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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Säure versickerte in Spalten und Gesteinsschutt.
    Linden hatte kaum Zeit, den Übelkeit erregenden plötzlichen Gallegeschmack in ihrer Kehle wahrzunehmen. Von Schock halb benommen sah sie, dass Esmers körperliche Verfassung sich seit seinem letzten Auftauchen verschlechtert hatte. Er war offenbar nicht imstande, die Verletzungen zu behandeln, die er beim Kampf um Erstes Holzheim erlitten hatte. Die Blut und Schmutzflecken auf seinem zerrissenen Umhang waren unverändert, aber seine schwärenden Wunden sonderten jetzt übel riechende Flüssigkeiten ab. Der eitrige Gestank seiner Verletzungen war menschlicher und zugleich widerlicher als der von Rogers Halbhand.
    Esmer hatte Linden erzählt, Kastenessen wolle ihn leiden lassen, weil er ihr geholfen habe. Sein Zorn ist grenzenlos. Aber trotz seiner schlechten Verfassung hatte er sich seine Kräfte bewahrt und konnte noch immer so zerstörerisch sein wie ein Wirbelsturm.
    »Närrin!«, fauchte er Linden an. Die dunklen Meere seiner Augen schäumten. »Du hast Kastenessen merken lassen, dass du deinen Sohn gefunden hast!«
    Fallende Steine trafen Lindens Kopf und Schultern, prasselten auf Covenant, Stave und Liand herab. Verspätet nutzte sie Erdkraft, um diese sichtbaren Zeichen von Esmers Macht abzuwehren. Wie bei dem Erdbeben unter dem Melenkurion Himmelswehr schützte sie sich selbst - und damit auch ihre Gefährten. Und ebenso wie damals war ihr kaum bewusst, was sie tat.
    »Und wenn schon?«, antwortete sie ebenso laut. »Du bist schon hier!« Hilfe und Verrat. »Ich weiß, dass du tust, was immer er verlangt!«
    Ein Gesteinshagel ging auf die Skest nieder und ließ viele von ihnen auf dem von Spalten durchzogenen Boden verenden. Die Überlebenden flüchteten in die Korridore, aus denen sie gekommen waren.
    »In dieser Sache«, widersprach Esmer heftig, »diene ich ihm nicht! Aber die Skurj werden es tun! Sie, die nicht genannt werden darf, wird es tun!«
    Die Geysire spuckten weiter Gesteinstrümmer, die Roger und Jeremiah taumeln ließen und dazu zwangen, ihre Köpfe mit den Armen zu schützen, sodass sie vorerst handlungsunfähig waren. Mit ihrem Stab lenkte Linden weiter den Granithagel von ihren Gefährten und sich selbst ab.
    Wo …? Linden erwartete, dass Urböse und Wegwahrer sie umschwärmen würden. Sie halten Wache gegen mich. Immer wenn Esmer ihr geholfen oder sie bedroht hatte, waren diese Wesen erschienen, und sie hatten sich stets bereitwillig für ihre Verteidigung aufgeopfert.
    Diesmal jedoch erschienen sie nicht. Esmer war zu schnell gewesen oder zu überraschend gekommen …
    Während Linden sich und ihre Freunde mit Feuer schützte, brandete Esmer wie eine gewaltige Woge gegen Roger an, begrub Covenants Sohn wie ein Brecher unter sich.
    Die beiden verschwanden augenblicklich. Aus eigenen Gründen - oder auf Befehl Kastenessens oder im Auftrag von Lord Foul - nahm Esmer Roger mit sich fort.
    Der Steinhagel hörte so jäh auf, wie er begonnen hatte, und die Verzweiflung des Croyel ließ Jeremiah kurz aufheulen. Der Junge schwenkte hektisch die Arme. Mit einer Hand rief oder beorderte er die Skest in den Kuppelsaal zurück. Mit der anderen schlug er Covenant beiseite, als wären Covenants Gegnerschaft und seine Schmerzen trivial. Dann richtete er Zorn wie einen Rammbock gegen Linden.
    Sie begegnete ihm mit Erdkraft; blockte ihn ab. Aber er rannte mit solcher Gewalt gegen ihre Barriere an, dass der Stab in ihren Händen bockte. Der Zorn des Ungeheuers drängte sie zurück.
    Seine Verzweiflung war so groß wie die ihrige.
    Skest stürmten zum Angriff vor, und Covenant taumelte davon. Seine Hände schienen mit dem Krill verschmolzen zu sein.
    Stave schaffte es durch reine Willenskraft, wieder auf die Beine zu kommen. Er hielt noch immer Covenants Ring in der Faust. Die Halskette baumelte zwischen den Fingern hervor. Auf schwer verletzten Beinen humpelnd näherte er sich Liand.
    »Verteidige dich, Auserwählte«, keuchte er heiser. »Rette deinen Sohn. Gegen die Skest komme ich nicht an. Ich kümmere mich um Liand.«
    Alles wurde ihr zu viel. Die Skest waren zu zahlreich. Der Croyel war zu stark. Und Linden konnte nicht auf Erdblut zurückgreifen, um sich größer zu machen, als sie tatsächlich war.
    Trotzdem warf sie sich von Liebe und Fürsorge - und neuer Angst - getrieben nach vorn. Covenant, Liand und Stave waren dem Tod nahe; und sie konnte die Vorstellung nicht ertragen, Jeremiah weiter der Grausamkeit des Croyel auszuliefern.
    Aber ihre

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