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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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den Linden empfand. Stave und die Gedemütigten sagten nichts. Aus unerfindlichen Gründen hielt der Croyel sich mit Spott und Sarkasmus zurück. Aber Mahrtür hob eine Hand, um Zirrus Gutwinds Arm zu berühren.
    »Komm, Riesin«, forderte er sie ruhig auf. »Wir wollen nachsehen, was noch von der großzügigen Spende des Eifrigen übrig ist. Auch wir Ramen müssen Liands Tod beklagen. Aber es liegt in unserer Natur, das durch Laufen zu tun, wie Seilträgerin Pahni jetzt läuft - und Seilträger Bhapa vielleicht auch. Ich werde meinem eigenen Kummer Ausdruck verleihen, sobald feststeht, wie sehr uns die Zäsuren geschadet haben.«
    Gutwind, die Covenant trug, schloss sich schweigend dem Mähnenhüter an, als er sich bergab auf dem Weg zu dem Lager am Bach machte, in dem die Gesellschaft ihre Vorräte zurückgelassen hatte.
    Auch die anderen Riesinnen nickten Linden zu und folgten den beiden. Aber nicht mehr schweigend. Die Eisenhand begann leise zu singen.
     
    »Es gibt keinen Tod, der nicht tief empfunden wird,
    Keinen Schmerz, der nicht durch Mark und Bein geht.
    Aller Kummer gleicht der endlosen Brandung des Meeres,
    Ihrem Brausen und Wogen, das keine Spuren hinterlässt,
    Sondern nur Sand statt zu Stein gewordener Ewigkeit.«
    Frostherz Graubrand fiel bei der zweiten Zeile ein, Rahnock bei der dritten. Zeile für Zeile brachte eine Riesin sich mit ihrer Traurigkeit ein, bis zuletzt alle mitsangen. Noch vor dem Ende der zweiten Strophe war Kaltgischts Totenklage zu einem Choral geworden.
     
    »Doch Stein überdauert, überdauert auch die Brandung:
    Er wird zu Sand, und doch bleibt die Welt aus Stein.
    Werden Küsten abgetragen, entstehen anderswo neue Berge,
    und so ist das traurige Lied der See keine Totenklage:
    Es ist ein Gebet zu Felsen, die an die Himmel stoßen.«
    Zur Ruhe von Stein, der irgendwann dem Meer begegnet:
     
    »Eine große Harmonie, die Jubel und Klage zugleich ist.
    Diese Musik ist die Antwort der Erde auf Schmerzen,
    Die mähliche Erlösung, die uns von den Knien erhebt,
    Sodass jäher Tod Verlust, aber auch Gewinn bedeutet.«
    Sturmvorbei Böen-Ende trug wie bisher Anele, der weiterhin bewusstlos war, aber weiter den Sonnenstein umklammerte, als hinge sein Leben davon ab.
    Als die letzten Riesinnen den Grat verließen, trennten Clyme und Branl sich und gingen nach Norden und Süden auseinander, um ihre unzulängliche Wache wieder aufzunehmen. Auch Stave verschwand im Dunkel, entfernte sich aber nicht allzu weit. Und Galt, der Jeremiah vorsichtig den mit Felsblöcken übersäten Hang hinunterführte, folgte den Schwertmainnir. Bald war Linden mit Liands Leiche allein.
    Unter unbarmherzig kalt scheinenden Sternen mit ihm allein.
    Linden betrachtete kurz ihren Stab und Covenants Ring, hob sie aber nicht auf. Stattdessen bewegte sie sich langsam auf Liands leblose Gestalt zu. Gewinn, dachte sie dabei. 0 Liand! Sie sank neben ihrem Freund auf die Knie und senkte den Kopf, bis ihre Stirn fast das weiße Gestein des Hügelgrats berührte.
    Im Widerspruch liegt Hoffnung.
    Vielleicht stimmte das. Aber sie konnte noch keine erkennen. Ihr einziger Trost war, dass Jeremiah nicht Lord Foul gehörte. Wäre das der Fall gewesen, wie der Verächter offenbar glaubte, hätte er seine Gedanken nicht in Gräbern verbergen müssen.
    Als Linden endlich in den Canyon zurückkehrte - mit ihrem Stab in der Hand, Covenants Ring an der Kette um ihren Hals, mit tiefen Sorgenfalten im Gesicht -, brach im Osten bereits der neue Tag an und ließ die Hügel als zerklüftete Silhouette hervortreten. Stave hatte sich zu ihr gesellt, als sie den Abstieg begonnen hatte; aber er hatte nichts gesagt, keine Fragen gestellt. Und auch sie hatte geschwiegen. Was hätte sie sagen können, das Stave nicht schon gehört hatte?
    Sie stiegen schweigend auf dem schiefrigen Untergrund ab, bis sie den tiefen Sand am Bachufer und das ungeduldige Murmeln des Wassers erreichten.
    Dort fanden sie ihre Gefährten damit beschäftigt, ihre Vorräte zu sortieren, die eine von Joans Zäsuren durcheinandergewirbelt hatte. Im Licht des Krill sah Linden, dass mehrere Bündel übrig geblieben waren. Die meisten Bettrollen waren ebenso fortgewirbelt wie einige Wasserschläuche und zwei, drei Säcke mit Lebensmitteln. Aber der größte Teil der von dem Eifrigen mitgebrachten Vorräte war noch da.
    Das war ein glücklicher Zufall, auf den sie nicht zu hoffen gewagt hatte. Aber er berührte sie nicht.
    Anele war jetzt wach und aß ein bescheidenes Mahl,

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