälteschock, als habe man ihn in das eisige Wasser eines gefrorenen Sees getaucht. Dann lief er über mondhellen Schnee dahin, und sein Rudel war dicht hinter ihm. Die halbe Welt war dunkel. Einauge , erkannte er. Er bellte, und Listig und Pirscher antworteten.
    Als sie die Bergkuppe erreichten, blieben die Wölfe stehen. Distel, erinnerte er sich, und ein Teil von ihm trauerte um den Verlust, den er erlitten hatte, und ein anderer um das, was er getan hatte. Unten hatte sich die Welt in Eis verwandelt. Frostige Finger krochen langsam den Wehrholzbaum hinauf und griffen nacheinander. Das leere Dorf war nicht mehr leer. Blauäugige Schatten wandelten zwischen den Schneebergen. Einige trugen braune Kleidung, andere schwarze, und manche waren nackt, und ihre Haut war weiß wie Schnee. Der Wind fuhr seufzend durch die Hügel und trug ihre Gerüche heran. Totes Fleisch, trockenes Blut, Haut, die nach Moder und Fäulnis und Urin stank. Listig knurrte, fletschte die Zähne und sträubte das Fell am Hals. Keine Menschen. Keine Beute. Die da nicht.
    Die Wesen dort unten bewegten sich, aber sie lebten nicht. Eines nach dem anderen hoben sie die Köpfe in Richtung der drei Wölfe auf dem Hügel. Als Letztes sah das Wesen auf, das Distel gewesen war. Sie trug Wolle und Pelz und Leder, und darüber trug sie einen Mantel aus Raureif, der im Mondlicht glitzerte und knisterte, wenn sie sich bewegte. Blasse rosa Eiszapfen hingen von ihren Fingerspitzen, zehn lange Messer aus gefrorenem Blut. Und in den Höhlen, in denen ihre Augen gewesen waren, flackerte ein hellblaues Licht und verlieh ihren groben Zügen eine gespenstische Schönheit, die sie im Leben nie besessen hatten.
    Sie sieht mich.

TYRION
    Er soff sich quer über die Meerenge.
    Das Schiff war klein und die Kabine winzig, trotzdem gestattete ihm der Kapitän nicht, an Deck zu gehen. Von der Schaukelei unter seinen Füßen wurde ihm übel, und das miese Essen schmeckte noch ekliger, wenn es wieder hochkam. Aber wozu brauchte er gesalzenes Fleisch, harten Käse und von Maden wimmelndes Brot, wenn er sich von Wein ernähren konnte? Der war rot und sauer und sehr stark. Manchmal kam ihm auch der Wein hoch, aber zum Glück gab es davon stets Nachschub.
    »Die Welt ist voller Wein«, murmelte er in seine klamme Kabine hinein. Sein Vater hatte für Trinker nichts übriggehabt, doch was spielte das noch für eine Rolle. Sein Vater war tot. Er selbst hatte ihn umgebracht. Ein Bolzen in den Bauch, Mylord, und ganz allein für Euch. Wenn ich nur besser mit der Armbrust umgehen könnte, hätte ich Euch in den

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