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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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nicht, wie man die Zeit aufhielt. Sie wusste nur, wie man sie zerstörte.
    Welten werden nicht in Augenblicken erschaffen, hatte Bereks Geist gesagt. Auch vernichtet werden können sie nicht von einem Augenblick zum anderen. Trotzdem hatte Linden Avery, Auserwählte, Ring-Than und Trägerin des Weißgolds, das Ende aller Dinge unvermeidlich gemacht.
    Außerdem litt Covenant an erneut aufgeflammter Lepra. Die Krankheit hatte die meisten Nerven seiner Finger und Zehen absterben lassen. Auf den Handflächen und -rücken, auch an den Fußsohlen hatte er gefühllose Stellen. Aber zumindest das war nicht Lindens Schuld, sondern eine Nebenwirkung von Kevins Schmutz. Dieser zähe Dunst, der Gesundheitssinn und Gesetz beeinträchtigte und jede Manifestation von Erdkraft störte, hatte Covenant noch schlimmer getroffen. Er war zu einem von der Zeit Verstoßenen geworden: ein Ausgestoßener seiner eigenen Natur und seines langen Kampfes gegen den Verächter, ein Sinnbild für die nicht zu beseitigende Gefahr, in der das Land schwebte.
    In dem Leben, das sie verloren hatte, hätte sie seinen angegriffenen Verstand vielleicht nicht heilen können, sehr wohl aber seine körperliche Erkrankung. Ihre frühere Welt hatte Medikamente gegen das Wüten dieser Krankheit entwickelt. Hier aber kam Linden sich hilflos vor. Und sie fürchtete sich vor dem, was passieren könnte, wenn sie Erdkraft und Gesetz anwandte, um zu versuchen, seine Krankheit oder seinen Verstand ohne seine Zustimmung zu heilen.
    Auch sie selbst war zu einem Symbol geworden: die Verkörperung von Verlust und Scham und unbeachteter Warnungen. Sie hatte ihr Leben in eine Wüste verwandelt, in der sie nicht zu leben wusste.
    Und ich vertraue dir. Ich werde alles tun, um dir zu helfen.
    In ihrer Verzweiflung hatten Covenants Versicherungen wie Spott geklungen.
    In diesem Augenblick war kein Teil ihres Ichs mehr imstande, sich der Verzweiflung ihrer Freunde anzunehmen. Liand und Stave; Mahrtiir, Pahni und Bhapa; die Ranyhyn … Linden konnte ihnen nichts mehr geben. Hätten die Gedemütigten oder die Gesetzesbrecher, Infelizitas oder der Egger, sie jetzt angesprochen, hätte Linden sie nicht hören können.
    Trotzdem waren in dieser Nacht Mächte anwesend, die sie sehr wohl erreichen konnten. Als Berek Halbhands gewaltige Stimme verkündete: »Nun ist es an der Zeit, vom Ritual der Schändung zu sprechen«, taumelte sie wie von einem Schlag getroffen zurück.
    Lorik Übelzwinger wandte sich an den ersten Hoch-Lord. Grimmig und hager fragte der Geist des KriH-Herstellers: »Stünde das nicht mir zu?«
    »Gewiss«, bestätigte Berek. Sein im eigenen Silberglanz sanft strahlender Körper schien im Widerschein des Krill klarere Formen anzunehmen. Das Licht des Kristalls schien noch immer von Eifer und wilder Magie zu pulsieren, aber das änderte nichts an seiner Erhabenheit und schien seine Kraft eher noch zu verstärken. »Aber du weißt recht gut, dass es Worte gibt, die ein Sohn, der seinen Vater enttäuscht zu haben glaubt, nicht hören kann. Die Liebe zwischen ihnen verhindert Gehorsam.«
    Liand starrte ihn sichtlich verwundert an, Stave beobachtete ihn aufmerksam, die Ramen schienen abzuwarten. Nur allmählich begriff Linden, dass die Aufmerksamkeit der Toten nicht ihr galt. Obwohl sie miteinander sprachen, war ihre Ausstrahlung nicht auf sie, sondern auf Kevin Landschmeißer gerichtet, der geisterhaft blass im Osten stand, als erlebte er, dass seine schlimmsten Befürchtungen wahr wurden … und erwarte nun, nicht nur für seine eigenen, sondern auch für Lindens Verbrechen bestraft zu werden.
    Diese Erkenntnis zerrte an ihr, ließ ihre Bestürzung etwas schwinden. Wie sie hatte Kevin mit schlimmen Mitteln nur Schlimmes bewirkt. Seine Qualen rührten - und erreichten sie.
    Wie Berek vor ihm wandte sich nun auch Dameion an Lorik: »Das stimmt in der Tat!« Aus seinem heiteren Lächeln sprachen jetzt Traurigkeit und Zuneigung. »Glaubst du nicht, dass ich deine Taten und deinen Mut ebenso anzweifle wie du selbst, obwohl du mein Sohn bist, den ich von Herzen liebe? Empfindest du nicht Bitterkeit darüber, dass du dem Vorbild, das ich dir gegeben habe, nicht gerecht geworden bist? Und hörst du auf mich, wenn ich schwöre, dass du für alle deine Bemühungen meinen Stolz verdient hast? Willst du glauben, dass meine Worte nicht nur von Liebe, sondern von wirklichen Verdiensten inspiriert sind?«
    Hoch-Lord Lorik nickte sichtlich widerstrebend.
    »Dann fällt es mir zu, zu

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