Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
Vom Netzwerk:
füttern. Von den Augen und Reißzähnen des Croyel drohten zu viele Gefahren. Und sie konnte weder das Ausmaß seiner Verzweiflung noch die Kraft seiner Magie abschätzen. Vielleicht würde das Ungeheuer Jeremiah dazu veranlassen, nach ihrem Stab und dem Weißgoldring zu greifen. Vielleicht glaubte es, sich durch Theurgie befreien zu können, ehe der Krill ihm die Kehle durchschnitt.
    Das wollte sie auf keinen Fall riskieren.
    Über die Schulter hinweg fragte sie widerwillig: »Liand, hilfst du mir bitte?«
    Er sprang sofort auf. Aber bevor er näher kommen konnte, fauchte der Croyel erbittert: »Halt diesen Lümmel von mir fern!« Wut und Angst verzerrten Jeremiahs Stimme. »Tust du es nicht, sollst du erfahren, was wirklicher Schmerz ist.«
    In der Verlorenen Tiefe hatte das Scheusal nicht Linden, sondern Liand angegriffen. Sie wusste nicht, weshalb - aber sie beherzigte seine Warnung.
    Linden brachte den Steinhausener mit einer Handbewegung zum Stehen. »Entschuldigung, das hatte ich vergessen. Dich scheint er mehr zu fürchten als mich.«
    »Das ist merkwürdig«, antwortete Liand sichtlich nervös. »Für ein so mächtiges Wesen stelle ich keine Gefahr dar. Trotzdem zeugt sein Verhalten von Angst. Darüber muss ich nachdenken. Ich will nicht noch mal verletzt werden, aber vielleicht…«
    Linden schüttelte den Kopf. »Nicht gleich jetzt.« Sie wollte ihn unter keinen Umständen aufs Spiel setzen. In dieser Beziehung verstand sie Pahnis Angst sehr gut. »Im Augenblick braucht Jeremiah nur Essen.
    Bhapa? Bist du so freundlich?«
    Der ältere Seilträger suchte sofort eine Handvoll Obst, einen Kanten Brot, eine Ecke Käse, etwas Schinken und einen Wasserschlauch zusammen und kam damit zu Linden, die weiter vor Jeremiah stand. »Ich bin bereit, Ring-Than«, erklärte er ihr. »Habe ich nicht gesagt, dass mein Leben dir gehört, soweit der Mähnenhüter oder die Ranyhyn nichts anderes bestimmen? Was du wünschst, soll geschehen.«
    Linden atmete tief durch und hielt kurz den Atem an. »Dann hoffe ich, dass du ihn füttern kannst«, sagte sie. »Ich wage mich nicht zu nahe an ihn heran.« Sie fürchtete sich vor ihrem eigenen Sohn. »Ich weiß nicht, wozu die Bestie imstande wäre, wenn sie meinen Stab in die Hände bekäme. Oder Covenants Ring.«
    Bhapa nickte. »Wie du wünschst, Ring-Than.« Er war sichtlich angespannt, zögerte aber keine Sekunde lang. Mit einem Schritt gelangte er an Jeremiahs Seite. Als Erstes versuchte er vorsichtig, ihn mit einem Stück Melone zu füttern.
    Einen, zwei Herzschläge lang schien der Junge gar nicht zu merken, dass er Essen auf der Zunge hatte. Dann machte er plötzlich den Mund zu. Nachdem er gekaut und geschluckt hatte, riss er ihn wieder auf.
    Danach aß er ein Stück Käse, dem etwas Brot und Schinken folgten. Er ließ sich von Bhapa den Kopf in den Nacken drücken, damit er Wasser trinken konnte. Schon bald aß er so rasch, wie Bhapa ihn füttern konnte.
    Linden, der die eigene Schwäche verhasst war, kehrte ihrem Sohn den Rücken zu und ging zu dem Eifrigen hinüber.
    Der in der Mitte des Halbkreises stehende Insequente hatte sichtlich Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Sie hatte den Eindruck, er schwinde dahin - er schien bereits wieder an Gewicht verloren zu haben -, und sein Anblick zerriss ihr das Herz. In der Verlorenen Tiefe hatte er aufopferungsvoll dafür gekämpft, Linden und ihre Gefährten am Leben zu erhalten. Er hatte sie davor gerettet, von Ihr, die nicht genannt werden darf, verschlungen zu werden. Dafür musste er jetzt büßen.
    Wie die Mahdoubt…
    Aber Lindens Bedürfnisse waren stärker als ihre Sorge um ihn. Sie wusste sonst niemanden, den sie hätte befragen können. Also biss sie sich auf die Unterlippe und zwang sich dazu, seine Notlage zu ignorieren.
    »Weißt du eine Erklärung dafür?«
    Der Eifrige musterte sie besorgt. »Lady?«
    »Wieso hat der Croyel Angst vor Liand? Weshalb nicht vor mir?«
    »Darüber weiß ich leider nichts.« Seine Stimme wurde allmählich schwächer. »Bei ihren Weissagungen haben die Insequenten sich nicht mit dem Steinhausener befasst. Und da ihre Voraussagen nun zu Wasser geworden sind, wie ich deinen Gefährten zu erklären versucht habe, habe ich nichts mehr zu geben, Lady. Mit mir geht es zu Ende.«
    »Dann sprich, solange du noch kannst«, forderte Linden, die sich wegen ihrer Selbstsucht hasste. Aber dies war ihre einzige Chance. »Du hast gesagt, die Überflutung habe alles verändert. Mein Schicksal soll

Weitere Kostenlose Bücher