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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Schwertern, ohne sie jedoch zu ziehen.
    Schwüle Stille lag in der Luft, erschwerte jeden Atemzug. Linden machte instinktiv einen Schritt auf Jeremiah zu und entlockte dem Stab des Gesetzes panikartige Schwärze. Seine Flamme lohte scharf umrissen und düster wie der Stab selbst, ein schwarzes Lodern vor dem gelblich braunen Himmel. Aber Linden nahm sie nicht wahr. Sie sah nur Galts leidenschaftslose Miene, das vergebliche Zähnefletschen des Croyels und die Wildheit in seinen glühenden Augen.
    Mahrtiir und die Eisenhand riefen gleichzeitig Lindens Namen. Benommene Verwirrung bemächtigte sich der restlichen Gesellschaft. Galts Faust umschloss den Krill fester. Er hielt Jeremiah weiter an der Schulter gepackt; studierte Linden wie ein Mann, der niemals blinzelt. Aber Stave, der Lindens Flamme ignorierte, brachte seine erhobene Hand wie eine Barriere zwischen Galt und sie.
    »Halt ein, Auserwählte«, sagte er scharf. »Wenn es sein muss, bitte ich dich darum. Er ist ein Haruchai, ein Meister, einer der Gedemütigten. Wählt er den Tod, kann selbst deine Macht seine Hand nicht aufhalten.«
    »Muss«, murmelte Anele fast unhörbar. »Kann nicht.«
    Linden, die mitternächtliches Feuer wie Flächenblitze über den Hügelkamm verbreitete, warf sich herum und funkelte Covenant an.
    »Du musst ihn stoppen!«, rief sie mit einer Stimme, die dunkel war wie ihre Flamme. »Du hast es ihnen wieder und wieder gesagt! Du hast mich immer unterstützt, seit ich dich zurückgebracht habe!« Und Esmer hatte Jeremiahs zerdrücktes Rennauto wieder heil gemacht. Das ließ doch auf eine mögliche Rettung ihres Sohns hoffen? »Lass nicht zu, dass er das tut!«
    Covenant stand unsicher zwischen Bhapa und Pahni. Er sah Linden nicht einmal an. In Erinnerungen verloren wirkte er so erbärmlich wie ein beraubtes Grab. Seine Kaumuskeln verkrampften und lösten sich, verkrampften und lösten sich im Rhythmus seines stummen Herzschlags.
    »Linden Avery.« Stave sprach fast schreiend laut. »Lösche dein Feuer. Der Zweifler kann nicht antworten. Wäre er dazu imstande, würde er dem Gedemütigten bestimmt Einhalt gebieten. Aber das kann er nicht. Und solch befleckte Erdkraft ist sicherlich ein Lichtsignal für jedes lehrenkundige Wesen, das auf unsere Vernichtung sinnt.
    Ich habe gesagt, dass ich Galt antworten werde. Das tue ich auch. Aber zuvor musst du dieses unheilvolle Schauspiel beenden.«
    Lindens Verstand schien endlich ihr Tun, ihre Verzweiflung einzuholen. Trotz der Wut, die in ihren Ohren dröhnte - Wut oder Angst -, hörte sie Stave. Covenant konnte ihr nicht helfen; nicht in diesem Zustand. Und sie hatte nie einem Haruchai mit Erdkraft oder wilder Magie entgegentreten wollen. Staves Stammesgenossen waren Freunde des Landes, wenn auch nicht ihre.
    … deine Macht kann seine Hand nicht aufhalten.
    Wie in Fieber- oder Kälteschauern zitternd keuchte Linden: »Also gut. Also gut. Antworte ihm. Sofort!«
    Jeder Muskel ihres Körpers schmerzte, als sie sich dazu zwang, ihre Raserei zu dämpfen und das schwarze Feuer erlöschen zu lassen.
    Vorübergehende Erleichterung ließ die Riesinnen, die Ramen aufatmen. Doch sie verflog rasch wieder. Sogar Aneles blinde Augen schienen Linden zu folgen, als sie sich wieder nach Galt umdrehte. Nur Jeremiah ließ kein Anzeichen dafür erkennen, dass ihm seine Gefahr bewusst war - nur Jeremiah und Covenant nicht.
    »Sprich, Galt«, forderte Stave ihn auf. »Schildere deine Absichten, damit deine Gefährten sie verstehen können. Dann höre meine Antwort.«
    »Das werde ich tun«, wiederholte Galt. »Andere haben gelegentlich ihre Absichten verschleiert. Aber wir sind die Gedemütigten, Meister und Haruchai. Wir verachten solches Verhalten.«
    In Lindens Ohren klang jedes seiner Worte wie der dumpfe Takt eines Klagelieds.
    »Unsere Gründe sind zahlreich«, begann er. »Der geringste ist, dass ich dieses Scheusal nicht auf den Rücken von Bhanoryl oder irgendeines anderen Ranyhyns setzen will. Alle Haruchai ehren die Ranyhyn. Ich werde ihnen kein Ungeheuer wie den Croyel aufbürden.«
    Mahrtiir erwiderte sofort: »Du bürdest niemandem etwas auf, Meister.« Sein Zorn war ebenso scharf wie der Galts. Er hielt seine Garotte weiter zwischen den Fäusten gestrafft. »Die Ranyhyn werden dich und den Jungen und das Ungeheuer tragen - oder eben nicht. Ihre Entscheidungen hast nicht du zu treffen.«
    Galt ignorierte den Mähnenhüter. Er wandte sich mehr an die Riesinnen als an Stave, die Ramen oder Linden, als er

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