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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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taumelte wie von einem Keulenschlag getroffen. Sie konnte nicht mehr selbst stehen; sie hatte Mühe, ihren Stab in den Händen zu behalten.
    Zum Glück brauchte sie nur einen Augenblick, um sein Ödem in sich selbst zu übernehmen. Dann ließ ihre Willenskraft nach, und sie sackte zusammen, während glühende Messer in ihr Gehirn zu stechen schienen. Hätten die Seilträger sie nicht gestützt, wäre sie zusammengebrochen. Der Stab glitt ihr aus den Fingern.
    »Ring-Than!«, sagte Pahni erschrocken. Sekundenlang war ihr Schock über Lindens Schwächeanfall so stark wie ihre Sorge um Liand. Weder Bhapa noch sie fingen den Stab auf. Als er klappernd auf den Steinboden fiel, verschwand alle Erdkraft aus dem Saal.
    Marthür konnte sich nicht beherrschen und knurrte einen Fluch. Nun war er wieder wirklich blind.
    »Darf ich?« Der Eifrige streckte die Bänder seines Gewands aus, um Pahni und Bhapa Linden abzunehmen. »Auch wenn es mir bisher nicht gelungen ist, meinen Wert zu demonstrieren, werde ich das bald können.« Er trug sie behutsam zur Wand des Kuppelsaals und lehnte sie an den polierten Stein. »Die Lady ist in schlimmer Verfassung, aber das gibt sich wieder. Die Schmerzen des Steinhauseners setzen ihr zu. Sie ist selbst nicht verwundet.«
    Als er Linden hingesetzt hatte, befahl er: »Legt ihr den Stab des Gesetzes in die Arme. Vielleicht wirkt seine Berührung beruhigend.«
    Bhapa gehorchte, ohne zu zögern. Schon nach wenigen Augenblicken spürte Linden das warme Holz an ihrer Brust. Aber sie war vor Schmerzen wie gelähmt und konnte die segensreiche Theurgie des Stabes nicht abrufen.
    Liand begann sich stöhnend in Steinmangolds Armen zu bewegen. Als er den Kopf zu heben versuchte, rief Pahni leise seinen Namen.
    »Meine Hände!« Covenants Stimme war vor Sorge heiser. »Ich brauche meine Hände. Hölle und Blut! Ich muss den Krill halten können.«
    Dann stöhnte er. »Oh, Linden! Was hast du dir angetan? Das hättest du nicht … Ich habe nur zu helfen versucht. Ich wollte nie, dass dies passiert.«
    Aus diesem Grund muss ich mir die Weißgoldträgerin Untertan machen.
    Linden sah nichts, hörte nichts. Das Leuchten der Wände war erloschen. Dunkelheit erfüllte die Welt: Finsternis und Niederlage. Gemeinsam erfüllten sie alle Prophezeiungen Esmers.
    Wie hatte Liand das ertragen? Bewusstlosigkeit war sein einziger Trost gewesen, der Linden jedoch verwehrt blieb. Ihre einzige Verteidigung war die Dunkelheit, aber die genügte nicht.
    Dann drang eine Stimme durch ihre Schmerzen. Jemand - vielleicht Stave - sagte nachdrücklich: »Trink, Auserwählte.« Sie spürte kaltes Eisen an ihren Lippen. Irgendwo im Dunkel roch sie Vitrim. »Die Wegwahrer bieten dir Hilfe an. Die Urbösen kümmern sich bereits um die Hände des Zweiflers. Können sie das Fleisch nicht heilen, soll er wenigstens keine Schmerzen leiden. Auch ich werde ihren Balsam annehmen, obwohl du mich schon fast geheilt hast. Du musst jetzt trinken.«
    Jeremiah begann zu lachen. Das klang wie das Keckem von Ghulen.
    Dieser Laut verwandelte die Messer in Lindens Kopf. Ihre Wunde wurde übergangslos zu etwas ganz anderem.
    Ihr Sohn konnte nicht lachen. Er konnte es einfach nicht. Das wusste sie. Mit der Macht des Gebots hatte sie erkundet, was es mit seiner Besessenheit wirklich auf sich hatte. Der Croyel lachte durch ihn; er gebrauchte Lunge, Kehle und Mund ihres Jungen, um seine Bösartigkeit auszudrücken.
    »Ah, da bist du also, Mom.« Verachtung und Angst ließen seine Stimme beben. Sie zerschnitt Linden wie die Messer der Traumata, die sie Liand abg enommen hatte. »Gefällt dir, was du bisher erreicht hast? Du wirst mich nicht lange festhalten können. Sie, die nicht genannt werden darf, wird dich lebend fressen, aber mich nicht anrühren. Ich würde ihr nicht schmecken. Und Roger wird mich ohnehin bald holen kommen.
    Aber weißt du, was das Schönste ist?« Er versuchte, in überlegenem Tonfall zu sprechen, was ihm jedoch nicht recht gelang. »Du täuschst dich in Bezug auf mich. Die Mahdoubt hat die Wahrheit erkannt, sie sich aber selbst wieder ausgeredet. Ich gehöre dem Verächter. Mit Haut und Haar. Seit ich vor zehn Jahren meine Hand in dieses Freudenfeuer gelegt habe. Ich habe sogar gelernt, mich darüber zu freuen.
    Du hast immer wieder versucht, mich zu erreichen, du hast dich so ernstlich abgemüht, dass ich einfach lachen musste.«
    Jeremiah … Der Croyel oder er bewirkte, dass Linden am liebsten laut geschrien hätte. Sie sehnte

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