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09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung)

Titel: 09 Der Sohn des Greifen (alte Übersetzung) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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im Sterben hat er einen Weg gefunden, auf mich zu scheißen.
    Varys hatte ihn durch die Tunnel begleitet, doch sie sprachen kein Wort, bis sie am Blackwater herausgekommen waren, dort, wo Tyrion einen berühmten Sieg errungen und eine Nase verloren hatte. Der Zwerg hatte sich an den Eunuchen gewandt und verkündet: »Ich habe meinen Vater getötet«, und zwar im gleichen Ton, wie man vielleicht sagt: »Ich habe mir den Zeh gestoßen.«
    Der Meister der Flüsterer war wie ein Bettelbruder gekleidet gewesen, in eine mottenzerfressene Robe aus grobem braunem Stoff mit einer Kapuze, unter der seine glatten fetten Wangen und der kahle runde Kopf im Schatten verschwanden. »Ihr hättet diese Leiter nicht hinaufsteigen sollen«, sagte er vorwurfsvoll.
    »Wohin auch immer Huren gehen.« Tyrion hatte seinen Vater gewarnt, dieses Wort zu benutzen. Ich musste schießen, sonst hätte er es für eine leere Drohung gehalten. Er hätte mir die Armbrust weggenommen, wie er mir einst Tysha aus den Armen gerissen hat. Als ich ihn umgebracht habe, wollte er gerade aufstehen.
    » Shae habe ich auch getötet«, hatte er Varys gestanden.
    »Ihr wusstet, was sie für eine war.«
    »Ja. Aber ich wusste nicht, was er für einer war.«
    Varys kicherte. »Jetzt wisst Ihr es.«
    Den Eunuchen hätte ich gleich mit umbringen sollen. Ein bisschen mehr Blut an den Händen, was hätte das schon ausgemacht? Er konnte nicht sagen, weshalb er seinen Dolch zurückgehalten hatte. Dankbarkeit war es nicht. Varys hatte ihn vor dem Schwert des Henkers gerettet, doch nur, weil Jaime ihn gezwungen hatte. Jaime … nein, ich denke lieber nicht an Jaime.
    Stattdessen fand er einen frischen Schlauch Wein und saugte daran wie an der Brust einer Frau. Der saure Rote rann ihm über das Kinn ins fleckige Gewand, das gleiche, das er schon in seiner Zelle getragen hatte. Das Deck schwankte unter seinen Füßen, und als er versuchte aufzustehen, kippte es zur Seite und warf ihn hart gegen die Wand. Ein Sturm, erkannte er, oder ich bin noch betrunkener, als ich dachte. Er würgte den Wein hervor, blieb eine Weile in der Lache liegen und fragte sich, ob das Schiff sinken würde. Ist das Eure Rache, Vater? Hat der Vater Oben Euch zu seiner Hand ernannt? » Das ist der Lohn des Sippenmörders«, sagte er, während draußen der Wind heulte. Es wäre nicht gerecht, wenn der Kabinenjunge und der Kapitän mitsamt der Mannschaft ertrinken müssten für eine Untat, die er begangen hatte, aber wann waren die Götter je gerecht gewesen? Und ungefähr zu diesem Zeitpunkt verschlang ihn die Dunkelheit.
    Als er sich wieder regte, fühlte sich sein Kopf an, als wollte er platzen, und das Schiff drehte sich in schwindelerregenden Kreisen, obwohl der Kapitän behauptete, sie seien in einen Hafen eingelaufen. Tyrion befahl ihm zu schweigen und strampelte schwach mit den Beinen, während ein riesiger glatzköpfiger Seemann sich ihn unter einen Arm klemmte und ihn in den Frachtraum trug, wo ein leeres Weinfass auf ihn wartete. Es war ein sehr kleines Fass, in dem sich selbst ein Zwerg sehr beengt fühlen musste. Während Tyrion sich wehrte, machte er sich in die Hose, was ihm allerdings auch keine sanftere Behandlung einbrachte. Er wurde kopfüber in das Fass gesteckt, und seine Knie wurden neben die Ohren gedrückt. Sein Nasenstummel juckte fürchterlich, doch die Arme waren so eingeklemmt, dass er sich nicht kratzen konnte. Ein Palankin, der zu einem Mann meiner Größe passt, schoss es ihm durch den Kopf, als man den Deckel zunagelte. Er wurde in die Höhe gehoben und hörte Rufe. Bei jedem Auf und Ab krachte sein Kopf an den Boden. Die Welt drehte und drehte sich im Kreis, als das Fass abwärtsrollte und dann mit einem Rumms zum Halten kam, dass er am liebsten aufgeschrien hätte. Ein anderes Fass donnerte gegen seines, und Tyrion biss sich auf die Zunge.
    Vom Gefühl her war es die längste Reise, die er je unternommen hatte, und doch konnte sie nicht länger als eine halbe Stunde gedauert haben. Er wurde in die Höhe gehoben und abgesetzt, gerollt und gestapelt, umgekippt und wieder aufgerichtet und abermals gerollt. Durch die hölzernen Dauben hörte er die Rufe von Männern, und einmal wieherte neben ihm ein Pferd. Seine verkümmerten Beine verkrampften sich, und bald schmerzten sie so sehr, dass er darüber das Pochen in seinem Schädel vergaß.
    Es hörte auf, wie es begonnen hatte, er wurde ein letztes Mal gerollt und durchgerüttelt, bis ihm schwindelig war. Die Sprache der

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